Mittwoch, 13. Januar 2016

Von Santiago nach Frankfuhrt... das Beste kommt zum Schluss...


So mit „etwas“ Verspätung nun die längst überfällige Fortsetzung unseres Reiseberichtes. Die meisten von euch haben ja längst vom Grund der Verzögerung Wind bekommen. Wir haben uns in Argentinien einen blinden Passagier aufgegabelt, welcher Anfang März das Licht der Welt erblicken wird. Darum waren natürlich andere Dinge wichtiger, einen neuen Job finden und das Nest für den Nachwuchs vorbereiten. Nun kehrt so langsam Routine ein und wir finden wieder Zeit und Muse uns der Aufarbeitung von den ganzen liegen gebliebenen Arbeiten zu widmen. Aber dazu später mehr, zunächst erst einmal wieder zurück nach Südamerika...
Nachdem unser Schmuckstück wieder fit war, haben wir uns Richtung Santiago aufgemacht, um unsere Abreise und die Übergabe des Autos an unsere Freunde vorzubereiten. Das hieß zunächst noch einige Behördengänge hinter uns zu bringen und natürlich unsere Sachen zu packen und die Caracolina für ihre Übergabe vorzubereiten. Mit den Behörden ist es in Chile übrigens ähnlich nervenaufreibend wie in Deutschland. Man muss nämlich wenn man mit einem Fahrzeug eingereist ist auch wieder mit einem Fahrzeug ausreisen oder zumindest einen sehr guten Grund haben warum man dann ohne Kfz wieder ausreisen möchte. Gerade dieser Umstand hat uns noch einige Nerven gekostet, aber dazu später mehr...

Zunächst galt es in Santiago erst einmal unser "Haus" für die Übergabe vorzubereiten und unsere Koffer zu packen.



Das war manchmal gar nicht so einfach...



Nachdem die Sachen gepackt und das Auto vorbereitet waren, haben wir unseren Freund Flo, welcher unsere Caracolina übernehmen sollte, vom Flughafen abgeholt und sind dann zu dritt gleich Richtung Küste aufgebrochen um die letzten Stunden in Chile noch am Strand zu verbringen und dort Flo in entspannter Atmosphäre in seinen neuen Landcruiser einzuweisen.

Chile verabschiedete sich also angemessen mit einer einmaligen Aussicht...



Witziger Weise hieß das letze Bier in Chile "Baltica", also Ostsee...



Man beachte den Rauch der aus Flos Ohren strömt... ;-)



Zurück in Santjago habe ich Flo noch in die Eigenheiten des Unterbaus eines Landcruiser eingearbeitet oder besser versucht einzuarbeiten. Denn für die kurze Zeit die wir gemeinsam hatten, waren das dann doch ziemlich viele Informationen und Flo hat ganz schön der Kopf geraucht. Aber wir hatten die ersten Wochen noch oft Kontakt über das Internet und so habe ich meine kleine grüne Columbianerin noch das ein oder andere Mal per Internet wieder in Gang gebracht.



Die Abreise gestaltete sich dann noch ziemlich nervenaufreibend. Denn obwohl wir vorsorglich schon mehrmals beim Zoll waren um die Ausreisemodalitäten zu klären hieß es nach absolviertem Check-In bei der Passkontrolle auf einmal, dass wir nicht ausreisen dürfen, da im Pass noch ein Fahrzeug vermerkt ist. Es half auch nicht, dass wir alle möglichen Papiere dabei hatten, wir bräuchten noch einen Stempel vom Zoll. Warum man uns das nicht vorher bei einem der diversen Besuche beim Zoll hatte sagen können, weiß der Himmel. Es waren noch 13 Minuten bis zum Boarding. 
Wir sind dann also mit Schweißperlen auf der Stirn zum Zollbüro geflitzt, nur um dort dann vor verschlossener Tür zu stehen. Auch nach heftigem Klopfen öffnete niemand. Um das Flugzeug am Abheben zu hindern bin ich dann zurück zum Check-In-Schalter, wo man mir dann weitere zehn Minuten gab um den Stempel zu bekommen. Inzwischen war Lena unter Tränen dann zwar bis ins Büro vorgedrungen, jedoch zeigte der Sachbearbeiter nur wenig Verständnis und wollte das der neue Eigentümer des Autos die Übergabe persönlich bestätigt. Wir konnten es nicht glauben. Flo hatte sich, nachdem wir den Check-In hinter uns hatten, aufgemacht sich einen Parkplatz für die Nacht zu suchen und sich bereits verabschiedet. Wir hatten keine Möglichkeit ihn zu kontaktieren zumindest nicht innerhalb der nächsten Stunden. Eben um genau solche Komplikationen zu vermeiden haben wir uns ja von langer Hand informiert und mit dem Zoll bereits verständigt. Nun hatten wir den Salat. Inzwischen war unser Flugzeug gestartet und ein Umbuchen war mit unseren Tickets leider nicht möglich. Wir waren somit gestrandet. Die Leute am Airlineschalter waren mittlerweile ziemlich genervt und meinten sie können nichts für uns tun. Lena war natürlich völlig fertig und wusste nicht mehr weiter. Ich habe mich gezwungen cool zu bleiben und die Optionen abgewägt. Da wir einen Zwischenstop von fast 12 Stunden in der Dominikanischen Republik hatten musste es da doch noch einen Weg geben wenigsten unseren Langstreckenflug von da aus noch zu bekommen. Damit hätten wir dann wenigstens den teuersten Teil des Tickets einlösen können. Ich hab mich dann noch mal mit einer netten Mitarbeiterin unterhalten und sie hat uns noch einen späteren Flug in die Domrep besorgt. Wir müssten zwar eine Umbuchgebühr zahlen und wir hätten nur noch ein kurzen Zwischenstop in der Domrep, aber immer noch besser als komplett neue Tickets kaufen zu müssen. Der neue Flug würde in 3 Stunden starten. Wir hatten also etwas Zeit gewonnen, aber wie sollten wir Flo finden?
Mir fiel ein, dass ich Floh eine Tankstelle in Flughafennähe zum übernachten empfohlen hatte, aber ob er meinen Ratschlag befolgt hatte wusste ich nicht. Ich wusste ebenfalls nicht wie man zu dieser gottverdammten Tankstelle überhaupt hinkommt. Es half nichts, wir mussten es versuchen. Während Lena sich daran machte mit den Airlines zu telefonieren machte ich mich auf zum Taxistand. Gleich am Ausgang standen ein paar Taxifahrer. Mit unseren letzten chilenischen Peso in der Hand bin ich zu ihnen rüber. Gott sei dank konnte ich mittlerweile Spanisch. So habe ich ihnen die Situation geschildert, hab gesagt ich hab nicht mehr als die paar Peso und wisse nur die Marke der Tankstelle mehr nicht. Einer meinte er kenne die Tankstelle und erklärte sich bereit mich zu fahren. Wir also rein ins Auto und mit Bleifuß durch das nächtliche Santiago. Nach 10 Minuten wurde ich nervös, beim letzten Mal erschien mir der Weg bis zur Tanke viel kürzer. Gott sei dank taucht bald darauf die Leuchtreklame der besagten Tankstellenmarke auf und ich beruhigte mich etwas. Dann der Schreck, auf dem Gelände war kein grüner Landcruiser geparkt... Heilige Makrele, was jetzt?
Die Zeit lief mir davon... Der Taxifahrer schaute auch ziemlich hilflos drein. Dann schaute ich mich um und fragte skeptisch ob das die einzige Tankstelle von dieser Marke in Flughafennähe ist. Er überlegte kurz und dann sah ich wie sich sein Blick aufhellt und er sagt nur: „Steig ein!“ Wir sind dann wieder Richtung Flughafen zurückgebrettert und der Fahrer erklärte mir, dass es zwar noch eine Tankstelle gibt, diese sich aber auf der Gegenfahrbahn befindet und es ein riesiger Umweg wäre direkt dorthin zu fahren. Ich würde zu Fuß auf die andere Seite laufen müssen und somit letztlich alles auf eine Karte setzen. Denn parken konnte der Fahrer auf der Autobahn nicht und ich hätte dann ein neues Taxi an der Tankstelle nehmen müssen, aber egal es war die letzte Chance. Die bekannte Leuchtreklame kam in Sicht und schon von der anderen Seite konnte ich unser ehemaliges fahrbares Zuhause ausmachen. Bingo! Erleichtert sprang ich aus dem Auto, flitzte quer über die Autobahn und klopfte wie wild an die Beifahrertür. Flo machte verschlafen die Tür auf und schaute mich ziemlich verdattert an. Nach kurzer Einweisung in die Situation waren wir wieder auf dem Weg zum Flughafen. Sichtbar erleichtert nahm Lena uns dort in Empfang und während ich am Schalter bei unserem Gepäck wartete, machten sich die Lena und Flo auf zum Zoll um den Schriftkram zu erledigen.
3 Stunden später als geplant saßen wir nun zwar ziemlich fertig aber doch glücklich das es geklappt hat im Flugzeug auf dem Weg in die Dominikanische Republik.

Dort angekommen hatten wir dann doch noch Zeit einen kurzen Abstecher zum Strand und waren, nach all der wilden Natur die wir in den letzten Monaten erlebt hatten, geschockt von den ganzen Touristen dort. Überall Party, Touribespaßung und Abzocke selbst auf dem Wasser fuhren Partyboote auf und ab.



Gruselig, gruselig. Trotzdem waren wir froh nach dem ganzen Stress etwas Sonne am Strand tanken zu können.
Zurück in Deutschland wurden wir dann von Lenas Familie empfangen, die schon ein standesgemäßes Vesper vorbereitet hatten.



Außerdem erwartete uns Deutschland mit tropischen 38°C und wir fragten uns, warum so viele Deutsche im Sommer in die DomRep fliegen, wo es mit ca 33°C sogar etwas kühler war. Aber auch gut für uns, denn unseren letzten Flug von der DomRep nach Frankfurt teilten wir uns somit mit deutschen ziemlich spießigen All-Inclusive Hotelurlaubern und somit gab es bei der Ankunft in Deutschland 0,0 Zollkontrolle und wir konnten ungehindert unsere Machete, die 3 kg Salz und 2,5 kg Matetee, was beim Röntgen der Rucksäcke auf jeden Fall zu gewissen Fragen geführt hätte, ungehindert nach Deutschland einführen. ;-)
In der Ankunftshalle, als wir unsere viel zu schweren Rucksäcke vom Band nahmen und die Arme schon voll mit tausenden Taschen Handgepäck hatten, mussten wir überrascht feststellen, dass man in Deutschland für einen Gepäckwagen Euromünzen benötigt. Tja doof nur, dass wir nach so langer Zeit keinen grottigen Euro mehr in der Tasche hatten. Aber zum Glück gibt es auch in Deutschland sehr nette und hilfsbereite Menschen und uns wurde mal wieder geholfen und Kleingeld geschenkt. ;-) 
Alles in allem also ein sehr sonniger und netter Empfang in unserer Heimat und wir waren nach so langer Zeit auch froh endlich mal wieder zu Hause anzukommen und die Seele baumeln lassen zu können. Nach zwie noch warmem Leberkäswecken gleich im Auto, gab es zu Hause ein gebührendes Vesper, mit allen Leckereien, die bei uns dazu gehören und auf die wir soo lange Zeit hatten verzichten müssen. Zu guter Letzt gab es dann am Wochenende noch eine rauschende Willkommensparty, zu der es sogar vereinzelt freunde aus Norddeutschland geschafft hatten zu kommen! ;-)

Vielen Dank an alle für eure Unterstützung, den tollen Empfang und das rege Interesse an unserem Blog und unseren Erfahrungen!

Wir melden uns in Kürze noch einmal mit einem umfassenden Abschlußbericht... aber so viel darf schon mal gesagt sein... der Gewinner fängt mit „K“ an und endet mit „olumbien“...

Freitag, 3. Juli 2015

Autoreparatur Los Andes, Chile


In Los Andes angekommen, sind wir direkt zur Werkstatt von Fransisco. Der war natürlich gerade in der Siesta. Also sind wir erstmal zurück ins Zentrum, um uns einen Completto zu besorgen. In Wahrheit waren es vier, zweieinhalb für mich und anderthalb für Lena. Gut gestärkt sind wir dann zurück zur Werkstatt und haben dort Fransisco, Veronica und Estalin wiedergetroffen. Die haben sich sehr darüber gefreut die verrückten Deutschen wieder auf dem Gelände zu haben. Fransisco hat uns dann auch gleich geschockt indem er uns offenbart hat, dass das Getriebe welches er uns versprochen hatte nun doch gar nicht das gleiche ist wie unseres. Wir waren natürlich erst einmal völig durch den Wind und sahen unsere Felle davon schwimmen. Fransisco jedoch blieb ganz cool und meinte: „Tranquilo, bau erstmal das kaputte Getriebe aus, ich besorg euch schon ein Neues“. Da wir ja mittlerweile erfahrene Reisende sind, hakten wir natürlich nach, doch er versprach in weniger als zwei Tagen hätten wir ein Neues. Offiziell gäbe es das zwar nicht in Chile, da unsere Version des Lancruisers hier nicht verkauft wurde, aber er mache das schon.
Mit einem ungutem Gefühl im Bauch, machte ich mich also daran unser Getriebe erneut auszubauen.
Da die Europcar-Chefs aus Santiago schon ein Problem damit hatten, dass unsere Caracolina hier auf dem Gelände nur geparkt war, konnten wir leider die Hebebühne nur am Samstag benutzen. Es war natürlich Montag, daher hieß es improvisieren.

Fransisco hat mir dann einen Flaschenzug geborgt und mit Spanngurten um das Dach herum haben wir das Getriebe dann an den Haken genommen.





Als das Getriebe draußen war, hat Fransisco sich das Getriebe und uns gleich in sein  Auto geschmissen und ist nach Santjago gedonnert. Er hatte über ein Forum im Internet Kontakt mit einem Schrauberkumpanen von ihm aufgenommen. Der meinte er hätte ein Getriebe wie wir es bräuchten und würde es uns auch verkaufen. In Santjago angekommen stellte sich leider heraus, dass auch dieses nicht das iat was wir brauchten. Zum Glück hatte er aber auch unseres noch in einem Regal ganz weit oben liegen. Zu unserem Pech wollte er dieses aber erheblich teurer verkaufen als das andere. Da es hier unten im Süden nun mal wirklich absolut selten ist, half alles Handeln und auch Bettlen und Flehen nicht. Er rückte von seinem Preis nicht ab. Wir bissen also letztlich in den sauren Apfel und kauften das Getriebe. Bei geauerem Ansehen zuhause in Los Andes war ich dann aber beruhigt, denn es sah innen wirklich wie neu aus und war absolut seinen Preis wert.
Wir haben bei der Gelegenheit übrigens auch gleich unsere Kupplung überarbeiten lassen, da ich ja das Getriebe eh schon draußen hatte. Es war unglaublich billig und sie sah aus wie neu als wir sie zurückbekamen. In Deutschland kann man sich so etwas aufgrund der Steuern und dem sich daraus ergebendem Preis einer Arbeitsstunde leider nicht mehr leisten, mal ganz abgesehen von den ganzen hirnrissigen Reglementierungen und Auflagen. Bei uns wird nur noch getauscht, nicht mehr repariert. Ein Umstand der einem hier drüben nur zu deutlich wird.
Auf die gleiche Weise wie wir das Getriebe ausgebaut hatten, haben wir es mithilfe des Flaschenzuges wieder eingesetzt, nun auch mit neuer Kupplung.
Während ich mich im Staub gesuhlt habe, hat Lena die letzten Sonnenstunden noch einmal ausgenutzt. Nicht gerade ein tropischer Strand aber immerhin sonnig und warm.





Als das Gröbste geschafft war, wurden wir von Francisco und Veronika (seiner Colombianischen Freundin) zum Fußballschauen eingeladen, Columbien gegen Argentinien. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und auch Estalin, der Schrauber von Francisco, war mit von der Partie. Es gab reichlich Wein und Fertigpizza. Leider hat Columbien nicht gewonnen und Veronika war etwas traurig. Getanzt haben wir dann jedoch trotzdem alle noch im Wohnzimmer.





Während unsrer Arbeiten wurden wir des Öfteren von der sehr netten Familie, der das Werkstattsgelände gehört und die dort lebt, eingeladen. Wir durften duschen und hatten schöne Abende am Feuer mit der Familie. Es gab Assado und auch zum Mittag und zum Fussballspiel des Amerika Cup Chile gegen Peru wurden wir eingeladen. Juan, der Vater hat richtig einen Narren an mir gefressen... Deshalb haben wir auch mal wieder eine volle Woche für die Reperatur gebraucht...



Bei der Probefahrt dann waren wir übrigens zunächst völlig überrascht wie leise unser Auto mit einem intaktem Getriebe doch ist. Wie neu unsere Caracalina! So können wir sie guten Gewissens an unsere Freunde verkaufen, auch wenn uns das Herz blutet, war sie doch für ein Jahr unser Zuhause.
Somit sind wir nach einer Woche in Los Andes für unsere letzten 5 Tage in Chile, nach Santiago gefahren.


Die letzte Andenüberquerung und das mit Getriebeschaden


So machten wir uns von Buenos Aires, immer noch mit kaputtem Getriebe auf in Richtung Grenze. Die 1000km bis Mendoza verliefen so weit gut. Wir haben alle 200km Öl nachgekippt und der Ölverlust wurde in den 3 Tagen, die wir bis dorthin brauchten etwas mehr. Es ging aber bis dorthin auch noch nicht bergauf.
Auf dem Weg kamen wir auch hier vorbei:



Wussten wirs doch, dass sich der alte Fuchs hier nach Argentinien abgesetzt hat, bevor ihn die Russen kriegen konnten ;-)!

In Mendoza angekommen, wollten wir vor Ort die Situation auf dem Pass abklären. Ob wir Schneeketten brauchen...
Zunächst fragten wir einen Polizisten bei einer Verkehrskontrolle. Der meinte, es sei Schneekettenpflicht, denn es läge Schnee und sei alles vereist. Wir konnten das zunächst nicht ganz glauben, denn vor 3 Tagen war ja im Internet gestanden, dass der Pass für alle Autos ohne weiteres befahrbar sei. So fragten wir an einer Tankstelle noch mal einen Polizisten. Auch dieser behauptete, es sei Schneekettenpflicht. Wir würden sie wahrscheinlich nicht brauchen, aber es sei Pflicht welche dabei zu haben für alle Fälle. Und wenn wir keine dabei hätten, dann würden uns die Chilenen nicht über die Grenze lassen und wir müssten 120km zurück fahren zum Dorf Uspallata, um dort welche zu kaufen. Er meinte außerdem, er würde die Schneeketten gleich hier in Mendoza kaufen , denn in Uspallata, dort währen sie sehr viel teurer. Auf unsere Frage, woher er denn das wisse, meinte er, das käme überall in den Nachrichten im argentinischen Fernsehen. Ich hab trotzdem noch mal zur Sicherheit einen Tankstellenwart gefragt. Doch dieser bestätigte die Aussagen des Polizisten und meinte auch, wir sollten lieber hier in Mendoza gleich Schneeketten kaufen, denn wir müssten auf alle Fälle welche mit dabei haben.
So sind wir zum nächsten großen Autoladen gefahren. Doch dort verkauften sie keine Schneeketten. Denn Mendoza liegt am Fuße der Anden und hier hat es so gut wie nie Schnee. Wir wurden weiter zum Baumarkt geschickt. Dort gab es zwar Schneeketten, aber nur für kleine Reifen und sehr teurer, für 100 Euro. Wir fragten im Baumarkt nach, wo wir denn etwas größere Schneeketten für unsere Caracolina kaufen könnten. Die Mitarbeiter dort hatten auch keine Idee. Einer meinte, es gäbe noch einen anderen Autoladen, vielleicht dort, der hätte aber erst morgen wieder offen. Wir sind dann in einer Mall noch mal ins Internet. Auf der chilenischen Seite der Grenzübergänge stand nichts von Schneeketten. Dort gab es keine weiteren Meldungen, was ja eigentlich heißen müsste, Zustand unverändert, also für alle Autos ohne weiteres passierbar. Wir beschlossen es zu versuchen und erstmal bis Uspallata ohne Schneeketten zu fahren. Was hatten wir auch für eine Wahl? Für unsere Reife gab es hier keine Schneeketten zu kaufen. Zur Not müssten wir dann halt in Uspallata in den sauren Apfel beißen und dort welche kaufen und arg viel teurer als 100€ können die ja dort auch nicht sein...
Also sind wir erstmal wieder auf die Autopista in Richtung Anden. An der nächsten Tankstelle haben wir dann noch mal einen LKW Fahrer gefragt, wegen den Schneeketten, denn die brauchen ja auch große Schneeketten. Der Mann war unheimlich nett, hatte eine Tennisballgroße Kugel Coca Blätter in der Backe und schien der erste zu sein, der wirklich Ahnung hatte. Er meinte, wir bräuchten gar keine Schneeketten, es liege überhaupt kein Schnee. Mitführen müsse man schon welche, aber das werde nicht kontrolliert. Außerdem könnten wir zur Not, sollte es bis Morgen früh noch schneien, was er nicht glaube, in Uspallata welche ausleihen und auf der anderes Seite der Grenze wieder abgeben. Na also! Das war die Aussage, die wir gesucht hatten... die Polizei hier kann man einfach vergessen. Wenn sie keine Ahnung haben erzählen sie einem lieber irgendwelchen Mist, bevor sie zugeben, dass sie keine Ahnung haben...
Also sind wir abends noch bis Uspallata gefahren. Hier 120km vor der Grenze und schon ziemlich hoch oben, lag nicht ein kleines bisschen Schnee! Wir haben dort an der Tankstelle noch mal nachgefragt, doch auch die meinten, Schneeketten seien nicht nötig. Des Weiteren haben wir zwei Mal nachgefragt, wie viel denn die letzte Peaje auf dem Weg nach oben kosten würde, um vom Rest unseres Bargeldes noch Sprit zu kaufen, denn das war ja auf dieser Reise das letzte Mal für uns in Argentinien. Wir erhielten beides Mal die Aussage so um die 10 Pesos. Also hab ich mal 20 Pesos behalten, nur für alle Fälle und den Rest haben wir vertankt. Am nächsten Morgen, ein paar Kilometer aus der Stadt raus kam dann auch gleich ein Schild mit den Preisen für den Tunnel. Normale Autos... 30 Peso... na super... Wir haben dann erst einmal angehalten um Kriegsrat zu halten, aber was half es, wir hatten 10 Peso zu wenig, also mussten wir zurück ins Dorf.
Dort gab es natürlich nur eine Bank mit einem Geldautomaten, der erfahrungsgemäß mit meiner Kreditkarte nicht funktioniert und einer riesig langen Schlange von wartenden Leuten davor. Ich hab mich etwas genervt da angestellt, denn versuchen musste ich es ja wenigstens, wo sonst sollten wir nun die 10 Pesos herbekommen. Steffen hat auf dem Parkplatz an der Tankstelle gegenüber gewartet und wurde dort auch gleich von einer Gruppe Argentinier angequatscht, die sich für uns und unser Auto interessiert haben. Steffen hat die auch noch mal gefragt, wie viel der Tunnel kostet und meinte uns fehlen nur 10 Peso, ob sie nicht eine Postkarte kaufen wollten. Ne, leider nicht... Verkaufen ist nicht so unsere Stärke... Als die Gruppe dann jedoch gecheckt hat, dass wir Geld brauchen für die Peaje, haben sie gleich jeder einen Zehner auf die Motorhaube geschmissen :-). Steffen hat mir gleich gepfiffen und ich bin von der Bank, wo ich immer noch in der Schlange stand zum Parkplatz zurück. Nun hatten wir 50 Pesos + die 20 von mir, das reicht auf alle Fälle. Die Argentinier haben uns noch auf einen Mate eingeladen und als Dankeschön haben wir dann jedem eine Postkarte geschenkt :-). Hier unsere Helfer in der Not...



Dann sind wir ohne Weiteres hoch bis zur Grenze gefahren. Unser Getriebe hat gut mitgemacht und oben lag überhaupt kein Schnee:



Die Leute in Mendoza haben völlig übertrieben! Zum Glück haben wir dort keine Schneeketten gefunden, sonst hätten wir wohl völlig überteuerte gekauft und das auch noch umsonst. An der Grenze verlief alles problemlos, unser Auto wurde nicht weiter begutachtet. Die Zöllner haben sich lieber über ihre Verwandten, die in Deutschland leben, unterhalten... Unser Bambus wurde wohlwollend begutachtet und wir wurden dafür gelobt, dass wir ihn gestrichen haben ;-). Und das obwohl die Farbe schon überall abblättert und was bitte soll das bisschen Farbe gegen irgendwelche Parasiten bringen? Aber naja, Regel ist eben Regel, egal wie unlogisch sie ist... wie bei uns eben auch...
Wir sind dann auch noch vollends gut bis nach Los Andes gekommen. Erst die letzten paar Meter im Dorf, hat das Getriebe dann wieder erhebliche Geräusche gemacht, aber da hatte wir ja schon alles geschafft. Unsere Caracolina ist einfach spitze und es kann sie noch nicht einmal ein kaputtes Getriebe aufhalten!

Für uns ist Argentinien ein sehr schönes Land mit wirklich sehr sehr gutem Fleisch. Allerdings ist die südliche Hälfte (ausgenommen die Gegend um Bariloche), landschaftlich nicht so reizvoll, wie Chile, da der größte Teil doch Pampa ist. Die Argentinier sind sehr gastfreundliche und hilfsbereite Menschen, und das obwohl wir die WM gewonnen haben :-). Außerdem sind die Argentinier sehr herzlich. Jeder wird immer mit Küsschen begrüßt, selbst Wildfremde und Männer untereinander küssen sich auf die Wange. Das findet Steffen bis jetzt noch schräg und bekommt immer einen ganz peinlich berührten Blick, wenn er mal wieder von einem Mann geküsst wird :-).
Aber man muss auch sagen, die Argentinier sind sehr selbstverliebt und es vergeht keine Unterhaltung, in der sie nicht über ihr eigenes Land schwärmen. Sie hätten das beste Fleisch (stimmt), den besten Wein (naja, ich finde den von Chile besser), den höchsten Berg der Anden (stimmt), die besten Fußballer (auch darüber lässt sich wohl streiten), aber Maradonna und Messi werden hier wie Götter verehrt und man unterstehe sich sie zu kritisieren. Außerdem gibt es ja nur hier Mate und auch sonst produziert Argentinien alles selbst (außer Bananen, Mango, Ananas... :-)). Die schönsten Wasserfälle haben sie auch (können wir nicht beurteilen, dort waren wir nicht). Auf alle Fälle strengt diese Selbstverliebtheit der Argentinier etwas an. Als gäbe es kein anderes Thema, außer wie toll doch Argentinien ist. Und als Europäer haben wir grundsätzlich eh keine Ahnung über diesen Kontinent und können auch nichts über Argentinien sagen, denn wir meinen nur immer alles zu wissen. So denken viele Argentinier und sagen das einem auch.

Auch sehr komisch finden wir, dass im ganzen Land diese Schilder am Straßenrand stehen:



Auch auf Landkarten sind die Falklandinseln grundsätzlich als argentinisches Terrain gekennzeichnet. Und auch Feuerland, von dem ein großer Teil zu Chile gehört, ist auf argentinischen Landkarten immer als argentinisches Terrain gekennzeichnet.
Die Argentinier haben die Kriege gegen Chile um Feuerland und gegen England um die Falklandinseln nun mal verloren. Ist das nicht, wie wenn in Deutschland überall Schilder stehen würden, auf denen steht: „Preußen, für immer Deutschland“. Die Argentinier rechtfertigen ihre Sichtweise damit, dass das Volk ja diese Kriege nie wollte und sie deshalb auch zu unrecht verloren haben. Ja ok, aber welches Volk wollte denn im Nachhinein schon irgendwelche Kriege, bei denen es Land verloren hat. Ich denke die Argentinier sind einfach schlechte Verlierer... seien es die Falklandinseln, Feuerland oder die WM.
Ein weiteres Minus ist, dass es hier in Argentinien sehr viele extreme Emanzen gibt. Das ist echt anstrengend. Zwar sind die argentinischen Männer ganz schöne Machos und der Kampf der Frauen ist nicht unbegründet, jedoch weiß doch jeder, Mütter machen Machos ;-). Und außerdem heißt für Gleichberechtigung zu kämpfen ja nicht Männer und alles was sie machen zu hassen. So sind aber manche Frauen hier drauf und widersprechen sich dazu auch noch am laufenden Band selbst. Auch der Tangotanz wird zum Teil stark kritisiert, ist er doch purer Machismus, denn der Mann führt ja :-) ...

Wir können auf jeden Fall jetzt verstehen, warum in ganz Süd- und Mittelamerika die Argentinier nicht sehr bliebt sind. Sie halten sich oft für etwas Besseres, zeigen wenig Respekt und sind vielleicht etwas zu selbstverliebt.
Aber wie in jedem Land haben wir auch wieder sehr gute Freunde hier kennengelernt, die dem typischen Bild der Argentinier nicht entsprochen haben. Jedoch muss man sagen, dass dies alles Argentinier waren, die selbst lange im Ausland gelebt haben und deshalb vielleicht nicht mehr so ganz argentinisch waren...

Argentinien ist aber trotz allem ein tolles Land, sehr vielseitig und doch größtenteils europäischer als der Rest des Kontinents. Auch haben sie wirklich das allerbeste Fleisch! Auch wenn man das billigste im Supermarkt kauft, bekommt man gute Qualität und schon allein deswegen lohnt sich eine Reise dorthin, außer natürlich für unsere vegetarischen Freunde ;-).

Buenos Aires y La Plata


Auf unserer Reise hatten wir in Mompiche, in Ecuador, Mercedes aus Argentinien kennengelernt. Sie ist 5 Jahre durch Südamerika gereist, 2 davon auch mit einem Auto. Sie ist vor einem Monat nach Argentinien zu ihrer Familie zurückgekommen und hat uns eingeladen sie zu besuchen. So wurden wir mal wieder sehr herzlich empfangen. Mercedes lebt bei ihrer 80 jährigen Oma in La Plata, eine Stadt 60km entfernt von Buenos Aires. Die Oma hat sich die Tage rührend um uns gekümmert. Hier sind wir mit ihr zu sehen:



La Plata ist eine komplett durchgeplante Stadt, alle Strassen verlaufen sehr geordnet. Hier war wohl auch der ein oder andere Freimaurer am Werk ;-). Die Architektur wirkt sehr europäisch. Hier der Plaza mit der Kirche. Könnte auch irgendwo bei uns sein, oder?



Bei Mercedes Mutter waren wir einen Abend zum Milanesa- (Schnitzel) essen eingeladen und anschließend sind wir alle zusammen zu einer Milonga. Das ist ein Treff, wo Tango getanzt wird. Alles sehr untouristisch und originell. Kein Eintritt, normale Klamotten und live Musik gab es auch. Ich habe auch mal Tango getanzt. Ging... der Mann muss ja führen :-).





Der Tango kommt aus Buenos Aires, nicht aus Argentinien. In Argentinien gibt es andere Folkloretänze, doch der Tango ist speziell der Tanz der Porteños, wie die Leute aus Buenos Aires genannt werden. Hier gibt es an jedem Tag, auch unter der Woche überall Milongas, also Tanztreffs. Auch auf offener Strasse, auf Plätzen oder in Einkaufspassagen treffen sich die Leute nach der Arbeit zum tanzen.

Mit der Tante von Mercedes waren wir einen Tag in der República de los niños. Das ist ein Freizeitpark für Kinder, der einer Republik nachempfunden ist. Alle wichtigen Institutionen einer Republik sind in Miniatur nachgebaut. Komplett möbliert, alles in Kindergröße. Legenden zu folge, hat sich Walt Disney, der Gründer von Disneyland, von dieser Kinderrepublik inspirieren lassen.









Der Bau des Parks wurde von der Präsidentenfrau Eva Perón veranlasst, besser bekannt unter dem Namen Evita. Sie und ihr Ehemann der ehemalige Präsident Juan Perón werden noch heute von vielen Menschen in Argentinien verehrt. Evita setzte sich besonders für die Armen und die Kinder Argentiniens ein, setzte das Wahlrecht für Frauen durch und ging hart gegen die korrupte reiche Elite des Landes vor, was ihr natürlich einige mächtige Feinde einbrachte.
Ihr Ehemann begründetet eine neue politische Strömung, den Peronismus, welcher weder der traditionellen Rechten, noch der Linken zuzuordnen ist. Er suchte einen Mittelweg zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Damit passte er genauso wenig in das „System“ wie Evita und auch er hatte mit so einigen Schikanen zu kämpfen. Zum Beispiel wurde er von seinen Widersachern als amtierender Präsident sogar inhaftiert, musste aber schon nach einigen Stunden aufgrund massiver Proteste der Bevölkerung wieder freigelassen werden. Er war der erste Präsident Argentiniens, der den Arbeitern Rechte zusprach.



Einen Tag waren wir mit Mercedes auch in Buenos Aires. Der Plaza de Mayo, um den herum die Regierungsgebäude stehen, ist der Platz, auf dem Demonstrationen statt finden und auch Festivitäten, wie das einwöchige Fest zur Unabhängigkeit Argentiniens. Mitten auf dem Platz steht das Denkmal an diejenigen Frauen, denen während der schrecklichen Jahre der Militärdiktatur von1976-1983, Babys weggenommen wurden. Diese Babys wurden verkauft an andere Familien, die Kinder haben wollten, aber aus verschiedenen Gründen keine hatten. Heute durch die Aufarbeitung dieser schrecklichen Jahre, müssen viele Kinder im Alter von Steffen feststellen, dass sie eines der damals gestohlenen Babys waren und in einer Familie aufwuchsen, die nicht die ihre ist. Diese Frauen haben hier auf dem Platz jeden Tag darauf gewartet ihre Babys zurückzubekommen, oder eine Antwort darauf, was mit ihnen passiert ist. Deshalb hier dieses Denkmal.



In den Jahren dieser Militärdiktatur wurden Menschen massenweise gefoltert und getötet. Viele sind einfach verschwunden und man weiß bis heute nicht, was mit ihnen passiert ist. Verfolgt wurde jeder, der "linke" Gedanken hatte. Auch Frauen, Schwangere, junge Menschen, alte Menschen. Alle wurden sie brutalst gefoltert von Leuten, die zuvor extra hierfür ausgebildet wurden.
Dieses unbarmherzige Vorgehen gegen "Linksdenkende" fand damals in Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay, Bolivien und Brasilien gleichzeitig statt und wurde Operation Kondor genannt. Auch die Geheimdienste der Länder Peru, Ecuador und Venezuela waren beteiligt. Diese Operation war von langer Hand geplant und von den USA unterstützt. Alle Länder haben zuvor spezielle Foltereinheiten ausgebildet und Geheimgefängnisse errichtet. In Chile haben sie die Menschen in die Stadien gepfercht, um sie dort zu quälen und anschließend zu töten. Aus fast jeder Familien sind damals Menschen einfach verschwunden. Von manchen weiß man heute, wo sie zu Tode gefoltert wurden, andere sind einfach nie wieder aufgetaucht.
Es gibt Historiker und Schriftsteller hier im Lande, die der Meinung sind, dass das was gerade in Europa passiert, genau in diese Richtung geht. Es werden geheime Polizeieinheiten gegründet, Geheimgefängnisse gebaut... für was das alles?

In Buenos Aires sind wir vom Plaza de Mayo aus zum Hafen geschlendert. Der wurde vor einigen Jahren schick renoviert und beherbergt jetzt einige luxuriöse Hotels, Büros und natürlich Steakhäuser. So wie dieses hier:



Manche mögen die ausgestopfte Kuh vor dem Restaurant vielleicht makaber finden, aber die Argentinier ernähren sich nun mal hauptsächlich von Fleisch und hier steht man dazu, dass das nun mal von Tieren kommt und findet da nichts dabei.
Anschließend sind wir mit dem Bus zum Caminito La Boca gefahren. Dem historisch wichtigen Hafen, wo damals die ersten europäischen Siedler ankamen, und wo Buenos Aires sozusagen gegründet wurde. Die ersten Siedler haben in bunten Wellblechhäusern eng auf eng gewohnt. Diese Wellblechhäuser stehen dort heute noch zur Touristenattraktion und beherbergen Suverniershops und Restaurants.







Zum Abschluss unseres Buenos Aires Besuchs, sind wir noch auf den bekannten Friedhof La Recoleta. Hier sind bekannte und reiche Persönlichkeiten begraben. Für sie bzw. ihre Familien wurden ganze Häuschen errichtet. So ist dieser Friedhof wie eine kleine Stadt. In diesen Häuschen werden die toten im Sarg zunächst unter die Erde gelegt, also alle Häuschen sind Unterkellert. Nach ein paar Jahren, wenn nur noch die Knochen übrig sind, werden die Überreste in kleinen Schächtelchen in den Häuschen um den Altar aufgereiht. Die normalen Bürger von Buenos Aires werden aber ganz normal begraben, wie bei uns auch. Dieser Friedhof hier und die Bestattungsweise ist nur was für die Reichen, die natürlich mit der Art des Häuschens und den aus Stein gehauenen Figuren ihren Wohlstand zeigen.
Interessanterweise, zeigen die Menschen hier, obwohl sie in der Regel sehr viel Gläubiger sind, als bei uns, nicht so viel Respekt den Toten gegenüber. So ist auf diesem Friedhof zu beobachten, wie sich Leute (argentinische Touristen, Ausländische waren nicht viele dort), auf die Gräber setzten, um sich zu fotografieren... Und auch wir haben auf dem Friedhof unser Mittagessen zu uns genommen. Hier gab es einfach bequeme Parkbänke und Mercedes meinte, das sei hier kein Problem...







Wegen unserem Auto haben wir von Mercedes aus unseren Freund in Chile noch mal angerufen. Der meinte, er könne uns das Teil für unser Getriebe an sich schicken, das Problem aber seien die Steuern, die Argentinien dann darauf erhebt. Das wäre sehr teuer. So entschlossen wir uns, da das Getriebe ja die 900km bis Buenos Aires gut gelaufen ist, dass wir versuchen die 1400km bis nach Chile auch noch damit zu fahren. Das Problem war nur, dazu müssen wir noch mal die Anden überqueren, noch mal auf 3500 Meter hoch und auf 900 wieder runter. Dazu kam noch, dass der Pass als wir in La Plata ankamen gerade gesperrt war, wegen Schnee und Eis. Der richtige Winter hier schien begonnen zu haben. Wir wussten nicht, wann der Pass wieder öffnen würde und fest stand, mit unsrem Getriebe können wir auf alle Fälle keinen Allrad benutzen, also müssten wir vielleicht noch Schneeketten kaufen... Wir haben dann den Pass übers Internet im Auge behalten. Nach 2 Tagen war er wieder offen und mit Schneeketten passierbar. Nach weiteren 3 Tagen stand nichts mehr von Schneeketten im Internet und für die nächsten Tage war Sonnenschein gemeldet. So haben wir beschlossen es zu versuchen.

Wir hatten insgesamt eine sehr entspannt und angenehme Zeit in La Plata mit Mercedes Familie. Wir waren auf mehreren Milongas und ich habe zweimal Tango getanzt. Sogar Steffen hat sich begonnen dafür zu interessieren, da der Tango ein sehr langsamer Tanz ist, meinte er, der könnte ihm vielleicht sogar liegen ;-). Da müssen wir dann wohl noch einmal zurück kommen, um einen Tanzkurs zu machen und um ganz viel Milanesa und Assado zu essen ;-).

Donnerstag, 2. Juli 2015

Getriebeschaden beim Dorf Stroeder


Etwa 200km nach Puerto Madryn und noch 900km von Buenos Aires entfernt, hat es bei voller Fahrt auf einmal voll den Schlag getan. Steffen hat angehalten und unters Auto geschaut. Das Öl tropfte aus dem Getriebe, wie aus einem Wasserhahn. Scheiße! Was tun, wir hatten kein Getriebeöl dabei. Also sind wir erstmal langsam weiter gefahren. Die Geräusche wurden immer lauter und schlimmer, bis Steffen gesagt hat, so kann er nicht mehr weiter fahren. Aber was tun, ohne Bargeld. Ein paar Kilometer entfernt war ein Dorf, doch auch dahin zu fahren wäre nicht mehr gegangen und ob es da einen Mechaniker gibt ist auch fraglich. Wir haben dann nach einer Weile ein Auto, das aus der Richtung des Dorfes kam angehalten und unser Problem erklärt. Der Fahrer kam aus dem Dorf und kannte dort auch den einzigen Mechaniker. Den hat er für uns angerufen und ihm unsere Situation erklärt. Nach einer Weile kam der Mechaniker Lucas, ein noch ziemlich junger und meinte, er würde uns helfen, aber hätte selbst keine Zeit, Steffen müsste alles selbst machen... Das wir keinerlei Geld hatten, hat ihn nicht weiter gestört. So hat er uns erstmal abgeschleppt zu seiner Werkstatt und hat Steffen gesagt, er solle das Getriebe komplett ausbauen. Das war schon mal eine größere Aktion. Das Auto musste ziemlich hoch aufgebockt werden, um das Getriebe am Stück rauszubekommen. Am Ende haben Steffen plus zwei Männer das Getriebe herausgehieft und dann wurde es erstmal abgedampft, bevor es bis zur Werkbank getragen wurde.







Dort haben wir das Getriebe dann geöffnet. Und konnten den Schaden im Transmissionsteil deutlich sehen. Das ist der Teil vom Getriebe, wo man vom 2-Radantrieb auf 4-Radantrieb umschaltet. Einige Zähne des Zahnrades waren ganz schön demoliert.



Nur was jetzt... So ein Zahnrad bekommt man hier in  Argentinien nirgendswo. Die einzige Möglichkeit wäre das Zahnrad in Buenos Aires reparieren zu lassen. Da bauen die die Zähne irgendwie wieder hin. Das ist aber schweineteuer und hält dann auch nicht lange. Die einzige Möglichkeit wäre also, wenn unser Freund Francisco, den wir in Chile in Los Andes kennengelernt hatten, und der das gleiche Auto hat, noch so ein Getriebe für uns hat. Die Möglichkeit bestand, denn Francisco hatte in seinen Landcruiser einen anderen Motor und damit auch eine anderes Getriebe eingebaut. Doch wir hatten gar keine Telfonnummer oder irgendwelche Kontaktdaten von Francisco und auch nur den Vornamen...
Wir sind dann erstmal Abends von der Mutter des Mechanikers zu einem Assado mit Kartoffelbrei und Salat eingeladen worden. Außerdem zu einer heißen Dusche und einem Bett im warmen Haus. Graciela und die ganze Familie waren wirklich sehr herzlich und so haben wir erstmal ordentlich reingehauen und dann geruhsam geschlafen. Am nächsten Morgen ist Steffen früh morgens mit dem Vater von Lucas wieder in die Werkstatt gefahren und ich habe mit Graciela versucht Francisco in Chile ausfindig zu machen. Was wir dann letztendlich über die Zentrale der Firma, für die er arbeitet, geschafft haben. Ich hab ihn angerufen und er meinte er habe das Getriebe. Ein Glück! Nur wie bekommen wir nun das Getriebe von Chile nach Argentinien? Der Mechaniker Lucas hat vorgeschlagen, wir sollten mit unserem Getriebe, so wie es ist jetzt erstmal nach Buenos Aires weiterfahren, das würde schon gehen, denn die Strecke sei eben. Wir sollten langsam fahren und alle 200km Öl nachfüllen. Unser Freund Francisco sollte uns die kaputten Teile des Getriebes nach Buenos Aires schicken und dort sollten wir in einer Werkstatt dann die Teile austauschen. Er kenne auch vertrauenswürdige Werkstätten in Buenos Aires, wo wir das machen könnten. Ok, also Francisco den Plan erklärt und erstmal losgefahren nach Buenos Aires. Zuvor wurden wir von der Mutter Graciela und der Oma noch reichlich beschenkt mit Nudeln, Zwiebeln, Kürbis und Schampoo, Duschmittel und Creme. Der Vater hat uns noch zwei Mützen geschenkt, damit wir beim schrauben nicht so dreckige Haare bekommen ;-).
Lucas, der Mechaniker hat uns nichts berechnet, noch nicht einmal für die 8-10 Liter Getriebeöl, die er uns ins Getriebe gefüllt hat. Das sei ein Geschenk für die Reise. Da hatten wir mal wieder wahnsinnig Glück! In so einer Notsituation an solch nette Leute zu geraten. Das ganze ist im Dorfe Stroeder passiert. Auch eine ehemals deutsche Kolonie.





Auf dem Weg nach Buenos Aires lief das Auto dann echt gut und man konnte das Getriebe kaum hören. Wir haben aber auch regelmäßig Öl nachgefüllt. Francisco haben wir auf der ganzen Fahrt nicht mehr erreicht, so wussten wir immer noch nicht wies weiter gehen soll, als wir in La Plata, einem Vorort von Buenos Aires, ankamen.
Die Strecke bis nach Buenos Aires war nicht weiter spannend, außer dass es alle möglichen Vögel, Bieber und Storchen direkt von der Strasse aus zu beobachten gab. Ansonsten war es mehr oder weniger Pampa, die dann langsam etwas grüner wurde, bis nach Buenos Aires. Und ein paar eisige Nächte hatten wir auch.



Ach, und dieses tolle Bild ist auch noch auf dem weg entstanden :-):



Über Buenos Aires schreiben wir dann im nächsten Bericht...

Montag, 29. Juni 2015

Puerto Madryn


Kaum auf argentinischer Seite, wieder nichts als Pampa.



Nach einer Weile ganz schön öde, doch sahen wir hier einige Füchse und Nandus, die Straussen ähnlichen Steppenvögel Patagoniens.



Auch einen Adler haben wir vor die Linse bekommen:



In Puerto Madryn hatten wir gehofft Pinguine zu sehen. Doch die seien schon weitergezogen hieß es. Dafür war aber gerade Walsaison. Glattwale, die direkt vom Strand aus zu beobachten waren. Diese kommen hier her, um sich zu paaren und um in der Bucht hier Urlaub zu machen, so jedenfalls wurde es uns in der Touristeninformation erklärt.
Der Glattwal wird auch der „richtige Wal“ genannt, weil er von allen Walen die dickste Fettschicht hat und deshalb auch am meisten gejagt wurde. Bis vor wenigen Jahren wurde er auch noch in Puerto Madryn gejagt, bis er vom Aussterben bedroht war. Nun wird sein Bestand jährlich größer und wir konnten wirklich sehr viele Wale in Küstennähe beobachten. Der Glattwal ist etwa 15 Meter lang und 50 Tonnen schwer. Hier ein paar Bilder, wobei er live viel imposanter erschien :-):





Außerdem sind doch glatt noch drei Pinguine vorbeigeschwommen und so konnte ich doch noch welche sehen!

Am nächsten Tag haben wir uns dann, obwohl es das Budget eigentlich nicht hergab, noch eine einmalige Schnorcheltour mit Seelöwen gegönnt. Das war wirklich was ganz besonderes und das Geld auf alle Fälle wert. Die Seelöwen sind total verspielt und neugierig, ein bisschen wie Hunde. Um uns herum hat es  nur so gewimmelt und wir konnten die Seelöwen streicheln und sie haben an unseren Handschuhen und Flossen geknabbert, aber ganz vorsichtig...











Auch konnten wir vom Boot aus noch mal einen Wal aus nächster Nähe beobachten und auch einen Pinguin. Es war trotz de dicken Anzüge zwar kalt, aber einfach toll!
Wir hatten unsere letzten Bargeld Reserven für die Tour ausgegeben und auf meinem Konto war auch nichts mehr. Da wir sowieso ein paar Tage auf die Überweisung von Steffens letzten Ersparnissen warten mussten und das Geld nur noch für eine Tankfüllung reichte, sind wir den folgenden Tag auch noch in Puerto Madryn geblieben und haben das Forschungsinstitut Cenpat-Conicet besucht. Hier war nämlich zufällig gerade Tag der offenen Tür. Es arbeiten hier Physiker, Biologen und Chemiker, die an verschiedenen Projekten arbeiten, die teilweise vorgestellt wurden. Eine Chemikerin hat mir erzählt, dass es auch ein paar Projekte mit Nanotechnologie gibt. An einer Bürotür im Institut hing dieser tolle Aufkleber:



Was soviel bedeutet wie: „Es ist verboten zu verbieten“ ;-).

Am nächsten Tag sind wir dann immer noch ohne Geld, aber mit noch ausreichend Essen für die nächsten Tage und vollem Tank weiter gefahren in Richtung Buenos Aires.

Vortsetzung folgt...