Freitag, 28. November 2014

Cali

Auf dem Weg in Richtung Cali, in der Nähe von Cartago, als wir gerade am Straßenrand frühstückten, hat sich ein kleiner zuckersüßer Straßenköter angeschlichen. Nachdem Steffen ihm was zu trinken gegeben hatte, ist er nicht mehr von unserer Seite gewichen... Vergeblich haben wir beim nächsten Haus nach dem Herrchen des Kleinen gesucht. Tja und nun haben wir einen Reisegefährten mehr. Er heißt Papi Chulo und ist ein echter Colombianer :-).
Als wir ihn gefunden haben war er dürr, hatte entzündete Augen und war ein ziemlicher Flohzirkus... Also haben wir ihn erstmal am Straßenrand geduscht:



Zuerst dachten wir aufgrund seines Verhaltens, dass er etwa 3 Monate alt ist. Er ist sehr anhänglich, hat uns nicht mehr aus den Augen gelassen, ist uns auf Schritt und Tritt gefolgt.
Hier liegt er frisch geduscht und glückselig auf meinen Bauch gekuschelt auf dem Weg kurz vor Cali:



Papi hatte Angst vor allem was er nicht kannte, was in einer Stadt, wie Cali so ziemlich alles war. Andere Menschen, andere Hunde, Verkehr... Aber uns hat er irgendwie von Anfang an zu 100% vertraut. Anfangs saß er nur auf unserem Schoß, hat sich nicht getraut die Umgebung zu erkunden, wir mussten ihn überall hin tragen, zu Fuß hat er sich maximal 2-3 Meter vom Auto entfernt. Sogar beim duschen hat er stillgehalten und selbst Nachts schläft er lieb auf seinem Platz auf dem Fahrersitz (auch wenn er jetzt grad an Steffens Füßen liegt). Außer morgens, da darf er zum Kuscheln ins Bett kommen:



Papi hat aber in Cali ganz schön dazugelernt und der Tierarzt meint er wäre schon so 6 Monate alt, da er nur noch einen Milchzahn hat. Nach 14 Tagen spielt Papi inzwischen mit fremden Hunden, läuft den ganzen Tag mit uns durch irgendwelche Nationalparks und geht zu jedem fremden Menschen hin, auf der Suche nach was essbarem oder ein paar Streicheleinheiten, die er meistens auch bekommt... Die Colombianer lieben Papi... niemand hat mehr Augen für Steffens blondes Haar und blaue Augen, nur noch für Papi. Wir haben uns schon überlegt, in Zukunft für ein Foto mit Papi einen Dollar zu verlangen... Steffen nennt ihn schon den Chickmagnet und schießt Fotos von allen möglichen Frauen, die unseren Papi auf dem Arm halten ;-). Vor etwa 4-5 Tagen hat er zum erstenmal seine Stimme entdeckt :-). Nun hat er es sich zur Aufgabe gemacht sein neues Zuhause, unsere Caracolina, zu bewachen und er schlägt brav an, wenn sich etwas nähert. Inzwischen gehört er fest zum Team und scheint es zu genießen, jeden Tag eine neue Gegend erkunden zu dürfen und jeden Tag mit anderen Hunden spielen zu können. Auch das Autofahren scheint ihm zu gefallen... er schläft viel, oder schaut auf den Hinterfüßen zum Fenster raus.





Aber nun zu Cali. Cali hat uns sehr gut gefallen. Wir empfanden die Menschen als sehr hilfsbereit und unkompliziert. Wir hatten zudem das Glück, dass wir auf dem Weg im Bus nach Bogota, Claudia und ihre zwei Söhne Jacob und Jose kennengelernt hatten und somit eine Anlauftstelle in Cali hatten. Wir konnten bei ihnen vor dem Haus parken und haben eine wunderbare Woche mit der Familie verbracht. Inklusive Stadtbesichtigung, Ausgehen zum Tanzen, köstliches Essen und Hilfe bei der Autoreparatur (was aber leider nicht viel half. Unser Booster wurde zwar repariert und Steffen hat den Vergase noch mal zerlegt und wieder zusammengesetzt, aber immer noch das selbe Problem... aber dazu erzählt dann Steffen noch mal was.)

Steffen und Jacob bei der Stadtbesichtigung:



Beim Frühstücken: neben Steffen sitzt Caludia (unsere Gastmutti), daneben Sandra (eine Freundin von Claudia) und ganz rechts sitzt die Mutter von Claudia, Doña Mery.



Cali ist die Stadt des Salsa und es gibt wirklich kein Eck, auch nicht in den Wohnvierteln, wo nicht den ganzen Tag Salsa Musik läuft. Also waren wir natürlich auch einmal zum Tanzen aus, zusammen mit Claudia, ihrem Bruder und dessen Freundin und dem 16 jährigen Jacob, der ausnahmsweise auch mit durdte. Kleid, Schuhe, Ohrringe und sonstiger Schnickschnack hat mir Claudia geliehen.



Mutter und Sohn beim tanzen:



Nochmal ein Gruppenbild von uns allen:



Ach ja, in einem katholischen Land wie Columbien, wird natürlich das heidnische Fest Halloween gefeiert :-). Und zwar ziemlich groß und überall. Die Columbianer flippen total aus. Erwachsene laufen am hellichten Tag in total lächerlichen Kostümen durch die Gegend... Kinder sammeln Süßigkeiten und am allerschärfsten sind die Hunde. Natürlich auch in Verkleidung. Ich habe Hunde gesehen, verkleidet als: Biene, Ballerina, Matrose und Batman :-). Von den Überbleibseln der Halloweenverkleidung wollten wir Steffen in einen Columbianer verwandeln:




Und zum Abschluss noch ein kleines Gimmik :-): Damentoilette in Kolumbien



Für alle die den Spaß nicht verstehen: „Sehr schön!“ „Nicht nur schön, auch riesig!“

Arschimplantate sind hier in Columbien übrigens nicht unüblich.













Dienstag, 11. November 2014

Die Zona Cafetera

Nach Medellin gings weiter in die Zona Cafetera. Kolumbien ist nömlich der drittgrößte Cafeexporteur weltweit. Nachdem unsere Caracolina die ersten 3000 Kilometer keine Zicken gamacht hat, ist ihr wohl der Werkstadtaufenthalt nicht so gut bekommen. Denn seitdem haben wir ein Problem nach dem anderen. Zunächst ist uns direkt nach Medellin einer der neuen alten Reifen geplatzt. Zum Glück sind das Reifen mit Schlauch innen... wir mussten also keinen komplett neuen Reifen kaufen.


                                    


Später ist uns dann beim der Überquerung eines Polizistengrabes unser 40 Liter Wasserkanister vom Dach geknallt. Ist aber zum Glück nichts kaputt gegangen. Und zu allem Übel hat dann auf einmal die Tankanzeige nicht mehr funktioniert. Was sehr unpraktisch ist, denn unser Tacho funktioniert ja auch nicht. wir können also auch nicht anch Kilometern fahren. Also unterwegs angehalten und die Tankanzeige repariert. Dann kam Steffen der Perfektionist auf die Idee noch ein Kabel vorne am Vergaser zu löten, dass er profisorisch mit Klebeband geflickt hatte. Tja danach lief unsrer Caracolina nich mehr. Das Kabel neu gekauft mit Ventil, aber immer noch das selbe Problem. Springt an, aber geht immer aus, beim Bremsen vor alledingen. Standgas variiert und alles sehr komisch seitdem. Dann hat Steffen den Vergaser auseinander gabaut, auf der Straße ohne Wekzeug, weil Sonntag war. Danach etwas besser, aber eben nicht wie vorher.



Tausend Mechaniker gefragt, tausend verschiedene Antworten erhalten. Naja wir sind dann erstmal so nach Cali weiter gafhren und haben uns hier den Booster von der Bremse reparieren lassen, aber offensichtlich hat das Problem damit auch nichts zu tun gehabt, denn keine Besserung. Nun haben wir hier in Cali durch Zufall einen sehr netten Holländer kennegelernt, der auch ne kleine Werkstatt hat. Dort hat Steffen jetzt nochmal den Vergaser mit passendem Werkzeug auseinander gebaut, hat noch nen alten Gummiring irgendwo rausgefischt und nun hoffen wir, dass unsere Caracolina wieder die alte ist.

Obwohl uns die Zona Cafetera von den Leuten her nicht so gut gefallen hat, die Leute waren sehr misstrauisch. Nicht uns gegenüber, aber ihren Nachbarn, ihren Freunden und überhaupt allen Kolumbianern gegenüber. Zum erstenmal wurde uns gesagt, wir sollten nicht auf der Strasse campen, das sei hier gefährlich, sondern nur vor Häusern. Ja war ein komisches Gefühl in der Region irgendwie.  Wir denken, weil in der Gegend der Bürgerkrieg sehr schlimm war, dass deswegen die Leute das gegenseitige Misstrauen behalten haben. Weil sie  nie wussten, wer gehört zur Guerilla und wer zur Polizei, so konnte damals der Nachbar der schlimmste Feind sein... Trotz allem haben wir in der Zona Cafetera sehr nette Familien kennengelernt und vor allem die Kinder haben uns jeweils stark in Beschlag genommen. Die Kinder hier in Kolumbien sind sehr neugierig und überhaupt nicht schüchtern. Sie fragen einem Löcher in den Bauch. Und alle wollen sie Deutsch lernen :-).
Hier waren wir zu Gast in einem Haus in der Nähe von Neira. Die Familie hatte 5 Kinder, eines hübscher als das andere. 

Hier haben die Kids alle ins Auto gelinst



Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter fahren, wir haben uns aber von den Kindern breitschlagen lassen und sind noch einen Tag längergeblieben. Wir waren natürlich die Attraktion in dem kleinen Dörfchen und am nächsten Tag nach der Schule waren wir dann umringt, nicht nur von den 5 Kindern der Familie, sondern auch von sämtlichen Nachbarskindern :-)



Die Kinder haben uns dann so lange belabert, bis wir mit allen hinten im Bett ne kleine Runde durchs Dorf gefahren sind.

Hier sitzen sie alle bei uns im Auto... alle sieht man gar nicht, insgesamt waren wohl so 10 Kinder hinten im Bett und Lena, die große saß noch neben mir vorne.




Die Kinder sind mit uns durchs Dorf gezogen, haben uns allen Eltern vorgestellt, uns die alte Zementfabrik gezeigt... Da es so kalt war, haben sie sich immer bei uns unter die Ruanas gekuschelt.



Danach gings weiter in die Zona Cafetera. Der Ausblick nun: Cafeplantagen, eine an die andere gereiht. Manche Plantagen mit Platanas (Kochbanane) gespickt, manche sind nur Monokulturen mit Cafe. Es gibt nämlich zwei verschiedene Sorten Cafe. Die eine wächst in der knallen Sonne, die andere im Schatten, deswegen die Bananenpalmen.



 Wir haben uns auch eine kleine Tour auf einer der über 100 Jahre alten Fincas gegönnt. Dort haben wir alles über den Cafe gelernt. Einen Deutsch sprechenden Papagai gabs auch bei der Finca :-)




Hier sind wir mit dem Sohn einer der Arbeiterfamilien zu sehen, der ganz begeistert war von meiner Brille. Cafe wird 2 Mal im Jahr gepflückt. Einmal im November/Dezember und einmal im Sommer. Die Pflücker verdienen also nur ein paar Monate im Jahr, dafür dann in der Zeit aber richtig gut.



Hier sieht man die alte Finca, inmitten der Cafeplantagen.



Hier wurden wir in die Typischen Pflückerklamotten gesteckt, wie sie die Leute vor 50 Jahren trugen.



Hier unser Führer und Steffen beim Cafemahlen, den wir zuvor frisch geröstet haben.



Und dann zum Schluss wurde frischer Cafe gekocht. War wohl echt lecker, aber ich mag Cafe immer noch nicht, was total unverständlich für die Columbianer ist.



Wir haben auch überlegt Cafe mitzubringen nach Deutschland, aber das ist wohl keine so gute Idee. Denn der Cafe, den man in Columbien kaufen kann, ist die schlechteste Qualität. Der gute Cafe wird alles exportiert. Insofern ist der Columbianische Cafe, den man bei uns kaufen kann, viel besser als der Cafe hier.
Von hier aus gings dann weiter nach Cali, die Stadt des Salsa. Auf dem Weg dorthin haben wir noch ein neues Crewmitglied gefunden, aber dazu später...

Montag, 10. November 2014

Medellin

Medellin ist nicht nur die Stadt des berühmt berüchtigten Gangsters Pablo Escobar, sondern auch die Heimatstadt des Künstlers Botero. Leider ist über die Kämpfe mit der Guerilla nichts zu erfahren in Medellin, aber von diversen Leuten wissen wir folgendes: Pablo Escobar war einer der größten Drogenhändler der Geschichte, derjenige, der den Drogenschmuggel industrialisierte und deswegen heute als Begründer des Narcotrafico gesehen wird. Pablo war ein Gangster der schlimmsten Sorte. Mit Autodiebstählen hat er seine Karriere begonnen, später hat er reiche Leute entführt und manchmal auch nach Erhalt des Lösegeldes ermordet. Er hat Polizisten, Richter und einige der reichsten und mächtigsten Leute Kolumbiens auf dem Gewissen. Später war er durch seinen Drogenhandel einer der reichsten Menschen der Welt und für Bush, Staatsfeind Nummer 1. Die Kolumbianische Polizei hat ihn 1933 erschossen, nachdem er sich zunächst freiwillig hat inhaftieren lassen, dann jedoch abgehauen ist. Trotz alledem gilt Escobar speziell in den Armenvierteln Medellins als Held. Denn mit seinem Reichtum hat er auch viel Gutes getan, wie z.B. Schulen gebaut, Fussballvereine unterstützt usw. Das hat er zwar alles auch aus Eigennutz gemacht, um Unterstützung, Unterschlupf und willige Mitkämpfer in der Armen Bevölkerung zu rekrutieren, trotzdem profitieren die Armenviertel heute noch von den Investitionen Escobars.
Heute ist Medellin eigentlich eine sehr sichere Stadt, klar hat sie ihre kritischen Viertel, wie jede Großstadt, aber da geht man normalerweise auch nicht hin... Wir haben auf jedenfall unser Auto in Gehweite zum Zentrum den ganzen Tag am Strassenrand stehen lassen, mit Surfbrett und allem auf dem Dach (unabgeschlossen), weil wir kein Geld für einen bewachten Parkplatz ausgeben wollten, und wie erwartet, überhaupt kein Problem... am Abend zurück gekommen und alles noch da, Auto unangetastet. Tja so gefährlich ist Kolumbien :-).
Einen kleinen Überfall auf Bankkunden haben wir allerdings auch mit bekommen... Als ein Bankkunde am Automaten Geld geholt hat, hat hinter ihm jemand gewartet. Und als der Bankkunde sich umgedreht hat, hat derjenige der gewartet hat, ihm das Geld aus der Hand gerissen und ist weg gerannt. Dr Bankkunde hat natürlich gerufen und Lärm gemacht. Da ist ein Kunde, der mit seinem Auto gerade in der Werkstadt war, wo wir auch mit unserer Caracolina standen, losgespurtet und hat den Dieb zu Boden gerissen. Daraufhin ist eine Meute wütender Columbianer auf den Dieb los und hat ihn getreten und beschimpft, bis fünf Minuten später die Polizei kam. Das ganze war für uns sehr beeindruckend... in Deutschland wär der Dieb mit dem Geld sicher weggewesen, denn soviel Zivilcourage haben bei uns leider nur wenige. Obwohl hier wohl die Gefahr, dass der Dieb bewaffnet ist größer ist, wie bei uns.

Wir haben in Medellin zunächst unser Auto in einer Werkstadt durchgecheckt. Neues Getriebeöl, alles eingefettet, neue alte Reifen und neue Bremsflüssigkeit. Das ganze sollte eigentlich kostenlos sein, aber am Ende haben wir doch ganz schön viel bezahlt, da die Ersatzteile, wie ein paar neue Gummiringe an den Federn, das Getriebeöl, da Fett und die Bremsflüssigkeit ganz schön teuer waren. Naja, dafür durften wir in der Werkstadt auch 3 Nächte übernachten, hatten Strom, Klo und Dusche zur freien Verfügung und Steffen hat sich in der Werkstadt mal wieder ausgesprochen wohl gefühlt ;-).


Hier ist unsere Caracolina in der Werkstadt, mit vielen kleinen Helferlein um sie rum. 



Später haben wir dann noch die Stadt besichtigt. Das Museo de Antioquia, mit vielen Werken von Botero, die Plaza Botero und noch ein-zwei Kirchen. Ausserdem haben wir eine Fahrt mit der Seilbahn Medellins gemacht, und hatten einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Übrigens sehr pfiffig, wie wir fanden. Da Medellin mitten in den Bergen liegt, und sich die Stadt rechts und links die Berge hinauf zieht, wurde die öffentliche Metro, die im Tal entlang fährt, durch zwei Gondelbahnen, wie wir sie vom Skifahren kennen, ergänzt. So sind auch die Viertel ganz oben an den Berghängen mit dem Zentrum verbunden, man hat aus den Gondeln eine wunderbare Sicht und ein weiterer Vorteil bei dem Konzept ist, dass es keine Wartezeiten gibt :-).

Hier eine der berühmten Botero Figuren:



Alles in allem hat uns Medellin nicht so gut gefallen. Das Zentrum ist recht klein, viel zu sehen gibt es nicht und wir haben uns nicht so wohl gefühlt in der Stadt. Kann aber auch daran gelegen haben, dass wir niemanden dort kannten bzw. unsere Kontakte die wir hatten, alle entweder gerade nicht in der Stadt waren, oder  keine Zeit hatten... Das mit den Touren fahren mit Rafa ist dann leider auch nichts mehr geworden. Es haben sich nie genug Touristen angemeldet, so dass es sich für uns nicht gelohnt hätte, da mit zu fahren. Wir behalten die Idee aber im Auge, vielleicht bietet sich sowas irgendwoanders auf unserer Reise an... die anderen Länder sollen ja touristischer sein wie Kolumbien.