Mittwoch, 13. Mai 2015

Bolivia


Der Grenzübergang nach Bolivien war ziemlich heiß :-). Zwei Dörfer, das peruanische und das bolivianische, die direkt nebeneinander liegen, nur durch eine sehr kurze Brücke voneinander getrennt. Es herrscht herrlich viel Betrieb. Straßenhändler, Leute die auf der Straße Geld wechseln und viele Rikschas, die mit ihren Anhängern Waren über die Grenze transportieren. Wenn man nicht aufpasst, fährt man einfach rüber, ohne dass mans merkt. In dem ganzen Gewimmel muss man dann auf beiden Seiten die Gebäude suchen, wo man sich den Stempel für den Pass und das nötige Einreiseformular fürs Auto holen kann. In dem Tobuwawowu wurde uns dann auch noch irgendwie unsere Plane vom Autodach runtergeklaut, ohne dass wirs mitbekommen haben. Naja war ja nur ne Plane und wir haben noch eine, die muss dann erstmal reichen...
Auf den ersten Eindruck erschien Bolivien durchaus etwas entwickelter als Peru. Die Häuser waren zum großen Teil fertig gebaut und mit Dach, wenn auch ärmlich, was in Peru wirklich eine Seltenheit ist und es gab recht viele Landwirtschaftsmaschinen, was wir in Peru auch nur in der Nähe von Lima gesehen haben. Aber bei genauerem Hinsehen, mussten wir bei der Fahrt über das Altiplano in Bolivien feststellen, dass die Menschen hier wirklich unheimlich arm leben. Weil es wirklich nichts gibt. Der Boden ist steinig und schwer zu bewirtschaften, Die Quinoa Felder sehen sehr dürr aus. Und ansonsten gibt es wirklich nichts, gar nichts. Kein Wasser, keine Flüsse, kein Strom. Einfach nur karges Hochland und kalt.



Zudem hat Bolivien im Krieg gegen Chile seinen Zugang zum Meer verloren und damit seinen Hafen zum internationalen Handel. Nun müssen die Mineralien, die nach jahrelanger US-amerikanischer Ausbeutung auch nicht mehr allzu reichlich vorhanden sind, über die Grenze nach Chile transportiert werden, um sie von dort verschiffen zu können. Das kostet natürlich zusätzlich. Die Mineralien werden unter grausamen Bedingungen zum Teil von Kindern aus den Bergen gehauen. Ohne Sicherheitsvorkehrungen, in 12 Stunden Schichten und mit einem jämmerlichen Lohn vergütet. Spätestens mit 30 Jahren sind die meisten Mienenarbeiter so krank, dass sie nicht mehr arbeiten können. So müssen die Kinder sehr früh, dem gleichen Schicksal ihrer Väter nachgehen, um die Familien zu ernähren.
Der Präsident von Bolivien, der erste indigene Präsident Südamerikas, versucht seit einigen Jahren die Lage in Bolivien zu verbessern. Sein Ziel ist, die Ausbeutung der USA im Land zu stoppen und die Coca Pflanze zu legalisieren, als einen Möglichen Wirtschaftszweig Boliviens. So hieß es in den Medien, dass er US-amerikanische Firmen, wie MC Donalds und Coca Cola im Land verboten hat. Die Realität sieht jedoch leider anders aus. Überall sind alle Softdrinks, die es landesweit gibt, von Coca Cola und die werden von den Bolivianern auch reichlich konsumiert. Auch Trinkwasser gibt es nur von einem Hersteller und zwar, wer hätts geglaubt, von Coca Cola. Traurig aber war. Außerdem ist das Wasser so ungemein überteuert, das man sich fragt, wie die Bolivianer sich das leisten können. Leitungswasser gibt es hier in großen Teilen des Landes auch nicht, da die meisten Häuser überhaupt keinen Wasseranschluss haben und das riesige Altiplano einfach unheimlich trocken ist. Das einzige was Bolivien bleibt, scheint der Tourismus und die Coca Pflanze zu sein. Und um den Tourismus anzukurbeln, lässt der Präsident immerhin gerade quer durchs ganze Land Autobahnen bauen, die den deutschen sehr ähneln. Immer schön mit Fußgängerbrücken und auch die Beschilderung scheint von Deutschland abgekupfert zu sein :-). Es bleibt zu Hoffen, dass die Verbesserte Infrastruktur wenigstens etwas Schwung ins Land bringt.

Auch mussten wir in Bolivien schnell feststellen, dass wir uns das Handeln in Peru ganz schön angeeignet haben. Wir haben in den ersten zwei Tagen ein paar schräge Blicke dafür geerntet. Wir mussten uns  dann erstmal wieder umstellen und nicht ganz so knallhart verhandeln, wie wir das von Peru gewohnt waren...

Aber nun der Reihe nach:
Direkt nach der Grenze noch ganz in der Nähe vom Titikaka See, haben wir uns noch eine letzte archäologische Stätte angesehen. Oder vielmehr zwei. Tiwanaku und Puma Punku. Diese waren aber wirklich das Beeindruckendste, was wir bisher auf unserer ganze Reise gesehen haben. Aber dazu soll Steffen  nun ein bisschen was erklären.

Dann übernehme ich mal kurz und übergebe widerwillige das Lenkrad an Lena. Dabei versuche ich mich, trotz ihres zwar sicheren aber dennoch sehr sportlichen Fahrstils aufs Schreiben zu konzentrieren...
Tiwanaku und Puma Punku zwei Ruinen die einem nicht nur die Sprache verschlagen sondern ein gutes Beispiel dafür sind warum man nichts auf die Aussagen von sogenannten Experten geben sollte. Was hier mit den Ruinen gemacht wurde und wird und was den Touris hier als „Wahrheit“ verkauft wird ist eigentlich ein Skandal. Schon mit dem Erscheinen der Spanier begann die Zerstörung und so wurden auch hier die Steine die transportiert werden konnten für den Kirchen, Strassen und Eisenbahnbau benutzt. Das gleiche Spiel wie in Peru also.
Gerade in Tiwanaku wurden und werden nicht nur Kulturgüter zerstört, sondern es wird mit der „Rekonstruktion“ ebenso unmöglich, zukünftig den Ort mit neuen Erkenntnissen anders zu bewerten. Es werden Mauern rekonstruiert die offensichtlich überhaupt nicht an dieser Stelle standen und ein Bereich der eher einem Sonnenkalender ähnelte, ist nun eingemauert und nicht mehr wiederzuerkennen. Dabei zeigen die Skizzen der ersten Besucher aus dem 19. Jahrhundert eindeutig dass es eher wie Stonehenge in England ausgesehen haben muss. Von einer Mauer war nirgendwo eine Spur. Heute sieht alles ganz anders aus. 
Selbst Puma Punku die noch beeindruckendere Stätte, die sich 500m entfernt von Tiwanaku befindet und komplet aus perfekt geschnitten und riesigen Steinen bestand, wurde von den Experten verschandelt. So wurden Teile einfach nur weil man meinte sie würden in Tiwanaku attraktiver für die Touristen sein fünfhundert Meter weiter in Tiwanaku aufgestellt. Unabhängige Untersuchungen in der Zukunft werden damit so gut wie unmöglich gemacht.
Aber zurück zu dem was noch übrig ist. Die Perfektion mit der die Steine in Tiwanaku und besonders in der 500 Meter entfernten „Tempelanlage“ (was auch sonst?) Puma Punku bearbeitet wurden, ist auf dem gesamten Kontinent einzigartig. Dabei muss man im Hinterkopf behalten dass das laut offizieller Theorie alles mit Steinhammer und Bronzemeissel geschaffen wurde. Für uns nur schwer zu glauben und eigentlich eine irrwitzige Vorstellung, aber halt offizielle Geschichtsschreibung. 
In dieser Beziehung hat Lena mich noch auf ein anderes Mysterium aufmerksam gemacht. Es ist ja nicht genug, dass die Baumeister damals 120 Tonnen schwere Steinplatten aus über 90 km Entfernung irgendwie hierhergeschafft haben. Nun ist es auch noch so, dass die Steinmetze von Tiwanaku besonders für ihre pfiffig Methode berühmt waren, die riesigen Steinplatten erdbebensicher zu verbinden. Sie gossen flüssiges Kupfer oder Bronze in gegenüberliegende T-förmige Aussparrungen. Das diese gegossen wurden und nicht vorgefertigt waren lässt sich eindeutig aus den gefunden Resten erkennen. Die Erbauer müssen folglich bei Errichtung in der Lage gewesen sein Kupfer zu schmelzen. „Ja und?“ Mag nun der ein oder andere denken. „Was ist schon so besonderes dabei? Man weiß ja dass sie Metall bearbeiten konnten und auch schon Legierungen hatten.“ Richtig, nur ist das schmelzen von Kupfer auf über 4000m unter Umständen ein ganz anderes Thema. Das wird jedem einleuchten der hier oben versucht sich seinen morgentlichen Kaffe zu kochen oder wenn man feststellt, dass das Frühstücksei nach 10 Minuten kochen immer noch weich ist. (kein Witz)
Hier ist also noch wesentlich mehr unklar und mysteriös als die meisten Touristen überhaupt erahnen.

Hier sieht man die Überreste der T-Füllungen die die Steine zusammenhielten und darunter Steinplatten in Puma Punku mit den besagten Formen.






Und hier ein Portal das aus einem Stein „gehauen“ ist. Einfach atemberaubende Arbeiten.




Perfekte Oberflächen, Ecken, Kannten und, besonders beeindruckend, Löcher. Das alles ohne Bohrer sondern nur mit Hammer und Meissel?








Auch hier sieht man Löcher, nur diesmal viel kleiner. Perfekt im immer gleichen Abstand angeordnet. Und mit perfekt meine ich auch perfekt, schnurgerade und wie mit einem Diamantbohrer.




Hier sieht man Lena vor dem besagten kleinen Stonehenge, welches heute allerdings einfach eine Mauer ist.




Das ist die Rückseite des berühmten Sonnentor man sieht auch hier wie exakt es bearbeitet wurde. Schade nur des es eigentlich nach Puma Punku gehört wo noch drei genau gleiche Tore liegen. Aber irgendwer fand es halt besser aufgehoben in Tiwanaku.




Auch diese Mauer ist eine Rekonstruktion. Nur die Megalithischen Steine ca. alle 10m sind Originale. Selbst das Portal ist nicht original sondern wurde nur auf Vermutungen hin so wieder aufgebaut. Alles im Prinzip also Lug und Trug wer sich für die Orte interessiert und ein bisschen belesen ist, dem stehen hier die Haare zu Berge...




Die ganze Anlage Puma Punku war aus riesigen Steinblöcken zusammengesetzt, die perfekt ineinander gefügt waren. Wie ein riesiges 3D-Puzzel. Oben sieht man noch mal die T-Verbindungen und unten die Aussparungen für die Torpfosten. Örtliche Legenden sagen, dass die Stadt in einer Nacht erbaut wurde. Zement jedenfalls musste keiner trocknen und wer einen 120 Tonnenstein ohne Räder transportiert, dem traue ich auch zu, alles ruckizucki über Nacht zusammenzusetzen.





Dieser Geselle muss offensichtlich eine ganze Weile auf der Seite und zur Hälft unter der Erde gelegen haben. Nach offizieller Theorie handelt es sich um Viracocha den Erschaffer der Welt. Warum er zwei linke Hände hat, das konnte mir aber niemand erklären und man findet dazu auch nichts in der vor Ort vorhandenen Literatur. Vielleicht ist es ja auch noch gar niemandem aufgefallen. Auf alle Fälle ist mir jetzt auch klar warum unsere Welt in dem Zustand ist, in dem sie eben ist. Ist ja alles kein Wunder wenn der Erschaffer zwei Linke Hände hatte. ;-)




So, das waren nur einige der Wunder die es hier zu bestaunen gab. Es gibt noch einige mehr an Unerklärlichem, doch an dieser Stelle lass ich es erstmal bewenden. Bei wem das Interesse geweckt ist, der kann sich gerne an mich wenden. Es gibt einige sehr gut Bücher zu dem Thema, doch auch das Internet, Youtube und gesunder Menschverstand lassen die Ungereimtheiten der offiziellen Geschichtsschreibung nur zu deutlich werden. Wer suchet, der findet...


Weiter gings dann erstmal über Ostern nach La Paz. Das ist nicht die Hauptstadt Boliviens, aber Regierungssitz. Die Hauptstadt heißt Sucre, da waren wir jedoch nicht. Am Ostersonntag in La Paz gab es einen kleinen Markt mit allerhand Schokoosterhasen und Schokoeiern. Außerdem Ostergebäck (natürlich anderes wie bei uns, wir haben uns einmal quer durchprobiert ;-)).



Außerdem waren wir auf dem Hexenmarkt und haben dort ein paar Mittelchen und Kräuterchen eingekauft... Hier gab es allerhand sehr interessantes. Mittelchen, die man sich auf die Hände reibt, um dann der Geliebten die Hand zu schütteln, damit sie sich für immer unsterblich in einen verliebt. Allerhand Aphrodisiaka und auch sonst einen Zaubertrank, für alle Leiden, die man sich nur vorstellen kann. Von Fußpilz bis zu Blasenschwäche... Hier gab es auch jede Menge Llamaföten zu kaufen. Diese werden, wenn man ein Haus baut, drunter verbuddelt, das bringt Glück. Der Anblick war aber ziemlich makaber, wie die Dinger da so in den Läden baumeln.



Außerdem waren wir in La Paz noch im Coca Museum. Das war höchst interessant. Wir haben viel gelernt. Zum Beispiel, dass das Kokain, welches durch chemische Prozesse und allerhand Chemikalien im Labor aus der Coca Pflanze hergestellt wird, in Darmstadt, Deutschland erfunden wurde. Auch so ziemlich alle wissenschaftlichen Studien, die es über die Coca Pflanze gibt, wurden von Deutschen durchgeführt. Dabei ist zu beachten: Die Coca Pflanze ist etwas grundsätzlich anderes, wie das Kokain. Die Wirkungen und auch der Nutzen, sind völlig verschieden. So reguliert das Coca Blatt kauen, wie es alle Menschen hier auf dem Altiplano tun, z.B. den Insulinhaushalt. Das führt dazu, dass man keine Probleme mit Höhenkrankheit bekommt und außerdem gibt es auf dem Altiplano auch kein Diabetes. Auch verhindert das Coca kauen, Trombose. Obwohl bei den Menschen, die auf dem Altiplano leben, das Blut ja viel dicker ist, leiden sie trotzdem nicht an Trombose. Auch für die Zähne ist das Coca Blatt, das man sich einfach in den Mundwinkel steckt gesund und verhindert Karies. Das Coca scheint also eine wunderbare vielseitig einsetzbare Pflanze zu sein. Warum dann der immense Kampf der USA und auch Deutschland gegen das Coca?
Tja wer hätts erraten, es war natürlich mal wieder die Pharmaindustrie, warum der ganze Quatsch anfing. Das Coca ist nämlich bis heute auch das beste Schmerzmittel und Betäubungsmittel, das wir kennen. So wurde in Deutschland irgendwann das künstliche Coca entwickelt. Das bekannteste ist wohl Lidokain. Damit nun die Cocapflanze der Pharmaindustrie mit ihrem künstlichen Koka keine Konkurrenz machen kann, wird die Pflanze seit Erfindung des Medikaments, bekämpft und verteufelt. Alles unter dem Vorwand, das aus ihr ja auch Kokain hergestellt werden kann. Dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass die Andenvölker das Coca schon immer benutz haben und es einfach zu ihrer Kultur gehört und auch wirklich ein wichtiges Mittel ist, um mit der Höhe und der Kälte klar zu kommen. 
Außerdem wird die Pflanze selbst bekämpft, dabei kommen die Chemikalien zur Herstellung des Kokains natürlich aus Deutschland und den USA. Diese sind natürlich völlig legal. Auch muss beachtet werden, dass die Indigenen Völker der Anden gar kein Kokain herstellen können. Dazu braucht es Leute aus dem Ausland, mit einem Chemiestudium oder einer Ausbildung und ein Hightech Labor mit allerhand Gerätschaften, natürlich auch aus dem Ausland. Mehr als 50% der Kokain Konsumenten sitzen alleine in den USA. Der Rest konzentriert sich auf Europa. Natürlich wird in Südamerika inzwischen auch Kokain konsumiert. Hauptsächlich, weil es so unheimlich billig ist und auch weil die Kokainproduzenten ihre Arbeiter mit Kokain bezahlen, anstatt mit Geld oder Nahrung. Das Problem ist also, dass hier mal wieder eine Pflanze verteufelt wir, die von absolutem medizinischem Nutzen ist, das Kokain selbst jedoch ist ein lukratives Geschäft für ausländische Produzenten und wird nur scheinbar bekämpft, in Wirklichkeit aber toleriert. Denn seit Jahren fliegen Flugzeuge der USA über Bolivien, Peru und Columbien und zerstören mit Gift die Kokafelder. Die Chemielabore werden jedoch nicht zerstört...

Von La Paz gings dann weiter über das karge Altiplano zur Salzwüste von Uyuni. Doch davon berichten wir dann im Nächsten Eintrag.

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