Freitag, 27. Februar 2015

Chicama, die längste Linkswelle der Welt: Teil 2


Nach der ganzen Polizeigeschichte sind wir erstmal losgefahren, in Richtung Trujillo, um einen neuen Anzug zu kaufen. Und um das Wochenende vor dem neuen Swell für ein bisschen Sightseeing zu nutzen. Den ersten Teil der Strecke haben wir zwei Ösis mitgenommen und haben uns zusammen die Stätte von Magdalena de Cao angesehen:




Auch wieder eine riesige Lehmpyramide, mit Wandmalereien und mehreren Gräbern:






Das interessante an dieser Stätte ist jedoch, dass in dem einen Grab eine mumifizierte Frau gefunden wurde, die auf Grund ihrer nicht zu knappen güldenen Grabbeigaben, wohl eine Priesterin oder Herrscherin gewesen sein musste. Die einzige Frau, in einer solch hohen Position, die in den zahlreichen Stätten Perus gefunden wurde. So, oder so ähnlich sah Magdalena de Cao wohl mal aus :-). Hier mit Hofhund und ihrem königlichen Gemahlen:




Papi wurde unser Sightseeing auch manchmal zu viel und er hatte keinen Bock mehr, so wie hier:




Aber er ist trotzdem immer lieb mit gedackelt und solange wir im Museum waren, war er draußen alleine angebunden und hat dort so lieb geschlafen, dass mich ein Mädchen, als wir aus dem Museum wieder raus kamen, gefragt hat, ob denn der Hund tot sei. Wie waren mir den Ösis dann noch lecker essen. Es gab Krebse und Fisch. Danach haben wir die Ösis im nächsten Dorf abgeladen, die sind dann mit dem Bus zurück nach Chicama gefahren und wir haben uns auf die Suche nach einem Schlafplatz fernab der Panamericana gemacht. Dabei sind wir gleich in die nächste unvergessliche Situation geraten.
Von der Pnamericana ab, ging ein kleines schönes Alleesträßchen nach Mocollope und wir dachten schauen wir uns das Dorf doch mal an, ob wir da einen Schlafplatz finden. Also sind wir das Alleesträßchen nach hinten gefahren, da war zu unserem erstaunen gleich die nächste archäologische Stätte, aber noch ganz frisch, erst kürzlich wurde hier begonnen zu graben. Wir sind dann erstmal staunend an der Stätte vorbei gefahren und haben dann bemerkt, dass wir ja an dem Dorf, wo wir hinwollten, schon vorbei sind. Also umgedreht und ins Dorf reingefahren. Plötzlich kamen zwei Motorikschas mit ca 10 Mann angebraust. Die Männer sind von der Rikscha gesprungen und haben uns im Auto umzingelt, wild durcheinander geschrien und waren ziemlich aggressiv und unfreundlich. Wir haben sofort gedacht, die rauben uns jetzt hier aus. Ich hatte das Pfefferspray startklar in der Hand, die Türen waren verriegelt und Steffen hatte den Fuß auf dem Pedal fertig zum davonbrausen. Die unfreundlichen Typen wollten unsere Papiere und Pässe sehen. Wir haben gefragt, wer sie denn überhaupt sind, wir geben ja nicht irgendwelchen daher gelaufenen Gaunern unsere Pässe in die Hand. Da wurde wieder wild durcheinander geschrien... Es kam dann raus, dass diese Männer die archäologische Stätte vor Grabräubern beschützen sollten. Sie haben uns dann jedoch 5 Minuten später gefragt, ob wir Keramiken oder Gold kaufen wollen. Mit solchen Typen funktioniert das natürlich wunderbar, die Stätten vor Grabräubern zu schützen... Wir haben unsere Pässe jedenfalls nicht ausgehändigt und haben gesagt, dass wir weiter fahren.
Als die Männer mit ihren Motorikschas abgedampft waren, kamen zwei Männer aus dem Hintergrund, die das ganze Spektakel beobachtet haben. Diese Männer haben sich für das Verhalten der Aufpasser entschuldigt und sich darüber aufgeregt, dass das Ministerium für Kultur diese Leute dafür bezahlt, dass sie seit heut Mittag saufen und so unfreundlich zu Touristen sind. Es hat sich herausgestellt, der eine de netten Männer ist der Bürgermeister des Dorfes. Er hat uns dann gebeten, doch bitte über Nacht im Dorf zu bleiben, er wüsste einen sicheren Platz für uns, er wolle nicht, dass wir das Dorf wegen diesen Vollidioten in schlechter Erinnerung behielten. Das es eh schon sehr spät und wir sehr müde waren, haben wir uns dann darauf eingelassen.
Wir konnten bei einem Freund des Bürgermeisters im abgeschlossenen Innenhof übernachtet und wurden am nächsten Morgen von der Bürgermeistersfrau zum Frühstück eingeladen. Sie wollte uns auch gleich zum Mittagessen dabehalten, aber wir wollten ja noch einen Anzug kaufen und am Montag zurück in Chicama sein. Aber wir mussten versprechen auf dem Rückweg noch mal vorbeizuschauen. Wir zwei mit Bürgermeister und Frau (man beachte, ich bin die Zweitgrößte nach Steffen :-)):




Also erstmal weiter nach Trujillo. Dort jedoch nach mehrmaligem Fragen keinen Laden mit Surfsachen gefunden. Also weiter nach Huanchaco. Dort sämtliche Surfschulen abgeklappert und Steffen hat einen niegelnagel neuen, guten und perfekt passenden Surfanzug gefunden und gekauft. Wo dieser Anzug vom Lastwagen gefallen ist und warum er günstiger ist, als im Laden, wollten wir mal lieber nicht so genau wissen. Hauptsache Steffen hat wieder einen Anzug und ist glücklich.
Uns wurde auch erzählt, dass die Crew, die in Chicama die Surfanzüge klaut, diese etwa 2 Wochen später in Huanchaco verkauft. Wir haben jedoch nicht daran geglaubt, Steffens Anzug zurück zu bekommen und außerdem brauchte Steffen ja schnellstmöglich einen neuen, denn ohne Anzug kein Surf...
In Huanchaco haben wir abends ein deutsches Dorf auf Rädern kennengelernt. Eine Karawane von ca 20 Wohnmobilen, eines größer als das andere. Alles deutsche, schweizer und österreichische Rentnerehepaare. Keine Ahnung wo die so viel Geld her haben... Waren wohl alles Staranwälte und Beamte. Diese Karawane reist zusammen von Argentinien bis nach Mexico. Voll durchgeplant und durchorganisiert. Jede Nacht mit Polizeischutz. Da durften wir uns dann dazu stellen und haben sogar noch Kuchen zum Frühstück spendiert bekommen. Unser Auto ist allerdings ein bisschen aus der Reihe getanzt:




Auf dem Weg zurück nach Chicama, haben wir uns dann noch Chan Chan angeschaut. Das größte Lehmziegeldorf der Welt. Diese Bauten sind von den Chimú, die Nachfahren der Moche Kultur, wie manche Professoren behaupten, etwa von 1300 nach Christus, also noch ziemlich jung. Aber es ist ersichtlich, dass hier mal richtig viele Menschen gelebt haben müssen, viel viel mehr, als heute.








Zurück in Chicama, hat Steffen mit seinem neuen Anzug den Swell noch mal richtig ausgekostet. Ich auch noch mal ein bisschen und ansonsten musste mal wieder ein Problemchen am Auto gelöst werden. Eine Sicherung ist uns immer rausgeflogen, es gab also irgendwo im Schaltkreis immer einen Kurzen. Ein Glück haben wir ja das Handbuch des Autos und darin einen Schaltplan. Nur: hier an dem Auto ist einfach kein Kabel mehr original. Alles war kreuz und quer geschalten, die Kabelfarben durcheinander... Also hat Steffen zwei Tage damit zugebracht erstmal Ordnung in das System zu bringen. Nun hat jedes Kabel ein Zettelchen, damit man weiß was es ist.




Zum Schluss haben wir dann den Fehler, nachdem alle Stecker und Anschlüsse sauber und neu gemacht worden waren in einem Schalter im Getriebe  gefunden. Dieser Schalter scheint kaputt zu sein und wir versuchen einen Ersatz zu finden, bisher erfolglos. Ist aber nicht so schlimm, außer dass das Rückwärtsganglicht halt jetzt abgeklemmt ist und nicht funktioniert.
Hier noch mal ein Bild von uns in einer der Motorikschas in Chicama, mit dem Chauffeur Coco. Mussten wir einfach auch mal ausprobieren so eine Rikschahfahrt und für 0,25 Cent kann man sich das ja schon mal leisten.




Noch mal ein Bild, wie wohl sich unser Papi bei uns gefühlt hat. Er war einfach ein lebendiger Teddybär. Obwohl er ja im Vergleich zum Anfang schon noch mal ein Stück gewachsen ist. Er war wahrscheinlich, als wir ihn gefunden haben, komplett unterernährt. Auch seine Felfarbe hat sich im Laufe der Zeit total verändert. Und mit gescheiter Ernährung war sein anfänglicher Mundgeruch auch weg. Ein richtig hübscher, gesunder und glücklicher Wonneproppen. Tja wir vermissen ihn immer noch ganz schön, aber das Leben geht weiter...




Nach einer weiteren Woche in Chicama, sind wir dann, Steffen schweren Herzens, wieder weitergefahren, wieder Richtung Trujillo. Dort auf dem Weg konnten wir beobachten, wie Zuckerrohr hier, mit modernsten Maschinen geerntet wird:




Es gibt also doch auch Landwirtschaftliche Maschinen in Peru, nicht alle Felder werden mit Ochsen bestellt. Die Dorfbewohner haben uns erzählt, diese Maschinen kommen alle aus der Stadt angefahren, um den Zuckerrohr zu ernten und dort in die Fabrik zu transportieren. Die Bauern selbst besitzen nicht solche Maschinen. Für eine solche Erntemaschine, werden die Blätter der Pflanzen zunächst abgebrannt. Wenn das passiert, regnet es in den angrenzenden Dörfern schwarze Asche vom Himmel. Anschließend werden die Stängel mit der Maschine geerntet.

In Trujillo hatten wir eine letzte Sightseeingtour zu den Huacas del Sol y de la Luna, mit unserem vorzeige Hund Papi:




Dies waren auch Lehmziegel Pyramiden der Moche Kultur:




Eine konnte man auch betreten, was ziemlich interessant war. Die Pyramide bestand aus 5 Stockwerken, die in verschiedenen Epochen gebaut wurden. Die alte Pyramide wurde also nicht renoviert, sondern es wurde etwa alle 100 Jahre einfach eine neue obendrauf gebaut:




Auch die Malereien in dieser Pyramide sind sehr gut erhalten. Wobei interessanterweise, jedes Stockwerk auf dieselbe Art und Weise, mit denselben Motiven bemalt wurde:








Nach dieser Sightseeingtour sind wir für die Nacht noch mal nach Huanchaco gefahren. Dort haben wir einen Typen wieder getroffen, den wir beim letzten mal schon kennengelernt hatten. Dieser hat uns dann erzählt, dass vor zwei Tagen ein dicker Windsurfanzug der Marke ION hier verkauft wurde. Tja, hätten wir sollen doch warten...
Am nächsten Morgen ist dann der tragische Unfall mit unserem Papi passiert und wir sind traurig und ohne Papi weitergefahren. Die ersten zwei Tage ohne ihn waren sehr schwer für uns, doch nun geht es wieder und wir haben ihn in sehr guter Erinnerung behalten, als den tollsten Hund ever!



Bis bald und hasta bratbanane


Chicama, die längste Linkswelle der Welt: Teil 1


In Puerto Chicama waren wir volle 2 Wochen. Es war endlich Swell und Steffen kam Surftechnisch endlich so richtig auf seine Kosten. Auch haben äußere Umstände, wie der Diebstahl von Steffens Surfanzug und ein Problem mit der Elektrik unseres Autos, unseren Aufenthalt dort verlängert. Außerdem waren es unsere letzten 2 Wochen mit Papi, die wir alle zusammen richtig genossen haben. Aber der Reihe nach.
Vor Puerto Chicama waren wir zunächst in dem Dorf Pacasymayo. Dort hinten raus am Leuchtturm, ist auch ein Surfspot. Steffen hat ihn ausprobiert, aber an diesem Tag war leider noch kein Swell und die Wellen waren ein bisschen klein. Wir haben dann gemütlich dort am einsamen Strand gefrühstückt:




Während unser Papi Chulo in einer fremden Motorikscha im Schatten gepennt hat:




Dabei haben wir den über 70 jährigen Fischer Juan kennengelernt. Ein sehr interessanter Mann, den wir mal locker auf Mitte/Ende 50 geschätzt hätten. Er hat ein Netz im Meer stehen. Die Fische holt er von Hand raus. Immer nur so viele, wie er an diesem Tag braucht. Dazu schwimmt er zu seinem Netz (ohne Neoprenanzug), was bei den Wassertemperaturen hier, eine starke Leistung ist, taucht hinein und holt die Fische per Hand raus. Für uns hat er gleich 3 Fische mitgebracht und hat sie uns auch sogleich am Strand filetiert. Ein Fisch hat er uns gleich klein geschnitten für Ceviche, die anderen 2 am Stück gelassen, zum so anbraten:




Gesagt, getan. Als wir abends in Puerto Chicama ankamen, haben wir erstmal gekocht. Unser erstes selbstgemachtes Ceviche war oberlecker. Dazu mit Keksen paniertes Fischfilet (Semmelbrösel gibt’s hier ja nicht, da es ja keine Semmeln gibt), Kartoffeln und Steffens Lieblingssalat, mit geröstetem Mais und Mango. Alles in allem ausgezeichnet. Wir können jetzt also offiziell peruanisch kochen :-).




Das hier ist Chicama: die längste Linkswelle der Welt:




Hier ein bisschen klein, wurde aber in den 2 Wochen auch noch etwas größer. Am Strand entlang in der übernächsten Bucht gab es noch einen Surfspot. Hier waren die Wellen größer, auch ziemlich lang und für Steffen das absolute Paradies. Hier hat er es ordentlich krachen lassen. Einen Fotografen, Wilson Flowers (https://www.facebook.com/PHOTOGRAPHERFLOWERS), gab es auch am Ort und so hat Steffen sogar ein paar richtig gute Bilder: 













Für die VIPs, zu denen Steffen nach ein paar Tagen dann auch zählte, gab es ein Schlauchboot, das die Surfer raus in die Wellen gezogen hat, damit die Armen nicht so viel paddeln müssen :-). Die Strömung war aber auch echt stark.




Ich war natürlich auch mal surfen. Hat auch ganz gut geklappt. Von mir gibt’s aber leider nicht so tolle Fotos, dafür aber Videos, die gibt’s dann aber erst zu Hause zu sehen.




Unserem Papi hat es in Chicama auch richtig gut gefallen. Er war der King des Dorfes, mit einem kleinen Harem von bestimmt 5-6 Hündinnen, darunter auch eine große Dogge :-). Auch mit den männlichen Kollegen hat er sich wieder wunderbar verstanden und hatte bald einen besten Kumpel, Namens Tor:






Tor war sogar so etwas wie Papis Bodyguard. Wenn ich ins Dorf bin zum Einkaufen und Papi mit dabei hatte, hat Tor sich uns angeschlossen. Sobald irgendein anderer Hund versucht hat in die Nähe von Papi zu kommen, um ihn zu beschnüffeln, hat sich der große Tor dazwischen gestellt und sehr Angst einflößend geknurrt. Unser Papi hat eben alle Herzen erobert. Egal ob Hündin, Rüde, Kampfhund oder Mensch.

Nun aber zu unserer Geschichte in Puerto Chicama. Unglaublich und auch unvergesslich. Direkt am ersten Tag haben wir 4 super nette Chilenen kennengelernt. Mit denen hab ich mich ein bisschen, wie mit den Jungs in Gerstetten gefühlt. Es wurde viel von dem grünen Zeugs konsumiert, viel gechillt und wir haben zusammen meinen Geburtstag gefeiert. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen und werden die Jungs auch in Chile wieder besuchen, auch wenn wir sie kaum verstanden haben. Die Chilenen, die reden echt total schludrig und unverständlich. Da haben selbst die Peruaner so ihre Probleme die zu verstehen. Hier waren wir zusammen essen:




Und hier noch mal ein Gruppenbild von uns:




Die Jungs waren in dem Hostel „Chicama Wasi“ untergebracht. Wir durften davor parken und auch dort duschen und aufs Klo gehen. Da standen wir:




Steffen hatte die ersten 4 Tage seinen Surfanzug zum trockenen immer draußen am Auto hängen. Es ist nie etwas passiert. Eines Abends kam dann ein Nachbar ins Hostel, wo wir mit den Jungs saßen und meinte, dass der Anzug da draußen aber ganz schön gefährlich hinge. Wir wurden schon mehrmals vorgewarnt, dass die Peruaner viel klauen und sie sozusagen von den Genen her Kleptomanen sind. Alles was nicht niet und nagelfest abgeschlossen ist, wird mitgenommen. Egal ob mans brauchen kann oder nicht.
Und wir hatten ja in Cajamarca auch schon so eine Erfahrung gesammelt: Wir waren essen in einem Restaurant. Wir saßen am ersten Tisch an der Tür, weil wir Papi mit dabei hatten. Ich saß mim Rücken zur Tür. Meine Tasche nachlässig über die Stuhllehne gehängt und Papis Leine mit dazu. Wir sind beim Essen, da fällt auf einmal Papis Leine vom Stuhl. Wir wundern uns noch warum, ich dreh mich um, um die Leine wieder über den Stuhl zu hängen und stelle fest, dass meine Tasche fehlt. Natürlich von der Grenze noch alles drin. Pass, Kreditkarte, Geld, Fahrzeugpapiere, einfach alles. Wir aus dem Lokal gestürzt, und auf der Strasse Ausschau nach jemandem gehalten, der sich eilig mit meiner Tasche entfernt. Aber niemanden gesehen. Da hat uns ein Taxifahrer einen Wink gegeben und hinter seine Rikscha gedeutet. Da stand er mit meiner Tasche, der elendige Dieb. Als Steffen auf ihn zu ist, hat er mir die Tasche zugeworfen und ist weggerannt. Da wir nicht wussten, ob noch alles in der Tasche ist, ist Steffen dem Dieb hinterher. Problemlos hat er ihn auch in Flip Flops eingeholt, diesen kleinen Möchtegern. Der dann gerufen hat: „Ich hab nichts, ich hab nichts“. Steffen hat sich die Hosentaschen zeigen lassen, hat ihm noch ne Ohrfeige verpasst und hat ihn abdampfen lassen. In der Tasche war zum Glück alles noch da. Wir mussten feststellen, dass wir durch Kolumbien ganz schön nachlässig geworden sind und wir uns wieder angewöhnen sollten, vorsichtiger zu sein.  
Deswegen und wegen der ganzen Warnungen der Peruaner, hat Steffen dann seinen und meinen Surfanzug in Chicama ins Hostel gehängt, neben die Anzüge von den Chilenen. Am nächsten Tag waren dann alle noch mal surfen und haben die Anzüge danach wieder ins Hostel gehängt. Es sollte der letzte Tag der Chilenen in Chicama sein. Wir waren zusammen essen und als wir zurück kamen und die Chilenen ihre Taschen packen wollten, stellten wir fest, dass von den 6 Anzügen, die dort zum trocknen hingen, 3 fehlten. Der von Steffen und 2 von den Chilenen. Sehr seltsam, da die Chilenen die einzigen Gäste dort waren, der Besitzer am Morgen nach Trujillo in die Stadt gefahren war und den Schlüssel fürs Hostel den Chilenen gegeben hatte. Das Hostel war also abgeschlossen, während wir essen waren und ansonsten waren die ganze Zeit jemand dort gewesen und hätte es mitbekommen, wenn jemand reingekommen wäre.
Wir sind dann erstmal zur Polizei. Die hat sich zwar die Geschichte angehört, aber erstmal sonst nichts weiter unternommen. Später am Abend hat sich dann herausgestellt, dass es an der ganzen Promenade Kameras von der Gemeinde gibt. Es sollte also ein Video von den Dieben existieren. Wir sind dann am nächsten Morgen mit den Chilenen zur Gemeinde, um das Video anzuschauen. Warum auch immer, hieß es dort, dass sich nur einer das Video anschauen darf. Das hat dann einer der Chilenen übernommen. Der ganze Diebstahl war auf Band. Leider war die Qualität zu schlecht, als dass man hätte die Gesichter der Diebe erkennen können. Aber wir wussten immerhin, dass die Diebe eine Motorikscha hatten, mit gelbem Dach und weißer Batterie. Die Polizei hatte kein Interesse, sich das Video anzusehen, so sind wir mit den Chilenen durchs Dorf gestöbert, um das Tatfahrzeug zu suchen. Wir konnten jedoch keines mit weißer Batterie finden. Die Chilenen sind dann abgereist. Wir haben uns entschlossen noch ein  bisschen zu bleiben und noch ein bisschen nach den gestohlenen Anzügen zu suchen. So schnell wollte wir nicht aufgeben. Wir sind dann noch mal zur Gemeinde, um das Video selbst anzusehen. War dann auf einmal gar kein Problem mehr. Wir haben das Video mehrmals angeschaut und genau analysiert. Danach war uns klar, wer es gewesen sein musste. Denn die Anzüge wurden nicht aus der Tür des Hostels heraus getragen, sondern, durch die Tür des Nachbarn. Hier auf dem Bild gut zu erkennen. Links der Eingang zum Hostel, rechts die Tür des Nachbarhauses. Der Dieb ist mit Schlüssel ins Hostel, hat die Anzüge dort über die Mauer geworfen und hat die Anzüge dann durch die Tür des Nachbarn vom Hinterhof des Hauses nach draußen getragen.




Der Dieb musste also Schlüsse zum Hostel und Schlüssel zum Nachbar Haus haben. Da kannten wir einen, der das auf jeden Fall hat. Der Kumpel des Hostel Besitzers „Pato“. Und der Mann auf dem Video sah ihm zum verwechseln ähnlich und rug auch noch das Selbe T-Shirt.
Wir sind dann erstmal umgezogen auf den geräumigen Parkplatz des Hotels Iguana, wo wir auch das Sanitär und sogar die Küche benutzen durften. Denn vor dem anderen Hostel haben wir uns nicht mehr sicher gefühlt, nachdem wir wussten, dass es der Kumpel des Besitzers war, der die Anzüge geklaut hat.
Wir waren dann mit dieser Information noch mal bei der Polizei und wollten Anzeige erstatten. Auf der Polizeistation boot sich uns ein Bild, das man sich bei uns wohl kaum vorstellen kann. Man kommt rein, am Empfangstresen sitzt ein Polizist, die Füße hoch gelegt und schaut lautstark Fußball. Wir kommen rein, stellen uns vor ihn an den Tresen. Von ihm: keine Reaktion. Nach etwa 15-20 Minuten hat er uns angesprochen. Wir haben aber kein Wort verstanden, weil der Fernseher so laut war. Nach unserem mehrmaligen „Wie bitte?“, hat er ihn dann endlich leiser gedreht und gefragt was wir wollen. Wir meinten, dass Steffens Surfanzug vor zwei Tagen geklaut wurde, es ein Video davon gibt, wir wissen, wer es war und jetzt Anzeige erstatten wollen. Darauf bekamen wir nach weiteren 10 Minuten warten, die Antwort, das sei heute nicht mehr möglich, wir sollten morgen wieder kommen.
Nun haben wir ja schon gehört, dass die Polizei in Peru korrupt ist und ohne Bezahlung nichts arbeitet, aber direkt über dem Empfangtresen hing ein Plakat: „Hier gibt es keine Korruption“. Also haben wir uns nicht getraut gleich die Geldscheine über den Tisch zu schieben, damit was passiert und wir hätten ja auch gar nicht gewusst wie viel. Wir wollten wissen warum wir die Anzeige denn nicht jetzt aufgeben könnten, darauf gab es nur die Antwort: „Mañana, mañana.“ Also sind wir unverrichteter Dinge wieder abgezogen.
Am nächsten Morgen gab es das gleiche Spiel, dröhnender Fernseher am Empfangstresen, langes Warten, um dann die Aussage zu bekommen: „Kommt mal lieber nach der Mittagspause so gegen 3 oder 4 wieder“. Unerwartet tauchte nun der Polizist auf, der sich am ersten Tag, als der Diebstahl passiert ist und wir mit den Chilenen gleich zur Wache sind, die ganze  Geschichte angehört und vor Ort in Augenschein genommen hatte. Der hat dann ein Büchlein geholt und von Hand die Daten aufgeschrieben. Unsere Namen und die Marke des Anzugs.
Eine Anzeige ist aber nur gültig mit einer Quittung über die Bezahlung der fälligen Gebühr. Wir also in die Bank nebenan, wo zwei Polizisten damit beschäftigt waren die Warteschlange zu beaufsichtigen. Nach einer kleinen Ewigkeit waren wir am Schalter und kurz danach wieder in der Wache. Leider war es mittlerweile schon 11:30 Uhr und vor der Mittagspause war es unmöglich den  Vorgang abzuschließen. Also wurden wir doch wieder auf den Nachmittag vertröstet. Aber es wurde uns versichert, bis dahin wäre alles fertig, auch der Wisch, den Steffen für seine Versicherung in Deutschland braucht.
Wir hatten mittlerweile schon längst aufgegeben, den Anzug wieder zu bekommen. Besonders nachdem die Polizei offensichtlich keinerlei Interesse daran hatte, sich mal das Video bei der Gemeinde anzusehen.
Wir sind dann Nachmittags trotzdem noch mal hin, um wenigstens den besagten Wisch für die Versicherung  zu bekommen. Wieder mussten wir ewig am Tresen warten. Diesmal kümmerte sich eine Kollegin um uns. Die wollte uns auch gleich das Papier ausdrucken, musste aber zunächst die Quittung sehen, die wir morgens leider schon ihrem Kollegen übergeben hatten. Gemeinsam durchsuchten wir das gesamte Revier und Steffen den Mülleimer. Sehr interessant. Ohne Quittung kein Papier. Da die Bank nun zu war, konnten wir auch nicht einfach noch mal eine neue Quittung holen. Uns wurde gesagt, wir sollten am Montag, also Übermorgen, wieder kommen. Wir haben uns geweigert und behauptet, dass wir morgen abfahren würden. Das hatten wir auch wirklich vor, denn Steffen brauchte ja einen neuen Anzug. Wir wollten dann aber am Sonntag wieder kommen, da für Montag noch mal frischer Swell gemeldet war. Das brauchte aber die Polizei nicht zu wissen, denn sonst hätten sie uns nur wieder auf nächste Woche vertröstet. Nach einer Weile tauchte der uns bereits bekannte Kollege auf, der den Wisch morgens entgegengenommen hatte. Auch dieser durchsuchte noch mal das komplette Polizeirevier (natürlich in der Geschwindigkeit eines Faultiers), jedoch ohne Erfolg. Erneut wurden wir gebeten doch am Montag wieder zu kommen und erneut haben wir uns geweigert. Dann wurden wir in einem angrenzenden Raum auf ein Bänkchen neben einem Computer gesetzt und warteten. Lange. Was sonst? Nach einer halben Ewigkeit kam der zuständige Polizist wieder, aber erst nachdem Lena ihn durch die Tür eines Nebenraums hindurch dabei erwischt hatte, auf einem Sessel Siesta zu halten.
Er setzte sich seelenruhig vor den Computer. Dieser musste ja erstmal, mit einem Windowsbetriebssystem das so alt war, dass ich mich an dessen Namen gar nicht mehr erinnern kann, hochgefahren werden. Wir übten uns inzwischen in tibetanischen Meditationstechniken. Bloß nicht stressen lassen. Die erste Amtshandlung war dann, das Öffnen der Internetseite Youtube. Der Suchbegriff lautete zunächst „Beatles“.  Fröhlich fragte uns der Polizist, ob uns die Musik gefiele, dann öffnete er in Zeitlupentempo ein Word Dokument. Eine alte vorgetippte Anzeige, einer Frau, die ihren Mann wegen häuslicher Gewalt angezeigt hatte. Für uns alles zum Mitlesen, sehr interessant. Diese Anzeige änderte er dann mit unseren Daten und Aussagen ab. Alles super langsam, im ein Finger Tipsystem. Es war offensichtlich, dieser Polizist saß wohl noch nicht oft am Computer. Zwischendurch brauchte er Hilfe beim tippen, oder beim Bedienen des Computers, so waren immer wieder zwei bis drei weitere Polizisten damit beschäftigt, diese Anzeige in den Computer zu tippen. Sie kicherten und lachten über unsere Namen, die deutschen Ortsnamen und der Polizist am Computer rief immer wieder „Hitler!“. Unglaublich!
Inzwischen war es halb 6 Uhr abends und der Polizist machte schon Andeutungen, dass er nun bald nach Hause gehe. Wir konterten, dass wir zunächst den Wisch für die Versicherung bräuchten. So zog sich das alles ewig und wir mussten mehrfach energisch darauf bestehen, dass in der Anzeige steht, dass es ein Video von dem Diebstahl gibt. Aus irgendwelchen Gründen, wollte der Polizist das dort gar nicht stehen haben.  Im Übrigen kamen, während wir dem Polizisten die Anzeige diktiert haben, immer wieder dubiose Personen von er Strasse hereingelaufen und hörten interessiert zu. Das störte keinen der anwesenden Polizisten. Genauso gut hätten wir die Anzeige auf offener Strasse machen können, ein bisschen Privatsphäre, fehl am Platz.
Stunden später war die Anzeige endlich fertig und das Formular für uns wurde ausgedruckt. Wir bekamen es jedoch nicht wie erwartet in die Hand und wurden nach Hause geschickt, denn es fehlte ja immer noch die Quittung über den bezahlten Betrag. Deshalb musste Steffen dann mit dem Polizisten ein paar Häuser weiter in eine Tienda (kleiner Laden). Dort hatten sie ein Kartenbezahlgerät, das ja auch Quittungen druckt. Der Polizist wollte den Betrag noch mal aus eigener Tasche bezahlen und die Quittung dort noch mal drucken lassen. Das Problem war aber, dass auf der Quittung Steffens Name und Passnummer stehen muss. Der Ladenbesitzer konnte aber das Kartenlesegerät nicht auf Buchstaben umstellen und so war auch dies nicht möglich. Steffen kam mit dem Polizist zurück ins Revier, inzwischen war es schon 7 Uhr abends und alle außer der eine Polizist waren nach Hause gegangen. Wieder wurden wir gebeten doch am Montag wieder zu kommen, um die fehlende Quittung erneut bei der Bank ausdrucken zu können.
Das Formular für Steffens Versicherung war aber schon fertig und uns genügt das auch ohne Quittung. Das haben wir dem Polizisten klar gemacht und sind mit dem Wisch endlich abgedampft. Die Anzeige wir wohl nie weiter gegeben werden, bzw. wird wohl keine Konsequenzen nach sich ziehen, weil die Quittung ja fehlt. Ist uns aber egal, denn es hatte eh keiner Interesse daran sich mal das Video anzusehen, oder den Nachbarn, den wir beschuldigten zu verhören. Wir haben die Kopie unserer Anzeige, mit Stempel und Unterschrift, das wird für Steffens Versicherung hoffentlich ausreichen und den Anzug bekommen wir eh nicht wieder zurück.
Nach dieser unglaublichen Geschichte mit der Polizei, die wir natürlich auch sämtlichen Lokals erzählt haben, die alle nur den Kopf geschüttelt haben und sich über ihre Polizei aufgeregt haben, hatten wir noch eine Chance: Mit Pfefferspray bewaffnet, sind wir zu dem einzigen Tatverdächtigen „Pato“ persönlich und haben ihn damit konfrontiert, dass wir wissen, dass er es war und wir den Anazug zurück haben wollen, oder sonst zur Polizei gehen. Pato hat typisch Latinomäßig auf die beleidigte Tour reagiert. Er sei doch unser Freund, wie wir behaupten können, er hätte und bestohlen usw., wie ein kleines Kind eben. Dass wir zur Polizei gehen, hat ihn anscheinend nicht unter Druck gesetzt, wundert uns ja auch nicht J. Naja wir haben ihn dann ziehen lassen, was hätten wir auch sonst machen sollen. Verprügeln war uns zu heiß, wir wollten ja noch mal wieder zurück kommen.

Hinterher haben wir dann von den Lokals mitbekommen, dass der Besitzer vom Restaurant Chicama Drogen verkauft und deshalb relativ viel Geld hat. Der Chef von Pato, dem Dieb, ist zufällig der Bruder von dem Restaurantbesitzer. Und im Dorf weiß jeder, dass es die sind die jede Woche Anzüge (auch von Lokals, nicht nur von Touris) klauen und die Polizei nichts macht, weil sie Geld bekommt von dem Restaurantbesitzer. Tja nun ist uns einiges klar und wir hatten offensichtlich von vornherein keine Chance. Peru eben... wir wurden vorgewarnt.
War trotzdem eine sehr lehrreiche und interessante Geschichte für uns. Mal live zu erleben, wie das hier mit der Polizei so läuft.

Das war unsere erste Woche in Chicama, Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 18. Februar 2015

Traurige Neuigkeiten


Wir sind zwar des Öfteren gewarnt worden, dass wir in Peru den ein oder anderen Verlust hinnehmen werden müssen, doch dass uns gleich unser größter Schatz genommen wird, damit hatten wir nicht gerechnet.
Am Sonntag dem 15.2.2015 ist unser Papi Chulo bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Am Morgen nach dem Spielen mit einer seiner unzähligen Verehrerinnen ist er auf dem Parkplatz von einem Auto überrollt worden und in unseren Armen gestorben. Wir haben ihn in Huanchaco am Strand beerdigt.
Noch nicht einmal ein Jahr alt, war er uns doch der perfekte Reisegefährte. Sein Vertrauen und seine Liebe zu uns schienen grenzenlos zu sein. Er hätte alles für uns getan und wir auch alles für ihn. Es war wunderschön mit anzusehen, wie er sich in den letzten drei Monaten durch ein bisschen Liebe, von einem kleine verängstigten Fellbündel in unseren selbstbewussten und überglücklichen Papi Chulo verwandelt hat und jedes Herz im Sturm eroberte. Der kleine Scheißer hat uns die vergangenen Monate hier versüßt und unvergesslich gemacht, nun mussten wir von ihm Abschied nehmen und vermissen ihn unsäglich. Ohne ihn wird die Reise nicht dieselbe sein.


Das war unser Papi Chulo alias Zorrito, Conejito, Amorezoncito, Corazoncito, Chulito, Perrito, Chicitito, Gordito, Pobrecito, Amörchen mit den schwarzen Öhrchen, Pupsi oder kleiner Stinker, Scheißerle oder einfach Papi...




Samstag, 7. Februar 2015

Cajamarca und Umgebung


Zunächst muss ich noch einen Fehler aus dem Beitrag davor berichtigen. Ernest Hemingway hat sein berühmtes Buch "Der alte Mann und das Meer" nicht in Cabo Blanco geschrieben, aber er hat sich dort zu diesem Buch inspirieren lassen.

So, nun zum neuen Beitrag. Da Wellentechnisch sowieso nichts los war an der Küste, haben wir beschlossen nach Cajamarca ins Landesinnere zu fahren. Cajamarca befindet sich in der Sierra (in den Bergen) und wir haben uns nach so viel Küstenstaub und Sand mal wieder richtig auf grüne Berge, etwas kühlere und weniger staubige Luft gefreut.
Auf der Fahrt haben wir endlich mal Cuy (Mehrschweinchen) ausprobiert. Das wollten wir schon seit Kolumbien probieren, jedoch jedes Mal wenn wir an einem vorbei kamen, hatten wir gerade keinen Hunger und jedes Mal wenn wir Hunger hatten, haben wir kein Cuy gefunden. Nun war es soweit: Frittiertes Cuy mit Reis und Kartoffeln:



Schmeckt richtig lecker, auch wenn nicht viel Fleisch dran ist. Davor gabs eine Standardhühnersuppe, wie es sie hier meistens beim Tagemenü dazu gibt. Manchmal sind da ganz schön eklige Sachen mit drin in der Hühnersuppe... die Innereien ess ich ja ganz gerne, aber diese Hühnerfüsse... da bin ich dann schon froh, dass unser kleiner Papi ja auch froh ist, wenn er mal was abbekommt.



Unser Papi Chulo spielt jetzt übrigens schon wie ein ganz großer. Auch mit den großen Hunden und steck auch ganz ordentlich ein :-). Frech ist er wie Oskar, aber die Straßenköter hier sind echt immer total sozial und fair zu ihm und lassen sich erstaunlich viel gefallen.



Fährt man von der Küste ins Landesinnere, so geht die Wüste in grüne Reisfelder über, die wie zu Präinkazeiten mit einem ausgefuchsten Bewessärungssystem bewirtschaftet werden. Die ersten Berge am Saume der Anden, sind jedoch grau und karg und sehen auch sehr nach Wüste aus.



Endlich in den Bergen angekommen konnten wir die schönen Ausblicke genießen. Sehr schön, nach der eintönigen Küstenlandschaft.



Unser erster Stopp sollte die archäologische Stätte Kuntur Wasi sein. Eine  riesige Tempelanlage mitten in den Bergen, die im Laufe der Zeit wohl von verschiedenen Kulturen genutzt wurde. Erbaut wurde der Tempel erstmals etwa 1000 vor Christus und dann nach und nach erweitert, zerstört, umgebaut... wie das halt in der Geschichte so ist. Der Tempel enthält auch ein unterirdisches Kanalsystem, welches links und rechts vom Treppenaufgang Wasser die Stufen hinuntergleitet hat.






Gefunden wurden hier auch Steinfiguren, die denen, die wir in Kolumbien gesehen haben, sehr ählich sehen:



In dem Tempel wurden mehrer Gräber mit reichlich Grabbeigaben gefunden. Außerdem eine Holzfigur, die angeblich verehrt wurde.
Da es in den Bergen hier jetzt Sommer ist, und die Regenmonate beginnen, haben wir dann gegen Abend auch ein bisschen Regen abbekommen. Der lehmige Boden weicht sofort auf und man hat nach kurzester Zeit mega Lehmbollen an den Schuhen hängen:



Auch Papi hatte ganz lehmige Pfötchen und ist damit ganz witzig gelaufen :-):



Auf dem Weg weiter Richtung Cajamarca kamen wir an einem Beerdigungszug vorbei. Total schön, wie die ganzen Leute den Sarg durch die Hauptverkehrsstrasse tragen und den ganzen Verkehr lahmlegen.



Die Leute hier in den Bergen laufen übrigens noch viel in traditionellen Klamotten herum. Dazu gehören diese tollen Strohhüte.



Direkt 5 Minuten von Cajamarca entfernt befindet sich das Örtchen Baños de Inca. Hier hat der letzte Inca, Atahualpa, geweilt, bevor er von den Spaniern gefasst wurde und in Cajamarca in der Zelle saß. Atahuapla hat sich versucht mit Gold freizukaufen. Die Spanier sind auf den Deal eingegangen, haben ihn dann aber trotzdem umgebracht. In Baños de Inca steht Atahualpa, auch wenn wohl keiner weiß, wie er in Wirklichkeit aussah :-).



Baño de Inca heisst natürlich nicht umsonst Bños... hier gibt es bis zu 90°C heisse Quellen, die damals schon von den Incas genutzt wurden. Auch heute befindet sich direkt neben der Ausgrabungsstätte der alten Inca Anlagen, Wasserbecken. Diese dienen dazu, das Wasser abkühlen zu lassen und einen Pool zum planschen gibt es auch. Hier sind die Wasserbecken zu sehen. Das Wasser kommt brüh heiss aus der Erde und kühlt hier dann erstmal ab:



Auch ein kleines Museum ist auf dem Gelände, welches zeigt, dass die Incas auch sehr sexuell waren. Auch Männer scheinen mit Männern Sex gehabt zu haben und auch mit Tieren scheint es durchaus gegeben zu haben.






Da sind die Latinos heute schon etwas verklemmter :-), scheint wohl der katholische Einfluss der Spanier zu sein. Man kann diese Figuren nämlich nachgebaut auch als Suvernirs kaufen. Diese sind jedoch nicht so Detailgetreu und es gibt auch nur die Standardstellungen zu kaufen :-).

Am nächsten Tag gings weiter zur nächsten Ausgrabungsstätte. Noch höher in den Bergen. Cumbe Mayo. Das war wirklich sehr imposant! Ein  mehrere Kilometer langes Kanalsystem in einer wunderschönen Berglandschaft.






Das Kanalsystem  diente wahrscheinlich dazu, einen Teil des Fluss aus den Bergen, ins Dorf hinunter zu leiten. Um so das Dorf immer mit frischem Wasser zu versorgen. Es wir vermutet, dass dieses Kanalsystem von etwa 1000 vor Christus ist. Darauf kommt man, weil in dieser Region Keramiken aus dieser Zeit gefunden wurden. Ob diese Keramiken jedoch von den Erbauern des Kanalsystems sind ist sehr fragwürdig. Es kann also sein, dass dieses Kanalsystem wesentlich älter ist. Imposant ist die Konstruktion selbst. Das Kanalsystem wurde nicht aus perfekten Steinen gebaut, sondern es wurde in die Felsen hineingschnitten. Aber perfekt! Gerade Kanten, rechte Winkel und das alles Kilometer lang! Man glaubt die einizge Möglichkeit wäre, dass diese Menschen das ganze mit einem Stein gebaut haben, der härter ist, als der Fels in den hineingschnitten wurde. Dieser Stein wurde in der gesamten Gegend jedocch niemals gefunden und für uns ergibt das alles keinen Sinn. Wieso sollte man sich die Arbeit machen mit einem Steinwerkzeug so exakt gerade Kanten in den Fels zu hauen, wenn das doch, um das Wasser von A nach B zu leiten gar nicht nötig ist. Wir denken, dass es damals wohl eine Technologie gab, um Stein zu schneiden, oder zu ätzen oder was weiß ich, denn anders ist das ganze nicht zu erklären. Schaut euch die Fotos selbst an: Glaubt ihr, das ganze wurde mit Steinwerkzeugen gebaut?








Zum Teil wurden solche rechtwinkligen Zick Zack Verläufe in den Kanal eingebaut. Eine Theorie ist, dass sie dazu dienten, die Strömungsgeschwinigkeit zu reduzieren und das Wasser zu reinigen. Denn der Dreck bleibt tatsächlich unten in den Ecken hängen.



Dieser Viereckige Stein, auf dem Fussabdrücke in 3 versciedenen Größe zu sehen sind, einmal die eines Kindes, dann die eines Jugendlichen und die eines Erwachsenen, soll einmal ein ceremeonieller Stein für Rituale gewesen sein. Was denn auch sonst... Das ist hier auf jeden Fall DIE Standarderklärung, wenn man nicht weiss, was das ganze einmal war.



Auch Petroglyphen waren immerwieder zu sehen. Zum Teil an den geraden Kanten des Kanalsystems selbst, aber auch in Höhlen, die in der Nähe gefunden wurden. Diese Petroglyphen werden derzeit noch entziffert...



Wir warem von diesem Ort total begeistert und wären gerne noch länger geblieben. Jedoch war es ein bisschen ungemütlich. Immer wieder Regen und sehr kalt, aber sehr sehr schöne Gegend.

Auch, weil nicht ganz so viel Müll zu sehen war, wie an der Küste. Das ist ein echtes Problem hier in Peru, der Müll. Recycling oder Mülldeponien scheint es nicht zu geben. Wenn es eine Müllabfuhr gibt, dann bringt diese den Müll vor die Stadt und lädt ihn dort irgendwo in de Wüste ab. Der Wind bläst ihn dann durch die Gegend. Oder die Leute schmeissen den Müll einfach vor ihr Haus. Unglaublich... hier ist überall Müll und es ist schwierig einen Stellplatz zu finden, bei dem wir nicht im Müll stehen. Die Peruaner leben im Müll und es scheint sie noch nicht einmal zu stören! Überhaupt... Peru ist im Vergleich zu Ecuador und Kolumbien ein richtiges Drittewelt Land. Manchmal kommt man sich vor wie im Mittelalter. Die Felder werden standardmäßig mit Ochsen bestellt. Traktoren sieht man kaum.



Das konnten wir in Kolumbien z.B. überhaupt nicht beobachten. Selbst hoch oben in den Bergen, haben die Menschen zwar viel von Hand gemacht, aber fürs Pflügen hatten sie Traktoren. In Ecuador hoch oben in den Bergen wird auch mit Ochsen das Feld bestellt, weiter untern, in dichter besiedelten Gegenden, ist dies jedoch nicht üblich.

Auch das Abwassersystem in Peru, wenn vorhanden ist primitivst. Ein offener Kanal, mitten durch die Stadt, der die ganze Brühe ins Meer leitet. Echt krass und da wohnen Menschen direkt an dem Kanal. Es stinkt bestialisch... keine Ahnung wie die das aushalten. Wenn kein Kanalsystem vorhanden ist, wie so oft hier in Peru, dann haben die Leute in der Regel Plumpsklos. Oder sie machen einfach hintern Busch. Manche sogar direkt vor die Haustür. Wir haben Kinder aus der Hautüre raus pinkeln sehen. Auch ist es uns passiert, dass sich Leute und Kinder beim Gespräch mit einer Gruppe einfach umgedreht haben, aber keinen Schritt gegangen sind, um ihre Notdurft zu verrichten. Auf dem Parkplatz in Baños de Inca, als wir gerade auf der einen Seite des Autos gefrühstückt haben, hat doch glatt so ne Alte mit Strohhut dreist auf die andere Seite des Autos gepisst. Dafür hat sie einfach die Beine gespreizt, und ihren Rock leicht angehoben. Unterhose scheint sie nicht getragen zu haben. Klopapier oder so hat sie auch keines benutzt... wischt sich wohl an ihrem Rock dann ab. Wundert mich auf jeden Fall nicht mehr, warum hier manche Leute so nach Pisse stinken... die sind gar nicht alle Inkontinent...
Aber das krasseste war einmal an der Küste. Ein Restaurant direkt am Strand und die Familie wohnte auch dort. Wir durften dort über Nacht stehen und haben uns schon die ganze Zeit gewundert, wo dieser Gestank herkommt. Am nächsten Morgen mussten wie es live miterleben. Der Junge kommt raus und pisst erstmal direkt vor die Tür. Die Mutter geht aufs Klo, um dort in einen Eimer zu pinkeln, den sie dann auch direkt vor dem Haus auskippt. Unglaublich ekelhaft und das in einem Restaurant! Wir waren froh dort nichts gegessen zu haben. Richtig unzivilisiert sind sie hier und es stinkt überall nach Scheisse, Pisse, Aas und Müll. Und das sollen die Nachkommen von hochzivilisierten antiken Kulturen sein? Kaum zu glauben..

Es gibt also auch eine sehr unangenehme  Seite von Peru... die wollen wir aber nun erstmal wieder ausblenden und uns den schönen Dingen Perus zuwenden. Denn davon gibt es ja zum Glück auch reichlich.

Auf dem Weg wieder Richtung Küste kamen wir noch in der kleinen Stadt Magdalena vorbei :-):



Und die letzte Nacht in den Bergen haben wir an einem wunderschönen Stausee verbracht. Ganz ohne Müll, dafür wurden wir am nächsten Morgen jedoch, beim Frühstück, von Sandfliegen fast aufgefressen. Tja man kann eben nicht alles haben. Oben in den Bergen ist es kühl und regnerisch. Dafür aber grün und ohne nervige Stechmücken. Weiter untern ist das Klima angenehmer, dafür aber die Landschaft braun und die Stechmücken fressen einen auf. 



Der Nächste Stop sollte in Puerto Malabrigo sein, wo es die berühmte längste Linkswelle der Welt gibt. Der Surfspot heisst Chicama, aber die Einheimischen wissen nicht warum. Ein bisschen Swell war für die nächsten Tage auch angesagt, und Steffen war nach der Bergluft schon wieder ganz heiss auf Salzwasser. Aber davon später mehr...