Montag, 23. Juni 2014

Das Leben ist ein Hindernisslauf...


Also Kinder, von uns gibt es ja in letzter Zeit nur sporadisch etwas Neues, aber wie wir ja schon geschrieben haben, sind wir hier schwer am arbeiten. Glücklicherweise ist die Arbeit, auch wenn sie hart ist, gleichzeitig die Erfüllung eines kleinen Traumes von mir. Wir bauen hier einen Parcours für die Schule hier in Hermosa. Da die ganze Geschichte wie es dazu gekommen ist ziemlich unglaublich ist, möchte ich sie mit euch teilen.
Einige von euch Lesern wissen dass ich meine Examensarbeit über die Sportart „Parkour“ und verwandte Sportarten geschrieben habe. Die Grundidee des Sport ist es, Hindernisse die sich einem darbieten möglichst ökonomisch, den eigenen Fähigkeiten entsprechend und ohne viel Firlefanz zu überwinden. So und damit ihr  erst einmal wisst worum es sich überhaupt dreht und hier auch was lernt, ein kurzer Abschnitt aus meiner Arbeit:

Le Parkour wird als Bewegungsdisziplin oder auch als Bewegungskunst be-schrieben, bei welcher der Teilnehmer, der Traceur (= der, der eine Linie zieht) genannt, andere Wege einschlägt als die, die ihm auf architektonische oder kulturelle Art und Weise vorgegeben sind. Der Traceur wählt seinen eigenen Weg durch den natürlichen oder urbanen Raum und läuft entlang eines sich selbst vorgegebenen Weges. Dabei überwindet er jegliche Hindernisse, die sich ihm auf diesem selbst gewählten Weg entgegenstellen. Die Hindernisse werden so schnell und so effizient wie möglich überwunden, wobei die Kontrolle der Bewegungsausführung und der Bewegungsfluss der Bewegungskombination im Vordergrund stehen. Le Parkour wird als Kunst der effizienten Fortbewegung verstanden und schließt einen Wettkampfgedanken aus (vgl. Gerling, Pach & Witfeld, 2010; Rochhausen, 2010).
Die meisten Autoren führen die Ursprünge der Sportart auf die „Méthode naturelle“ zurück. Diese wird von vielen Autoren als geschichtliche wie auch philosophische Grundlage der Sportart Le Parkour gesehen. Die „Méthode naturelle“ wurde von Georges Hébert entwickelt. Auf seinen ausgedehnten Reisen rund um den Erdball beeindruckten ihn vor allem die körperliche Fitness und die Bewegungsfertigkeiten der Natureinwohner überall auf der Welt. „Ihre Körper waren prächtig, flexibel, flink, geschickt, ausdauernd, beständig und doch hatten sie keine anderen Erzieher in Gymnastik als ihr Leben in der Natur“ (parkourpedia.com, Georges Hébert).

Lange schon war es ein Traum von mir einen eigenen Parcours zu entwerfen und zu bauen indem man eben jene „Méthode naturelle“  anwenden kann. Am Liebsten natürlich in meiner Heimat und auf meiner geliebten Insel... (nicht Rügen...) Jedoch zeigten die Bemühungen Geschäftsleute und Kommunalpolitiker der Region für diese Idee zu gewinnen offensichtlich keinen Erfolg.
Da wir ja nun mehr oder weniger von der Hand in den Mund reisen, hielt ich es für eine gut Idee mich mit der Sportlehrerin und Personal-Trainerin des Ortes bekannt zu machen. Nach etwas Smalltalk kamen wir dann schnell auf meine Fachgebiete zu sprechen und ich erzählte ihr von meiner Examensarbeit. Sie war ganz aus dem Häuschen und meinte ich müsste unbedingt David den Besitzer der Schule kennenlernen. Dieser sei auch sehr interessiert an diesem Thema.
David war dann ein sehr interessanter Charakter. Ein kanadischer Geschäftsmann der viel herumgekommen ist, sein Geld in der Fitnessbranche gemacht hat und sein Zuhause schließlich hier in Costa Rica gefunden hat. Ich hatte auf Grund meines Sportstudiums glücklicher Weise gleich einen Stein bei ihm im Brett. David hat auch Sport in Deutschland studiert und profitiert seiner Meinung nach noch heute davon.
Da ich nun auch noch deutscher Handwerker bin, war für ihn gleich klar ich kann seinen Parcours bauen. Er gab uns zunächst ein kleines Budget und wir begannen mit einem nun etwas größeren Gerät für die Fitnesskurse von Jill. Mittlerweile wohnen wir in seinem Haus direkt am Strand, unser Budget ist großzügig vergrößert worden und es gibt reichlich frische Mangos und Kokosnüsse zu futtern. Wer nun aber denkt wir hätten wiedermal unglaubliches Glück gehabt, der werfe mal einen Blick auf unsere Hände...



Aber mit solchen Händen verdient man sich halt so eine Ausblick vom Gartentor...



eine geräumige Küche 


Immer frische Mangos...


Ein Wohnzimmer wie dieses...



Der Parcours sieht zur Zeit so aus, aber das nächste Gerät wird schon morgen geschweißt... Man darf also gespannt bleiben...







Fast hätte ich es vergessen, einige Begegnungen mit der örtlichen Fauna gab es auch noch...
Zunächst hat es sich eine Schlange in einer unserer Hängematten bequem gemacht. Was David ganz schön durcheinander gebracht hat. Lena und ich nahmen es eher gelassen... Wer übrigens rausfindet was für eine Schlange das ist und ob sie giftig ist, gewinnt eine Postkarte...





Die zweite tierische Begegnung hatte Lena. Nichtsahnend geht sie in den Schuppen um unser Werkzeug aus dem Regal zu holen und plötzlich flattert ihr ein Bündel aufgeregter und kreischender Federn entgegen. Hatte sich doch glatt eine Henne vom Nachbarn sich unser Werkzeug als Nest auserkoren. Tom der Hausmeister des Geländes wurde Zeuge des Geschehens und bekommt sich heute noch kaum ein vor Lachen wenn wir über die Situation reden.


Und Fussball darf natürlich auch nicht fehlen... Hier die Schule am letzten Schultag vor den Ferien beim Spiel Costa Rica gegen Italien... noch sitzen alle... leider konnte man sich nach dem Spiel vor Armen und Beinen kaum retten und an Fotografieren war gar nicht zu denken.


So demnächst gibt es mehr von den Entwicklungen hier vorort. Bisher läuft hier alles wie geschmiert...





Dienstag, 10. Juni 2014

El aventura grande

Wir haben 4 Tage einen kleinen Kurztrip auf der Halbinsel Nicoya unternommen... war wunderschön, sehr abenteuerlich und auch ein bisschen anstrengend...
Aber von vorne... Am Freitag sind wir gegen Mittag aufgebrochen. Da die Strecke entlang der Küste von hier aus ein bisschen kompliziert ist, da mehrere Flüsse überquert werden müssen. Was eigentlich nur in der Trockenzeit geht, aber wir hatten uns vorher bei den Locals erkundigt. Da die uns ja mittlerweile alle kennen und mögen, wollte jeder mit uns mitfahren und uns den Weg zeigen, aber keiner hatte so richtig Zeit. Doch der Freund unserer, bzw. Micks Putzfrau ist dann mit uns gefahren. Marita, unsere Putzfrau mit dabei ;-). Also am Freitagmittag los, in einem Affentempo, wie die Ticos hier eben über die Dirtroad preschen (deswegen gibts von diesem Teil der Reise leider keine Bilder). Bis nach Manzanillo, dann ein paar Kilometer am Strand entlang und dann wieder ins Landesinnere. Mehrere Flüsse überquert, ohne große Probleme (Wasser etwa Wadentief). Dann über den letzten großen Fluss, den Rio Bongo, sind wir lieber ein Stück weiter landeinwärts über ne Brücke. Geschafft, Putzfrau und ihr Freund wieder zurück nach Hause und wir weiter, bis nach Playa Coyote. Dort haben wir unsere erste Nacht verbracht. Auf dem Motorrad hatten wir alles mit dabei: Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Kocher, Töpfe, Essen, Hängematte, einfach alles. Wir waren ganz schön beladen. Hier  unser Moto in einem kleinen Regenschauer auf dem Hinweg:


In Playa Coyote haben wir bei Carlos auf dem Campingplatz gecampt. Wir waren die einzigen Gäste, da in der Regensaison nur wenige Touristen in Costa Rica sind, was mir sehr gut gefällt :-). Unser Zelt , sozusagen direkt am Strand, mit Blick aufs Meer:





Am nächsten Tag sind wir nach dem Frühstück ins Landesinnere, bis nach Nicoya gefahren. Durch wunderschöne Teakwälder, Urwälder, vorbei an Weiden, grünen Hügeln... Immer bergauf bergab, alles Dirtroad. Wunder wunderschön! 







In Nicoya mussten wir dann erstmal das Radlager vorne austauschen lassen. War aber kein Problem, obwohl Samstag war, einen Mechaniker zu finden, da Nicoya eine relativ große Stadt ist. Dann von Nicoya eine wunderschöne geteerte! kurvige Straße wieder runter an die Küste bis zum Playa Corillo. Dort haben wir dann unser zweites Nachtlager aufgeschlagen. Wir waren wieder die einzigen Gäste. War nicht so idyllisch, wie der erste Campingplatz, aber immerhin haben wir überhaupt einen gefunden und wir durften unterm Dach zelten, wegen dem Regen.





Am nächsten Morgen haben wir dann noch ein Bad am Playa Corillo genommen und haben uns auf den Rückweg gemacht. Diesmal die Küsten"straße" entlang.





Hier ein typischer Cosra Ricanischer Ochsenkarren:




Leider sind wir nicht weit gekommen, gerade mal bis Punta Islita. Dann ist uns die Hinterbremse auseinander gebrochen. Kein Mechaniker im Dorf und dazu auch noch Sonntag. Aber die Ticos sind zum Glück super hilfsbereit, und so hat gleich einer angehalten und uns zu Jesus, alias Papichulo, gebracht, der McGyver des Dorfes. Der hat uns dann das gebrochene Teil der Bremse aus nem anderen Stück Metall ausgeschnitten und wieder eingebaut. Das hat den ganzen Tag gedauert. Seine Frau hat für uns Essen bestellt, aus dem Restaurant, in dem sie arbeitet. Reis, Bohnen, Hühnchen und Salat, das Standardessen hier. Aber einer willkommene Abwechslung, denn vom Campingkocher gabs ja immer Pasta.


Das zerbrochene Teil:


Blick zurück auf Punta Islita:


Wir sind dann nicht mehr weit gekommen an diesem Tag. Ein oder zwei Buchte weiter haben wir wieder einen idyllischen Campingplatz gefunden. Wieder die einzigen Gäste, keine Menschenseele weit und breit, der ganze Strand für uns!


Blick aus unserem Zelt: (wir konnten wieder unterm Dach schlafen, da der Campingplatz ja eigentlich eh nicht in Betrieb war)



 Am nächsten Moregn dann, unser letzter Tag, früh los immer weiter die Küste entlang. Am Playa San Miguel kurzer Stop zum Baden:


So sieht man übrigens aus, wenn man immer in kurzen Hosen und T-Shirt in der Sonne arbeitet :-):


Hier eine Farm, an der wir vorbei gekommen sind: 


Bis wir schließlich wieder am Playa Coyote angekommen sind:


Ab hier kam wieder der schwierige Abschnitt, mit den vielen Flüssen. Deshalb sind wir vorher nochmal bei Carlos am Campingplatz vorbei, um uns zu stärken. Er hat schnell Reis mit Schrimps für uns gekocht, dazu grüne Bratbanane und Salat. Mmmh! Oberlecker!
Dann wollten wir endlich los. Oh oh, das Moto hat nen Platten. Scheiße! Auf dem Weg kommt nichts mehr. Also alles Gepäck abgeladen und Steffen ist zurück bis San Francisco und hat den Reifen gewechselt. Ich bin solange bei Carlos geblieben, hab ein Mittagspäuschen in der Hängematte gehalten und mit Carlos geplaudert... 
Als Steffen endlich zurück kam war es schon ganz schön spät und dunkle Regenwolken zogen auf. Nicht gerade die besten Vorraussetzungen für diesen Teil der Strecke, aber uns bleib nichts übrig, da Steffen am nächsten Morgen Sportunterricht in der Schule in Hermosa geben musste...
Also los. Hat nicht lange gedauert, dann hats angefangen zu regnen. Wir haben ein paar Flüsse überquert, die kein allzu großes Problem waren. Ich bin immer zu Fuß durch, um zu schauen, wo die flachste Stelle ist:





Bis wir zum Rio Ario kamen. Der größte Fluss auf unserm Weg und mit ziemlich starker Strömung. Krokodile gibts hier übrigens auch, wir haben aber zum Glück keines gesehen. 


Also los. Ich die flachste Stelle gesucht und Steffen ist losgefahren:


So weit hat ers geschafft, bis in die Mitte, dann ist das Motorrad ausgegangen und auch nicht wieder angesprungen. Ich wieder in den Fluss gehechtet und mit Steffen zusammen unser Monschter aus der reissenden Strömung gehieft. Ist zum Glück dann an Land auch wieder angesprungen...


Das war fast der letzte Fluss und danach hat es so stark angefangen zu regnen, dass ich mich nicht mehr getraut hab, meinen Fotoapparat rauszuholen. Bei strömendem Regen sind wir am Strand entlang. Es hat so stark geregnet, dass man kaum die Augen öffnen konnte. Der Regen ist in die Regenjacken reingelaufen...wir waren völlig durchnässt und unser Gepäck natürlich auch. Immer wieder musste ich absteigen, weil Steffen sich fest gefahren hatte. Ab Manzanillo dann wieder Dirtroad bis nach Hause. Es hat so stark geregnet, so dass der Weg ein einziger Fluss war und es war schwierig zu erkennen, wo die tiefen Schlaglöcher sind. So ist unser Monster noch ein paar mal ausgegangen, weil wir es fast versenkt hätten, es hat uns aber heile nach Hause gabracht. Zwar von oben bis untern mit Matsch und Sand bespritzt, wir und das sämtliche Gepäck völlig durchnässt, aber alles heil geblieben.
Heute mussten wir dann ertsmal nen Ölwechsel machen, weil wir Wasser im Öl hatten :-). Und sämtliche Filter von unsrerem Moto sind immer noch völlig nass, aber da hat unser Monster echt was geleistet! Doch ein gutes Motorrad gekauft!





Montag, 2. Juni 2014

Firmengründung: German engeneering

Ich weiss, wir haben lange nichts von uns hören lassen. Das heisst jedoch nicht, dass wir nur faul in der Hängematte gelegen haben ;-). 
Wir haben nen neuen Job: Nachdem Steffen bei Jill, die Personaltrainerin von der Gegend, gewesen ist und ihr eigentlich bei ihren Stunden ein bisschen helfen wollte, hat er Jills Boss David kennengelernt.
Er ist auch der Besitzer der Schule in Hermosa, eine Grundschule, bisschen alternativ, die Kids haben z.B. jeden Morgen ne Stunde Sport. David ist Canadier und hat Sport in Köln studiert. Außerdem ist er totaler Fan von dem Sport Parkour. Da Steffens Examensarbeit über Parkour war und Steffen auch Sport in Deutschland studiert hat, ist David nun total angetan von Steffen. 
Jetzt ist es unsere Aufgabe, natürlich gegen Bezahlung, ein paar Turngeräte und Parkourhindernisse um das Fussballfeld der Schule zu bauen. David ist erstmal in Urlaub gefahren, mit Steffens Examensarbeit im Gepäck. Wir schuften hier nun schon seit 2 Wochen, so ziemlich jeden Tag von morgens bis abends in der knallen Sonne. Viel harte Arbeit für zwei Studenten, die gerade frisch vom Schreibtisch kommen: Löcher ausheben, Zement anmischen, Schweisen... Unsere Hände haben inzwischen Schwielen, wie die eines Bauarbeiters ;-), aber das Ergebnis kann sich sehen lassen:

Hier der Bau unseres ersten Sportgeräts, das eigentlich hauptsächlich für Jill und ihre Kunden ist, aber auf dem Fussballplatz steht, damit sich die Kids auch dran probieren können. Ein Klimmzug Käfig mit Sprossenwand.

Anfangs haben wir hinten am Werkzeugschuppen so gut wie alles zusammengeschweisst:





Dann sind wir mit der Hilfe von weiteren 5 starken Mann zum Fussball platz umgezogen. Dort haben wir die Löcher für die Fundamente gegraben, einbetoniert, fertig geschweisst und gestrichen:






Sogar Samstag und Sonntag haben wir gearbeitet! Am Sonntag war Fussballspiel. Ticos gegen Nicaragüensen. Das war ganz witzig. Gab Bier, was zu Essen und laute Musik und zum Schluss noch Karaoke. Da fällt einem das Arbeiten doch gleich viel leichter...




Fertig! So sieht es aus unser erstes Objekt: