Der Grenzübergang nach Bolivien war
ziemlich heiß :-).
Zwei Dörfer, das peruanische und das bolivianische, die direkt nebeneinander liegen,
nur durch eine sehr kurze Brücke voneinander getrennt. Es herrscht herrlich
viel Betrieb. Straßenhändler, Leute die auf der Straße Geld wechseln und viele Rikschas,
die mit ihren Anhängern Waren über die Grenze transportieren. Wenn man nicht
aufpasst, fährt man einfach rüber, ohne dass mans merkt. In dem ganzen Gewimmel
muss man dann auf beiden Seiten die Gebäude suchen, wo man sich den Stempel für
den Pass und das nötige Einreiseformular fürs Auto holen kann. In dem Tobuwawowu
wurde uns dann auch noch irgendwie unsere Plane vom Autodach runtergeklaut,
ohne dass wirs mitbekommen haben. Naja war ja nur ne Plane und wir haben noch
eine, die muss dann erstmal reichen...
Auf den ersten Eindruck erschien
Bolivien durchaus etwas entwickelter als Peru. Die Häuser waren zum großen Teil
fertig gebaut und mit Dach, wenn auch ärmlich, was in Peru wirklich eine
Seltenheit ist und es gab recht viele Landwirtschaftsmaschinen, was wir in Peru
auch nur in der Nähe von Lima gesehen haben. Aber bei genauerem Hinsehen,
mussten wir bei der Fahrt über das Altiplano in Bolivien feststellen, dass die
Menschen hier wirklich unheimlich arm leben. Weil es wirklich nichts gibt. Der
Boden ist steinig und schwer zu bewirtschaften, Die Quinoa Felder sehen sehr
dürr aus. Und ansonsten gibt es wirklich nichts, gar nichts. Kein Wasser, keine
Flüsse, kein Strom. Einfach nur karges Hochland und kalt.
Zudem hat Bolivien im Krieg gegen
Chile seinen Zugang zum Meer verloren und damit seinen Hafen zum
internationalen Handel. Nun müssen die Mineralien, die nach jahrelanger
US-amerikanischer Ausbeutung auch nicht mehr allzu reichlich vorhanden sind,
über die Grenze nach Chile transportiert werden, um sie von dort verschiffen zu
können. Das kostet natürlich zusätzlich. Die Mineralien werden unter grausamen
Bedingungen zum Teil von Kindern aus den Bergen gehauen. Ohne
Sicherheitsvorkehrungen, in 12 Stunden Schichten und mit einem jämmerlichen
Lohn vergütet. Spätestens mit 30 Jahren sind die meisten Mienenarbeiter so
krank, dass sie nicht mehr arbeiten können. So müssen die Kinder sehr früh, dem
gleichen Schicksal ihrer Väter nachgehen, um die Familien zu ernähren.
Der Präsident von Bolivien, der erste
indigene Präsident Südamerikas, versucht seit einigen Jahren die Lage in Bolivien
zu verbessern. Sein Ziel ist, die Ausbeutung der USA im Land zu stoppen und die
Coca Pflanze zu legalisieren, als einen Möglichen Wirtschaftszweig Boliviens.
So hieß es in den Medien, dass er US-amerikanische Firmen, wie MC Donalds und
Coca Cola im Land verboten hat. Die Realität sieht jedoch leider anders aus.
Überall sind alle Softdrinks, die es landesweit gibt, von Coca Cola und die
werden von den Bolivianern auch reichlich konsumiert. Auch Trinkwasser gibt es
nur von einem Hersteller und zwar, wer hätts geglaubt, von Coca Cola. Traurig
aber war. Außerdem ist das Wasser so ungemein überteuert, das man sich fragt,
wie die Bolivianer sich das leisten können. Leitungswasser gibt es hier in
großen Teilen des Landes auch nicht, da die meisten Häuser überhaupt keinen Wasseranschluss
haben und das riesige Altiplano einfach unheimlich trocken ist. Das einzige was
Bolivien bleibt, scheint der Tourismus und die Coca Pflanze zu sein. Und um den
Tourismus anzukurbeln, lässt der Präsident immerhin gerade quer durchs ganze
Land Autobahnen bauen, die den deutschen sehr ähneln. Immer schön mit Fußgängerbrücken
und auch die Beschilderung scheint von Deutschland abgekupfert zu sein :-).
Es bleibt zu Hoffen, dass die Verbesserte Infrastruktur wenigstens etwas
Schwung ins Land bringt.
Auch mussten wir in Bolivien
schnell feststellen, dass wir uns das Handeln in Peru ganz schön angeeignet
haben. Wir haben in den ersten zwei Tagen ein paar schräge Blicke dafür
geerntet. Wir mussten uns dann erstmal
wieder umstellen und nicht ganz so knallhart verhandeln, wie wir das von Peru
gewohnt waren...
Aber nun der Reihe nach:
Direkt nach der Grenze noch ganz
in der Nähe vom Titikaka See, haben wir uns noch eine letzte archäologische
Stätte angesehen. Oder vielmehr zwei. Tiwanaku und Puma Punku. Diese waren aber
wirklich das Beeindruckendste, was wir bisher auf unserer ganze Reise gesehen
haben. Aber dazu soll Steffen nun
ein bisschen was erklären.
Dann übernehme ich mal kurz und
übergebe widerwillige das Lenkrad an Lena. Dabei versuche ich mich, trotz ihres
zwar sicheren aber dennoch sehr sportlichen Fahrstils aufs Schreiben zu
konzentrieren...
Tiwanaku und Puma Punku zwei
Ruinen die einem nicht nur die Sprache verschlagen sondern ein gutes Beispiel
dafür sind warum man nichts auf die Aussagen von sogenannten Experten geben
sollte. Was hier mit den Ruinen gemacht wurde und wird und was den Touris hier
als „Wahrheit“ verkauft wird ist eigentlich ein Skandal. Schon mit dem Erscheinen
der Spanier begann die Zerstörung und so wurden auch hier die Steine die
transportiert werden konnten für den Kirchen, Strassen und Eisenbahnbau
benutzt. Das gleiche Spiel wie in Peru also.
Gerade in Tiwanaku wurden und werden
nicht nur Kulturgüter zerstört, sondern es wird mit der „Rekonstruktion“ ebenso
unmöglich, zukünftig den Ort mit neuen Erkenntnissen anders zu bewerten.
Es werden Mauern rekonstruiert die offensichtlich überhaupt nicht an dieser
Stelle standen und ein Bereich der eher einem Sonnenkalender ähnelte, ist nun
eingemauert und nicht mehr wiederzuerkennen. Dabei zeigen die Skizzen der
ersten Besucher aus dem 19. Jahrhundert eindeutig dass es eher wie Stonehenge
in England ausgesehen haben muss. Von einer Mauer war nirgendwo eine Spur.
Heute sieht alles ganz anders aus.
Selbst Puma Punku die noch beeindruckendere
Stätte, die sich 500m entfernt von Tiwanaku befindet und komplet aus perfekt
geschnitten und riesigen Steinen bestand, wurde von den Experten verschandelt.
So wurden Teile einfach nur weil man meinte sie würden in Tiwanaku attraktiver
für die Touristen sein fünfhundert Meter weiter in Tiwanaku aufgestellt.
Unabhängige Untersuchungen in der Zukunft werden damit so gut wie unmöglich
gemacht.
Aber zurück zu dem was noch übrig
ist. Die Perfektion mit der die Steine in Tiwanaku und besonders in der 500
Meter entfernten „Tempelanlage“ (was auch sonst?) Puma Punku bearbeitet wurden, ist auf dem gesamten Kontinent einzigartig. Dabei muss man im Hinterkopf
behalten dass das laut offizieller Theorie alles mit Steinhammer und Bronzemeissel
geschaffen wurde. Für uns nur schwer zu glauben und eigentlich eine irrwitzige
Vorstellung, aber halt offizielle Geschichtsschreibung.
In dieser Beziehung hat
Lena mich noch auf ein anderes Mysterium aufmerksam gemacht. Es ist ja nicht
genug, dass die Baumeister damals 120 Tonnen schwere Steinplatten aus über 90
km Entfernung irgendwie hierhergeschafft haben. Nun ist es auch noch so, dass
die Steinmetze von Tiwanaku besonders für ihre pfiffig Methode berühmt waren,
die riesigen Steinplatten erdbebensicher zu verbinden. Sie gossen flüssiges
Kupfer oder Bronze in gegenüberliegende T-förmige Aussparrungen. Das diese
gegossen wurden und nicht vorgefertigt waren lässt sich eindeutig aus den
gefunden Resten erkennen. Die Erbauer müssen folglich bei Errichtung in der
Lage gewesen sein Kupfer zu schmelzen. „Ja und?“ Mag nun der ein oder andere
denken. „Was ist schon so besonderes dabei? Man weiß ja dass sie Metall
bearbeiten konnten und auch schon Legierungen hatten.“ Richtig, nur ist das
schmelzen von Kupfer auf über 4000m unter Umständen ein ganz anderes Thema. Das wird jedem
einleuchten der hier oben versucht sich seinen morgentlichen Kaffe zu kochen
oder wenn man feststellt, dass das Frühstücksei nach 10 Minuten kochen immer
noch weich ist. (kein Witz)
Hier ist also noch wesentlich
mehr unklar und mysteriös als die meisten Touristen überhaupt erahnen.
Hier sieht man die Überreste der
T-Füllungen die die Steine zusammenhielten und darunter Steinplatten in Puma Punku mit den besagten Formen.
Und hier ein Portal das aus einem
Stein „gehauen“ ist. Einfach atemberaubende Arbeiten.
Perfekte Oberflächen, Ecken,
Kannten und, besonders beeindruckend, Löcher. Das alles ohne Bohrer sondern nur
mit Hammer und Meissel?
Auch hier sieht man Löcher, nur
diesmal viel kleiner. Perfekt im immer gleichen Abstand angeordnet. Und mit
perfekt meine ich auch perfekt, schnurgerade und wie mit einem Diamantbohrer.
Hier sieht man Lena vor dem
besagten kleinen Stonehenge, welches heute allerdings einfach eine Mauer ist.
Das ist die Rückseite des
berühmten Sonnentor man sieht auch hier wie exakt es bearbeitet wurde. Schade
nur des es eigentlich nach Puma Punku gehört wo noch drei genau gleiche Tore liegen.
Aber irgendwer fand es halt besser aufgehoben in Tiwanaku.
Auch diese Mauer ist eine
Rekonstruktion. Nur die Megalithischen Steine ca. alle 10m sind Originale.
Selbst das Portal ist nicht original sondern wurde nur auf Vermutungen hin so
wieder aufgebaut. Alles im Prinzip also Lug und Trug wer sich für die Orte
interessiert und ein bisschen belesen ist, dem stehen hier die Haare zu
Berge...
Die ganze Anlage Puma Punku war
aus riesigen Steinblöcken zusammengesetzt, die perfekt ineinander gefügt waren.
Wie ein riesiges 3D-Puzzel. Oben sieht man noch mal die T-Verbindungen und
unten die Aussparungen für die Torpfosten. Örtliche Legenden sagen, dass die
Stadt in einer Nacht erbaut wurde. Zement jedenfalls musste keiner trocknen und
wer einen 120 Tonnenstein ohne Räder transportiert, dem traue ich auch zu,
alles ruckizucki über Nacht zusammenzusetzen.
Dieser Geselle muss
offensichtlich eine ganze Weile auf der Seite und zur Hälft unter der Erde
gelegen haben. Nach offizieller Theorie handelt es sich um Viracocha den
Erschaffer der Welt. Warum er zwei linke Hände hat, das konnte mir aber niemand
erklären und man findet dazu auch nichts in der vor Ort vorhandenen Literatur.
Vielleicht ist es ja auch noch gar niemandem aufgefallen. Auf alle Fälle ist
mir jetzt auch klar warum unsere Welt in dem Zustand ist, in dem sie eben ist.
Ist ja alles kein Wunder wenn der Erschaffer zwei Linke Hände hatte. ;-)
So, das waren nur einige der
Wunder die es hier zu bestaunen gab. Es gibt noch einige mehr an
Unerklärlichem, doch an dieser Stelle lass ich es erstmal bewenden. Bei wem das
Interesse geweckt ist, der kann sich gerne an mich wenden. Es gibt einige sehr
gut Bücher zu dem Thema, doch auch das Internet, Youtube und gesunder
Menschverstand lassen die Ungereimtheiten der offiziellen Geschichtsschreibung nur
zu deutlich werden. Wer suchet, der findet...
Weiter gings dann erstmal über
Ostern nach La Paz. Das ist nicht die Hauptstadt Boliviens, aber
Regierungssitz. Die Hauptstadt heißt Sucre, da waren wir jedoch nicht. Am
Ostersonntag in La Paz gab es einen kleinen Markt mit allerhand
Schokoosterhasen und Schokoeiern. Außerdem Ostergebäck (natürlich anderes wie
bei uns, wir haben uns einmal quer durchprobiert ;-)).
Außerdem waren wir auf dem
Hexenmarkt und haben dort ein paar Mittelchen und Kräuterchen eingekauft...
Hier gab es allerhand sehr interessantes. Mittelchen, die man sich auf die
Hände reibt, um dann der Geliebten die Hand zu schütteln, damit sie sich für
immer unsterblich in einen verliebt. Allerhand Aphrodisiaka und auch sonst
einen Zaubertrank, für alle Leiden, die man sich nur vorstellen kann. Von Fußpilz
bis zu Blasenschwäche... Hier gab es auch jede Menge Llamaföten zu kaufen.
Diese werden, wenn man ein Haus baut, drunter verbuddelt, das bringt Glück. Der
Anblick war aber ziemlich makaber, wie die Dinger da so in den Läden baumeln.
Außerdem waren wir in La Paz noch
im Coca Museum. Das war höchst interessant. Wir haben viel gelernt. Zum Beispiel,
dass das Kokain, welches durch chemische Prozesse und allerhand Chemikalien im
Labor aus der Coca Pflanze hergestellt wird, in Darmstadt, Deutschland erfunden
wurde. Auch so ziemlich alle wissenschaftlichen Studien, die es über die Coca
Pflanze gibt, wurden von Deutschen durchgeführt. Dabei ist zu beachten: Die
Coca Pflanze ist etwas grundsätzlich anderes, wie das Kokain. Die Wirkungen und
auch der Nutzen, sind völlig verschieden. So reguliert das Coca Blatt kauen,
wie es alle Menschen hier auf dem Altiplano tun, z.B. den Insulinhaushalt. Das
führt dazu, dass man keine Probleme mit Höhenkrankheit bekommt und außerdem
gibt es auf dem Altiplano auch kein Diabetes. Auch verhindert das Coca kauen,
Trombose. Obwohl bei den Menschen, die auf dem Altiplano leben, das Blut ja
viel dicker ist, leiden sie trotzdem nicht an Trombose. Auch für die Zähne ist
das Coca Blatt, das man sich einfach in den Mundwinkel steckt gesund und
verhindert Karies. Das Coca scheint also eine wunderbare vielseitig einsetzbare
Pflanze zu sein. Warum dann der immense Kampf der USA und auch Deutschland
gegen das Coca?
Tja wer hätts erraten, es war
natürlich mal wieder die Pharmaindustrie, warum der ganze Quatsch anfing. Das
Coca ist nämlich bis heute auch das beste Schmerzmittel und Betäubungsmittel,
das wir kennen. So wurde in Deutschland irgendwann das künstliche Coca
entwickelt. Das bekannteste ist wohl Lidokain. Damit nun die Cocapflanze der
Pharmaindustrie mit ihrem künstlichen Koka keine Konkurrenz machen kann, wird
die Pflanze seit Erfindung des Medikaments, bekämpft und verteufelt. Alles
unter dem Vorwand, das aus ihr ja auch Kokain hergestellt werden kann. Dabei
wird völlig außer Acht gelassen, dass die Andenvölker das Coca schon immer
benutz haben und es einfach zu ihrer Kultur gehört und auch wirklich ein
wichtiges Mittel ist, um mit der Höhe und der Kälte klar zu kommen.
Außerdem
wird die Pflanze selbst bekämpft, dabei kommen die Chemikalien zur Herstellung
des Kokains natürlich aus Deutschland und den USA. Diese sind natürlich völlig
legal. Auch muss beachtet werden, dass die Indigenen Völker der Anden gar kein
Kokain herstellen können. Dazu braucht es Leute aus dem Ausland, mit einem
Chemiestudium oder einer Ausbildung und ein Hightech Labor mit allerhand
Gerätschaften, natürlich auch aus dem Ausland. Mehr als 50% der Kokain Konsumenten
sitzen alleine in den USA. Der Rest konzentriert sich auf Europa. Natürlich
wird in Südamerika inzwischen auch Kokain konsumiert. Hauptsächlich, weil es so
unheimlich billig ist und auch weil die Kokainproduzenten ihre Arbeiter mit Kokain
bezahlen, anstatt mit Geld oder Nahrung. Das Problem ist also, dass hier mal
wieder eine Pflanze verteufelt wir, die von absolutem medizinischem Nutzen ist,
das Kokain selbst jedoch ist ein lukratives Geschäft für ausländische
Produzenten und wird nur scheinbar bekämpft, in Wirklichkeit aber toleriert.
Denn seit Jahren fliegen Flugzeuge der USA über Bolivien, Peru und Columbien
und zerstören mit Gift die Kokafelder. Die Chemielabore werden jedoch nicht
zerstört...
Von La Paz gings dann weiter über
das karge Altiplano zur Salzwüste von Uyuni. Doch davon berichten wir dann im
Nächsten Eintrag.
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