Mittwoch, 24. September 2014

Bogotá

Bogotá, die Hauptstadt Kolumbiens. Eine riesige Stadt, auf 2600m Höhe, umgeben von Bergen. Eine total verrückte Stadt mit sehr herzlichen Menschen. Unsere ersten Tage hier in Bogotá waren etwas schwierig. Erstens hat Steffen die Höhe etwas zu schaffen gemacht, aber Coca Tee hilft :-). Außerdem ist es hier um einiges kälter als an der Karibikküste. So haben wir uns beide erstmal erkältet. Aber Aqua de Panela hilft und schmeckt lecker! Panela ist ausgekochter und getrockneter Zuckerrohrsaft, den man in Form von harten Klötzen kauft. Davon wird dann ein Stück in kochend Wasser aufgelöst, ne Zitrone reingepresst und fertig. Auch zu schaffen hat uns das Spanisch hier gemacht. In Mittelameroka haben wir die Leute echt gut verstanden und hatten keine Probleme. Aber hier in Kolumbien reden sie super schnell und schludern viel. Außerdem benutzen sie viele andere Wörter oder Redewendungen. Zum Beispiel sagt man hier nicht gib mir..., sondern schenk mir... Inzwischen gehts wieder ganz gut und wir können uns verständigen. 

Hier sieht man einen kleinen Stand der frisch ausgepressten Zuckerrohrsaft verkauft. Hier gibt es überall kleine Stände mit Obst, Würstchen, Arepas, Empanadas, gebratener Schweinehaut "chicharrón", frischen Säften und weiteren kleinen Schweinereien. Das gefällt uns hier wirklich sehr gut :-)!


Hier Steffen mit riesiger Erdbeertorte. Schmeckt aber nicht so gut wie bei uns in Deutschland. Ist hier viel zu süß!



Hier ein kleiner Eindruck von der Altstadt Bogotás "la Candelaria". Nur hier sind die Häuser so klein. Ansonsten hat es wie in jeder Großstadt Wolkenkratzer.


 Mitten in der Großstadt sieht man hier im Kontrast zu den ganzen Autos und Hochhäusern, doch auch hin und wieder ein Eselchen.



In unserer ersten Woche hier haben wir bei Daniel und seiner Freundin Laura gewohnt. Daniel hat uns viel beim Autokauf geholfen. Hat uns erklärt, wie alles funktioniert und ist mit uns zum Automarkt gefahren. Hat ja dann letztendlich auch geklappt. Wir haben ein wunderschönes altes Auto gekauft und reisefertig gemacht. Aber dazu folgt ein extra Bericht von Steffen.

Hier waren wir mit Daniel und Laura (vorne rechts) und noch ein paar Freunden Bier trinken in der T-Zone, oder auch zona rosa genannt. Das ist die Party Zone, in der  sich Bar an Club, an Bar, an Club reiht.


Die letzten zwei Wochen haben wir bei der Familie von Juan verbracht. Eine sehr herzliche Familie, die uns wie ihre eigenen Kinder aufgenommen hat. Die Omi hat uns mit traditionellem Essen verköstigt und am Freitag Abend waren wir immer zum Shabbat Abendmal eingeladen. Die Familie ist nämlich vor einigen Jahren zum Judentum konvertiert. Die Eltern haben Hebräisch gelernt und Freitags gibt es hier immer Abendessen, mit vorheriger Zeremonie. Ähnlich wie das christliche Abendmal gibt es vorher einen Kelch Wein, aus dem jeder einen Schluck nimmt und dann wird das Brot an alle verteilt. Danach gibts ganz normal Essen und wir hatten hier immer jede Menge Spass, da es einige sprachliche Missverständnisse gab, über die sich Juans Eltern noch Tage später amüsiert haben:-).

Hier die ganze Familie beim Shabbat Abendessen:


Mit Juan sind wir auch mehrmals auf die umliegenden Berge gestiegen. Das ist schon nochmal ganz anders anstrengend auf dieser Höhe. Aber von Mal zu Mal gehts besser und wir sehen es als gutes Training für Machu Pichu (der aber nur auf 2300m liegt) und für Bolivien. 

Hier auf einem Berg im nördlichen Teil der Stadt. Keine Ahnung wie der Berg heisst, das weiss auch Juan nicht. Der Pfad hinauf heisst "cascadas viejas". Einmal als Steffen noch krank war bin ich mit Juan und Jerod (ein andere Couchsurfer aus Amerika), hinaufgestiegen:


Und einmal mit Steffen und Juan. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf die Stadt und die umliegenden Berge:


Da Juan unter der Woche immer arbeiten muss, sind wir immer morgens um 6 Uhr frühs auf die Berge gestiegen. Danach waren wir dann erstmal Frühstücken. Hier auf dem Tisch ist das traditionelle Tamal zu sehen. Das ist in Blättern gekochter Reis mit Fleisch und Gemüse. Sehr lecker. Außerdem steht vor mir eine Suppe "changua", aus Milch Eiern, Koreander und Brot. Aber nicht süß. Ich fands lecker, Steffen nich so.


Außerdem sind wir mit Juans Vater Wilson und Juan noch auf den berühmten Berg "Monserrate" gestiegen. Wilson, topp fitt ist vorrausgerannt und wir schnaufend hinterher. Eigentlich war der Weg zum Berg hinauf gesperrt. Und sollte erst später am Tag wieder geöffnet werden. Aber später müssen Wilson und Juan ja arbeiten. Und wie die Colombianer so sind, sind wir dann an den gesperrten Toren vorbeigeklettert :-). Oben angekommen, hat die Polizei noch nicht einmal was gesagt. Das Gute war, wir hatten den ganzen Monserrate, wo sich sonst auch die Menschenmassen tummeln, für uns.

Hier der Weg hinauf auf den Monserrate: 



Hier, wie wir an den gesperrten Toren vorbeigeklettert sind:


Endlich oben angekommen, auf 3150m:


Und hier der Blick auf die 6,8 Millionen Einwohner Stadt. Man sieht auch sehr gut den Smog Film, der über der gesamten Stadt hängt, und das schon morgens um halb 8!


Außerdem waren wir mit Juan auf einer echt krassen Hausparty hier in Bogotá. Wirklich wie im Film. Das ganze Haus künstlerisch gestaltet, mit Performances und den besten DJs der Stadt, die sich alle zwei Stunden abgewechselt haben. Das Publikum war sehr bunt mit allerhand durchgeknallter Gestalten und ziemlich drauf :-). Aber alle Leute extrem freundlich und gechillt. Es war echt voll, gab aber keinen Stress. Auch die Polizei hat keinen Stress gemacht, als sie kam, obwohl allerhand Drogen am Start waren. Das hat uns echt erstaunt, jedoch wurden wir hinterher belehrt, dass die Polizei geschmiert wurde, da es für die Party eigentlich keine Erlaubnis von der Stadt gab :-). So funktioniert das hier... und es funktioniert gut!

Der Verkehr hier in Bogotá ist total verrückt, trotz Pico y Placa (das bedeutet, dass zur Rushhour immer nur Auto fahren dürfen, deren Nummer auf eine bestimmte Zahl endet). Das öffentliche Verkehrssystem ist genauso verrückt. Es gibt keine U-Bahn, nur Busse. Diese haben keine Haltestellen, sondern man steht am Strassenrand und winkt die Busse heran. Dafür muss man natürlich wissen, welchen Bus man braucht und man muss es schaffen bei dem rasanten Tempo mit dem die Busse an einem vorbeisausen, zu lesen was drauf steht. Manchmal halten die Busfahrer auch einfach nicht an, weil sie keine Lust haben, oder gerade auf der Überholspur sind. Im Bus dann ist es erstaunlich wie viele Leute sich da hineinquetschen. Berührungsängste haben die Colombianos auf jeden Fall nicht. Sie drücken einem gerne ihren dicken Hintern entgegen und wenn man aussteigen will, muss man mindestens 10 Minuten vorher aufstehen uns sich bis zum Ausgang durch pressen. Respektvoll sind die Leute hier nicht gerade, so sind es eigentlich immer Steffen und ich die älteren Menschen oder Müttern mit Kindern ihren Sitzplatz anbieten. Alle anderen bleiben selbstverständlich sitzen. Aber hilfsbereit sind sie dann doch. Steigt eine Mutter mit Kind ein, so bietet ihr der junge sitzende Mann nicht seinen Sitzplatz an, jedoch drückt die Mutter ihm einfach ihr Baby auf den Schoss und der fremde Mann kümmert sich dann darum. Auch Taschen oder andere Gepäckstücke werden gerne von fremden Menschen, die einen Sitzplatz haben auf den Schoss genommen. Das ist auch nötig, denn bei dem Fahrstil hier braucht man im Bus beide Hände zum festhalten. Auch unsere Taschen wurden schon freundlichst entgegengenommen. Geklaut wurde noch nie was. Wir haben ein bisschen gebraucht, doch inzwischen können wir hier ganz gut Bus fahren. Und auch Auto. Unser Auto ist nämlich fertig und wir haben die Strassen Bogotás schon unsicher gemacht. Steffen hat sich gut an den Fahrstil hier angepasst: viel Hupen immer überholen, links, rechts, egal und immer über orangene Ampeln sausen.

Hier ein kleiner Eindruck des Verkehrs in Bogotá:


Wir zwei in unserem Auto:


Am Sonntag werden dann für die Fahrradliebenden Colombianos die großen Hauptstrassen in eine Richtung gespert. Das ganze nennt sich: "Ciclovía". Dann ist die ganze Stadt unterwegs auf dem Fahrrad, Inlinern oder zu Fuss.



Außerdem haben wir hier in Bogotá auch noch ein sehr nettes Pärchen, Óscar und Melissa, kennengelernt. Óscar hat auch Philosophie studiert und die gleichen Bücher gelesen wie Steffen :-). Die beiden verstehen sich natürlich prima. Aber auch sonst sind die zwei echt total lieb und wir haben sie echt gerne! Melissa war wohl die erste Latina mit der Steffen Salsa getanzt hat :-). Darauf ist er auch total stolz! Die beiden haben wir des öfteren getroffen und hatten jedes Mal viel Spass zusammen. Melissa hat übrigens auch das Bild von unserem Auto für uns gemacht, das Steffen auf Facebook gepostet hat.

Hier in einem kleinen traditionellen Restaurant zum Frühstücken. Hinten ganz links Melissa, eine von vielen wirklich bildhübschen Kolombianerinnen (das Gerücht stimmt also :-)) und der zweite von rechts ist Óscar. Die andern zwei sind Freunde. 


Es gab Tamal, wie oben schon beschrieben, und heiße Schokolade. Die heisse Schokolade wird hier mit einem Stück Käse serviert. Diesen bröckelt man dann in die heisse Schokolade, lässt ihn zerlaufen und löffelt ihn dann raus. Hört sich komisch an, schmeckt aber echt lecker!


Das war Bogotá. Viel haben wir von der Stadt nicht gesehen, da wir die meiste Zeit unser Auto umgebaut haben. Aber das was wir gesehen haben hat uns gut gefallen und die Menschen die wir hier kennengelernt haben sind uns auch echt ans Herz gewachsen. Der baldige Abschied wird also mal wieder schwer fallen, aber wir sehnen uns auch wieder danach, in etwas wärmere Gegenden zu kommen :-).


1 Kommentar: