Etwa 200km nach Puerto Madryn und
noch 900km von Buenos Aires entfernt, hat es bei voller Fahrt auf einmal voll
den Schlag getan. Steffen hat angehalten und unters Auto geschaut. Das Öl
tropfte aus dem Getriebe, wie aus einem Wasserhahn. Scheiße! Was tun, wir
hatten kein Getriebeöl dabei. Also sind wir erstmal langsam weiter gefahren.
Die Geräusche wurden immer lauter und schlimmer, bis Steffen gesagt hat, so
kann er nicht mehr weiter fahren. Aber was tun, ohne Bargeld. Ein paar
Kilometer entfernt war ein Dorf, doch auch dahin zu fahren wäre nicht mehr
gegangen und ob es da einen Mechaniker gibt ist auch fraglich. Wir haben dann
nach einer Weile ein Auto, das aus der Richtung des Dorfes kam angehalten und unser
Problem erklärt. Der Fahrer kam aus dem Dorf und kannte dort auch den einzigen
Mechaniker. Den hat er für uns angerufen und ihm unsere Situation erklärt. Nach
einer Weile kam der Mechaniker Lucas, ein noch ziemlich junger und meinte, er
würde uns helfen, aber hätte selbst keine Zeit, Steffen müsste alles selbst machen... Das
wir keinerlei Geld hatten, hat ihn nicht weiter gestört. So hat er uns erstmal
abgeschleppt zu seiner Werkstatt und hat Steffen gesagt, er solle das Getriebe
komplett ausbauen. Das war schon mal eine größere Aktion. Das Auto musste
ziemlich hoch aufgebockt werden, um das Getriebe am Stück rauszubekommen. Am
Ende haben Steffen plus zwei Männer das Getriebe herausgehieft und dann wurde
es erstmal abgedampft, bevor es bis zur Werkbank getragen wurde.
Dort haben wir das Getriebe dann
geöffnet. Und konnten den Schaden im Transmissionsteil deutlich sehen. Das ist
der Teil vom Getriebe, wo man vom 2-Radantrieb auf 4-Radantrieb umschaltet.
Einige Zähne des Zahnrades waren ganz schön demoliert.
Nur was jetzt... So ein Zahnrad
bekommt man hier in Argentinien
nirgendswo. Die einzige Möglichkeit wäre das Zahnrad in Buenos Aires reparieren
zu lassen. Da bauen die die Zähne irgendwie wieder hin. Das ist aber
schweineteuer und hält dann auch nicht lange. Die einzige Möglichkeit wäre
also, wenn unser Freund Francisco, den wir in Chile in Los Andes kennengelernt
hatten, und der das gleiche Auto hat, noch so ein Getriebe für uns hat. Die
Möglichkeit bestand, denn Francisco hatte in seinen Landcruiser einen anderen
Motor und damit auch eine anderes Getriebe eingebaut. Doch wir hatten gar keine
Telfonnummer oder irgendwelche Kontaktdaten von Francisco und auch nur den
Vornamen...
Wir sind dann erstmal Abends von
der Mutter des Mechanikers zu einem Assado mit Kartoffelbrei und Salat
eingeladen worden. Außerdem zu einer heißen Dusche und einem Bett im warmen
Haus. Graciela und die ganze Familie waren wirklich sehr herzlich und so haben
wir erstmal ordentlich reingehauen und dann geruhsam geschlafen. Am nächsten
Morgen ist Steffen früh morgens mit dem Vater von Lucas wieder in die Werkstatt
gefahren und ich habe mit Graciela versucht Francisco in Chile ausfindig zu
machen. Was wir dann letztendlich über die Zentrale der Firma, für die er
arbeitet, geschafft haben. Ich hab ihn angerufen und er meinte er habe das
Getriebe. Ein Glück! Nur wie bekommen wir nun das Getriebe von Chile nach
Argentinien? Der Mechaniker Lucas hat vorgeschlagen, wir sollten mit unserem Getriebe,
so wie es ist jetzt erstmal nach Buenos Aires weiterfahren, das würde schon
gehen, denn die Strecke sei eben. Wir sollten langsam fahren und alle 200km Öl
nachfüllen. Unser Freund Francisco sollte uns die kaputten Teile des Getriebes
nach Buenos Aires schicken und dort sollten wir in einer Werkstatt dann die
Teile austauschen. Er kenne auch vertrauenswürdige Werkstätten in Buenos Aires,
wo wir das machen könnten. Ok, also Francisco den Plan erklärt und erstmal
losgefahren nach Buenos Aires. Zuvor wurden wir von der Mutter Graciela und der
Oma noch reichlich beschenkt mit Nudeln, Zwiebeln, Kürbis und Schampoo,
Duschmittel und Creme. Der Vater hat uns noch zwei Mützen geschenkt, damit wir
beim schrauben nicht so dreckige Haare bekommen ;-).
Lucas, der Mechaniker hat uns
nichts berechnet, noch nicht einmal für die 8-10 Liter Getriebeöl, die er uns
ins Getriebe gefüllt hat. Das sei ein Geschenk für die Reise. Da hatten wir mal
wieder wahnsinnig Glück! In so einer Notsituation an solch nette Leute zu
geraten. Das ganze ist im Dorfe Stroeder passiert. Auch eine ehemals deutsche
Kolonie.
Auf dem Weg nach Buenos Aires lief
das Auto dann echt gut und man konnte das Getriebe kaum hören. Wir haben aber
auch regelmäßig Öl nachgefüllt. Francisco haben wir auf der ganzen Fahrt nicht
mehr erreicht, so wussten wir immer noch nicht wies weiter gehen soll, als wir in
La Plata, einem Vorort von Buenos Aires, ankamen.
Die Strecke bis nach Buenos Aires
war nicht weiter spannend, außer dass es alle möglichen Vögel, Bieber und
Storchen direkt von der Strasse aus zu beobachten gab. Ansonsten war es mehr
oder weniger Pampa, die dann langsam etwas grüner wurde, bis nach Buenos Aires.
Und ein paar eisige Nächte hatten wir auch.
Ach, und dieses tolle Bild ist
auch noch auf dem weg entstanden :-):
Über Buenos Aires schreiben wir
dann im nächsten Bericht...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen