So machten wir uns von Buenos
Aires, immer noch mit kaputtem Getriebe auf in Richtung Grenze. Die 1000km bis
Mendoza verliefen so weit gut. Wir haben alle 200km Öl nachgekippt und der
Ölverlust wurde in den 3 Tagen, die wir bis dorthin brauchten etwas mehr. Es
ging aber bis dorthin auch noch nicht bergauf.
Auf dem Weg kamen wir auch hier
vorbei:
Wussten wirs doch, dass sich der
alte Fuchs hier nach Argentinien abgesetzt hat, bevor ihn die Russen kriegen
konnten ;-)!
In Mendoza angekommen, wollten
wir vor Ort die Situation auf dem Pass abklären. Ob wir Schneeketten
brauchen...
Zunächst fragten wir einen Polizisten
bei einer Verkehrskontrolle. Der meinte, es sei Schneekettenpflicht, denn es
läge Schnee und sei alles vereist. Wir konnten das zunächst nicht ganz glauben,
denn vor 3 Tagen war ja im Internet gestanden, dass der Pass für alle Autos
ohne weiteres befahrbar sei. So fragten wir an einer Tankstelle noch mal einen
Polizisten. Auch dieser behauptete, es sei Schneekettenpflicht. Wir würden sie
wahrscheinlich nicht brauchen, aber es sei Pflicht welche dabei zu haben für
alle Fälle. Und wenn wir keine dabei hätten, dann würden uns die Chilenen nicht
über die Grenze lassen und wir müssten 120km zurück fahren zum Dorf Uspallata,
um dort welche zu kaufen. Er meinte außerdem, er würde die Schneeketten gleich
hier in Mendoza kaufen , denn in Uspallata, dort währen sie sehr viel teurer.
Auf unsere Frage, woher er denn das wisse, meinte er, das käme überall in den Nachrichten
im argentinischen Fernsehen. Ich hab trotzdem noch mal zur Sicherheit einen
Tankstellenwart gefragt. Doch dieser bestätigte die Aussagen des Polizisten und
meinte auch, wir sollten lieber hier in Mendoza gleich Schneeketten kaufen,
denn wir müssten auf alle Fälle welche mit dabei haben.
So sind wir zum nächsten großen
Autoladen gefahren. Doch dort verkauften sie keine Schneeketten. Denn Mendoza
liegt am Fuße der Anden und hier hat es so gut wie nie Schnee. Wir wurden
weiter zum Baumarkt geschickt. Dort gab es zwar Schneeketten, aber nur für
kleine Reifen und sehr teurer, für 100 Euro. Wir fragten im Baumarkt nach, wo
wir denn etwas größere Schneeketten für unsere Caracolina kaufen könnten. Die
Mitarbeiter dort hatten auch keine Idee. Einer meinte, es gäbe noch einen
anderen Autoladen, vielleicht dort, der hätte aber erst morgen wieder offen.
Wir sind dann in einer Mall noch mal ins Internet. Auf der chilenischen Seite
der Grenzübergänge stand nichts von Schneeketten. Dort gab es keine weiteren Meldungen,
was ja eigentlich heißen müsste, Zustand unverändert, also für alle Autos ohne
weiteres passierbar. Wir beschlossen es zu versuchen und erstmal bis Uspallata
ohne Schneeketten zu fahren. Was hatten wir auch für eine Wahl? Für unsere
Reife gab es hier keine Schneeketten zu kaufen. Zur Not müssten wir dann halt
in Uspallata in den sauren Apfel beißen und dort welche kaufen und arg viel
teurer als 100€ können die ja dort auch nicht sein...
Also sind wir erstmal wieder auf
die Autopista in Richtung Anden. An der nächsten Tankstelle haben wir dann noch
mal einen LKW Fahrer gefragt, wegen den Schneeketten, denn die brauchen ja auch
große Schneeketten. Der Mann war unheimlich nett, hatte eine Tennisballgroße
Kugel Coca Blätter in der Backe und schien der erste zu sein, der wirklich
Ahnung hatte. Er meinte, wir bräuchten gar keine Schneeketten, es liege
überhaupt kein Schnee. Mitführen müsse man schon welche, aber das werde nicht
kontrolliert. Außerdem könnten wir zur Not, sollte es bis Morgen früh noch schneien,
was er nicht glaube, in Uspallata welche ausleihen und auf der anderes Seite
der Grenze wieder abgeben. Na also! Das war die Aussage, die wir gesucht
hatten... die Polizei hier kann man einfach vergessen. Wenn sie keine Ahnung
haben erzählen sie einem lieber irgendwelchen Mist, bevor sie zugeben, dass sie
keine Ahnung haben...
Also sind wir abends noch bis
Uspallata gefahren. Hier 120km vor der Grenze und schon ziemlich hoch oben, lag
nicht ein kleines bisschen Schnee! Wir haben dort an der Tankstelle noch mal
nachgefragt, doch auch die meinten, Schneeketten seien nicht nötig. Des Weiteren haben wir zwei Mal nachgefragt, wie viel denn die letzte Peaje
auf dem Weg nach oben kosten würde, um vom Rest unseres Bargeldes noch
Sprit zu kaufen, denn das war ja auf dieser Reise das letzte Mal für uns in Argentinien.
Wir erhielten beides Mal die Aussage so um die 10 Pesos. Also hab ich mal 20
Pesos behalten, nur für alle Fälle und den Rest haben wir vertankt. Am nächsten
Morgen, ein paar Kilometer aus der Stadt raus kam dann auch gleich ein Schild
mit den Preisen für den Tunnel. Normale Autos... 30 Peso... na super... Wir
haben dann erst einmal angehalten um Kriegsrat zu halten, aber was half es, wir
hatten 10 Peso zu wenig, also mussten wir zurück ins Dorf.
Dort gab es natürlich nur eine
Bank mit einem Geldautomaten, der erfahrungsgemäß mit meiner Kreditkarte nicht
funktioniert und einer riesig langen Schlange von wartenden Leuten davor. Ich
hab mich etwas genervt da angestellt, denn versuchen musste ich es ja
wenigstens, wo sonst sollten wir nun die 10 Pesos herbekommen. Steffen hat auf
dem Parkplatz an der Tankstelle gegenüber gewartet und wurde dort auch gleich
von einer Gruppe Argentinier angequatscht, die sich für uns und unser Auto
interessiert haben. Steffen hat die auch noch mal gefragt, wie viel der Tunnel
kostet und meinte uns fehlen nur 10 Peso, ob sie nicht eine Postkarte kaufen
wollten. Ne, leider nicht... Verkaufen ist nicht so unsere Stärke... Als die
Gruppe dann jedoch gecheckt hat, dass wir Geld brauchen für die Peaje, haben
sie gleich jeder einen Zehner auf die Motorhaube geschmissen :-).
Steffen hat mir gleich gepfiffen und ich bin von der Bank, wo ich immer noch in
der Schlange stand zum Parkplatz zurück. Nun hatten wir 50 Pesos + die 20 von
mir, das reicht auf alle Fälle. Die Argentinier haben uns noch auf einen Mate
eingeladen und als Dankeschön haben wir dann jedem eine Postkarte geschenkt :-).
Hier unsere Helfer in der Not...

Dann sind wir ohne Weiteres hoch bis
zur Grenze gefahren. Unser Getriebe hat gut mitgemacht und oben lag überhaupt
kein Schnee:
Die Leute in Mendoza haben völlig
übertrieben! Zum Glück haben wir dort keine Schneeketten gefunden, sonst hätten
wir wohl völlig überteuerte gekauft und das auch noch umsonst. An der Grenze
verlief alles problemlos, unser Auto wurde nicht weiter begutachtet. Die
Zöllner haben sich lieber über ihre Verwandten, die in Deutschland leben, unterhalten... Unser Bambus wurde wohlwollend begutachtet und wir wurden dafür
gelobt, dass wir ihn gestrichen haben ;-). Und das obwohl die Farbe schon
überall abblättert und was bitte soll das bisschen Farbe gegen irgendwelche
Parasiten bringen? Aber naja, Regel ist eben Regel, egal wie unlogisch sie
ist... wie bei uns eben auch...
Wir sind dann auch noch vollends
gut bis nach Los Andes gekommen. Erst die letzten paar Meter im Dorf, hat das Getriebe
dann wieder erhebliche Geräusche gemacht, aber da hatte wir ja schon alles
geschafft. Unsere Caracolina ist einfach spitze und es kann sie noch nicht
einmal ein kaputtes Getriebe aufhalten!
Für uns ist Argentinien ein sehr schönes Land mit wirklich sehr sehr gutem
Fleisch. Allerdings ist die südliche Hälfte (ausgenommen die Gegend um
Bariloche), landschaftlich nicht so reizvoll, wie Chile, da der größte Teil
doch Pampa ist. Die Argentinier sind sehr gastfreundliche und hilfsbereite Menschen,
und das obwohl wir die WM gewonnen haben :-). Außerdem sind die Argentinier sehr herzlich. Jeder
wird immer mit Küsschen begrüßt, selbst Wildfremde und Männer untereinander
küssen sich auf die Wange. Das findet Steffen bis jetzt noch schräg und bekommt immer
einen ganz peinlich berührten Blick, wenn er mal wieder von einem Mann geküsst
wird :-).
Aber man muss auch sagen, die
Argentinier sind sehr selbstverliebt und es vergeht keine Unterhaltung, in der
sie nicht über ihr eigenes Land schwärmen. Sie hätten das beste Fleisch
(stimmt), den besten Wein (naja, ich finde den von Chile besser), den höchsten
Berg der Anden (stimmt), die besten Fußballer (auch darüber lässt sich wohl
streiten), aber Maradonna und Messi werden hier wie Götter verehrt und man
unterstehe sich sie zu kritisieren. Außerdem gibt es ja nur hier Mate und auch
sonst produziert Argentinien alles selbst (außer Bananen, Mango, Ananas... :-)).
Die schönsten Wasserfälle haben sie auch (können wir nicht beurteilen, dort
waren wir nicht). Auf alle Fälle strengt diese Selbstverliebtheit der
Argentinier etwas an. Als gäbe es kein anderes Thema, außer wie toll doch
Argentinien ist. Und als Europäer haben wir grundsätzlich eh keine Ahnung über
diesen Kontinent und können auch nichts über Argentinien sagen, denn wir meinen nur immer alles zu wissen. So denken viele Argentinier und sagen das einem auch.
Auch sehr komisch finden wir,
dass im ganzen Land diese Schilder am Straßenrand stehen:
Auch auf Landkarten sind die
Falklandinseln grundsätzlich als argentinisches Terrain gekennzeichnet. Und
auch Feuerland, von dem ein großer Teil zu Chile gehört, ist auf argentinischen
Landkarten immer als argentinisches Terrain gekennzeichnet.
Die Argentinier haben die Kriege
gegen Chile um Feuerland und gegen England um die Falklandinseln nun mal
verloren. Ist das nicht, wie wenn in Deutschland überall Schilder stehen
würden, auf denen steht: „Preußen, für immer Deutschland“. Die Argentinier
rechtfertigen ihre Sichtweise damit, dass das Volk ja diese Kriege nie wollte
und sie deshalb auch zu unrecht verloren haben. Ja ok, aber welches Volk wollte
denn im Nachhinein schon irgendwelche Kriege, bei denen es Land verloren hat.
Ich denke die Argentinier sind einfach schlechte Verlierer... seien es die
Falklandinseln, Feuerland oder die WM.
Ein weiteres Minus ist, dass es
hier in Argentinien sehr viele extreme Emanzen gibt. Das ist echt anstrengend.
Zwar sind die argentinischen Männer ganz schöne Machos und der Kampf der Frauen
ist nicht unbegründet, jedoch weiß doch jeder, Mütter machen Machos ;-).
Und außerdem heißt für Gleichberechtigung zu kämpfen ja nicht Männer und alles
was sie machen zu hassen. So sind aber manche Frauen hier drauf und widersprechen
sich dazu auch noch am laufenden Band selbst. Auch der Tangotanz wird zum Teil
stark kritisiert, ist er doch purer Machismus, denn der Mann führt ja :-) ...
Wir können auf jeden Fall jetzt
verstehen, warum in ganz Süd- und Mittelamerika die Argentinier nicht sehr bliebt
sind. Sie halten sich oft für etwas Besseres, zeigen wenig Respekt und
sind vielleicht etwas zu selbstverliebt.
Aber wie in jedem Land haben wir
auch wieder sehr gute Freunde hier kennengelernt, die dem typischen Bild der
Argentinier nicht entsprochen haben. Jedoch muss man sagen, dass dies alles
Argentinier waren, die selbst lange im Ausland gelebt haben und deshalb
vielleicht nicht mehr so ganz argentinisch waren...
Argentinien ist aber trotz allem
ein tolles Land, sehr vielseitig und doch größtenteils europäischer als der
Rest des Kontinents. Auch haben sie wirklich das allerbeste Fleisch! Auch wenn
man das billigste im Supermarkt kauft, bekommt man gute Qualität und schon
allein deswegen lohnt sich eine Reise dorthin, außer natürlich für unsere vegetarischen Freunde ;-).