Montag, 8. September 2014

Panama City und Segeltour via San Blas Inseln nach Cartagena, Colombia

In Panama City waren wir etwas länger als gedacht, etwa 2 Wochen. Dies lag daran, dass unser Segelboot, das wir zuerst gebucht hatten nicht fuhr, weil der Rest der Gruppe krank war... Also haben wir 2 Wochen lang die Großstadt genossen, was auch ganz schön war, vor allem da in unserem Hostel viele sehr nette Leute aus Deutschland, Österreich, Columbien, Argentinien, Chile und Venezuela waren und auch Steffen nach ein paar Bier gemerkt hat, dass er sich eigentlich schon ganz gut auf Spanisch unterhalten kann. Panama City ist im Vergleich zu San Jose in Costa Rica eine sehr saubere und moderne Stadt. Die Wolkenkratzer sind alles Banken. Dies ist geschichtlich bedingt, da es in früheren Zeiten für ausländische Firmen, speziell Banken Steuervergünstigungen gab und Panama auch bis vor einigen Jahren noch das Bankengeheimnis hatte. Es war einst der Plan Panama City zu einem zweiten Dubai zu machen. Auch heute noch ist Panama City eine florierende Stadt, in der Menschen aus aller Welt arbeiten und leben. In letzter Zeit kommen vor allem viele Venezuelaner nach Panama City, weil in Venezuela, seit dem Tod des Ex Präsidenten Hugo Chaves alles drunter und drüber geht. Die Strassen dort sind nicht mehr sicher, Handys, Schuhe alles wird von Passanten geklaut. Die Wirtschaft Venezuelas ist am Boden und viel Leute gehen nach Panama City, weil es dort Arbeit gibt und ein besseres und sicheres Leben. 

Die alte Stadt Panamas, "Panama vieja" ist als Ruinensiedlung zu besichtigen. Wir waren dort mit zwei Österreichern, Patrick und Thomas, die wir schon auf der Busreise nach Panama City kennengerlent haben und dank welchen wir auch das nette Hostel gefunden haben.




Hier zu sehen, die Skyline von Panama City: 



Hier eine Strasse im Viertel Casco Viejo: Das ist das alte Stadtviertel Panamas mit wunderschönen alten Kolonialbauten und engen Gässchen. Dieses Viertel war noch vor einigen Jahren ein unsicheres, heruntergekommenes Armenviertel. Nachdem die Amerikaner bei der Jagd auf den Präsidenten Panamas Noriega, dieses Viertel 1989 unter Beschuss hatten, haben in den zerfallenen Ruinen die ärmere Schicht Panamas ihr Zuhause gefunden. In diesem Viertel ist und war aber auch der Regierungssitz, und so wurde vor etwa 8 Jahren damit begonnen die alten Kolonialbauten zu renovieren und das heruntergekommene Viertel in eine schöne und sichere Touristenattraktion zu verwandeln


Weiterhin waren wir in Panama City noch zweimal aus zum tanzen, was auch sehr spassig war. Das eine Mal sind wir mit den Hostelbesitzern und Mitarbeitern und deren Freunde durch die Strassen von Casco viejo gezogen, von einem alternativ Club zum nächsten und hatten jede Menge Spaß. Zum Schluss gabs dann noch einen Salsa Kontest, weil natürlich jeder von den Jungs mal mit mir tanzen wollte, so galt es zu entscheiden, wer am besten tanzt: Aregentinier, Spanier, Mexikaner oder Panamnese :-). Ich fand am besten den Panamnesen und den Mexikaner...

Nach zwei Wochen hat es dann endlich geklappt. Ein kleines Segelboot mit einem argentinischen Captain und eine Crew bestehend aus einem Neuseeländischen Pärchen, zwei Israelis die Freundin des Captain aus Argentienien, uns zwei Deutschen und dem Hund Schita war komplett. Die ersten drei Tage unseres Segelturns haben wir bei und auf den San Blas Inseln verbracht. Die ein autonomes Gebiet der indigenen Bevölkerung Panamas, den Kunas, sind. Hier haben wir die Karibik in vollen Zügen genossen. Schnorcheln, Sonnen, frischer Hummer und ein paar Begegbungen mit den dort heimischen Kunas.

Das hier ist unser Segelboot. Die "Corto":


Ganz vorne unser Captain Sebastian, mit dem ersten Maat Hund Schita und dem zweiten Maat Steffen: Die Rollen wurden jedoch auf offener See neu verteilt, aber dazu später.


Beim Frühstücken aufm Boot: Alles auf engstem Raum, aber sehr gemütlich und Brenda, die Freundin des Captain hat uns immer wunderbar verköstigt.


Nach dem Frühstück Sonnenbaden:







Hier eine Kuna Frau, wie sie am Strand von einer der vielen Inseln entlang läuft:


 Das hier ist eine typische Kuna Toilette:


Die Kuna Bevölkerung hat es geschafft trotz der Kolonialisierung durch die Spanier einen Großteil ihrer Kultur zu bewahren. Sie führen heute ein traditionelles Leben, das aber in die moderne Gesellschaft sehr gut integriert ist. Eine der wenigen positiv Beispiele von indigenen Völkern, wie sie heute Leben. Die Kuna leben traditionell, aber gleichzeitig verdienen sie Geld mit Tourismus. Jeder Besucher der San Blas Inseln muss eine Einreisegebühr bezahlen. Zusätzlich verkaufen sie Fisch, den sie fangen an die Segler und auch ihre Kunst, die Molas. Das sind Stoffe die ausgeschnitten und vielschichtig übereinander gelegt und dann von Hand in winzig kleinen Stichen vernäht werden, so dass ein wunderschönes buntes Bild entsteht.

Hier der Fang eines Kuna: die Hummer lagen dann bei uns später auf dem Teller


Hmmm! Lecker! Sogar Steffen hat ordentlich reingehauen! 



Es ist verboten auf den San Blas Inseln Kokosnüsse zu pflücken. Denn Kokosnüsse sind für Kunas Geld. Wenn man Aqua de Pipa haben möchte, dann holt ein netter Kuna einem die Nüsse vom Baum und man bezahlt 50 Cent pro Nuss. So funktioniert es, dass die Kuna traditionell Leben und trotzdem am modernen Wirtschaftsleben teilhaben.



Die Kunas haben auch Handys und Computer, jedoch keine Elektrizität. Sie bringen ihre Geräte zum Aufladen zu den Segelbooten der Touristen, die vor Anker liegen und bitten diese die Geräte aufzuladen. 
Auch sehr interessant, bei den Kunas gibt es und gab es schon immer relativ viele Transvestiten. Sie sind in die Gesellschaft ganz normal integriert. Und es gibt Frauen, Männer und Transvestiten. Jede Gruppe hat ihre speziellen Aufgaben in der Gesellschaft. Dabei ist es nicht etwa so, dass ein heranwachsender Mann sich dazu entscheidet nun eine Frau sein zu wollen. Die Eltern entscheiden nach der Geburt ihres Kindes, ob es als Mann oder als Transvestit aufwachsen und erzogen werden soll, welche gesellschaftliche Rolle das Kind also später mal übernehmen soll.

Die Kuna Familie, die uns auch die Kokosnüsse verkauft hat, hatte auch eine kleine Baby Schildkröte. Die Kunas essen die Schildkröten nicht oder ihre Eier. Diese Familie wollte diese kleine Schildkröte aufziehen und dann hoffen, dass es ein Mädchen ist, die dann jedes Jahr zurück auf dieselbe Insel kommt, um dort ihre Eier zu legen.


 Hier noch mal beim segeln durch die San Blas Inseln. Immer ganz vorne der erste und zweite Maat:



Weiter hinten auf dem Schiff dann der Rest der Crew verteilt:



Noch mal ein Zwischenstopp auf einer der San Blas Inseln. Hier ist fast die komplette Crew zu sehen. Rechts im Hintergrund der Captain mit seiner Freundin und im Mittelpunkt der Rest der Crew. Nur Simon der Neuseeländer, der das Foto geknipst hat fehlt.



Das ist die Karibik. Kristallklares Wasser, weisse Strände und Palmen. Hier kann man es schon ne Weile aushalten! Auch für Schita der Segelhund ist es immer wieder schön festen Boden unter den Füssen zu haben. Sobald in der Nähe von einer der Inseln geankert wird, springt Schita von Bord und schwimmt zum Strand. Dort dreht sie ihre Runden und später möchte sie dann vom Captain mit dem kleinen Schlauchboot abgeholt werden. Zurück am Boot springt sie vom Schlauchboot ins Wasser und klettert dann sehr präzise die Leiter zum Segelschiff hoch. 



Die wilden Strände von San Blas:



Schnorcheln waren wir natürlich auch! Dabei haben wir unzählige Seesterne, bunte Fische, Korallen und eine riesigen Rochen gesehen. Hier noch ein paar Schnorchelbilder:





Da wir nur ein paar Flossen für Steffen hatten und es bis zum Riff ein ganz schönes Stück zu schwimmen war, hab ich mich bei Steffen an der Hose festgehalten und er hat mich gezogen :-)





Und dann begann das große Abenteuer! Die Fahrt übers offene Meer nach Cartagena, Colombia. Wir hatten sehr starken Seegang und der Wind kam aus der falschen Richtung, so dass wir die ganze Fahrt, welche insgesamt 30 Stunden dauerte, immer recht steil gegen die Wellen gefahren sind, was die Situation auf dem Schiff nicht verbessert hat. Innerhalb weniger Stunden war die komplette Crew Seekrank :-). Man konnte richtig zusehen, wie die Gesichter weiss wurden und sich nach und nach alle übergeben haben. Mich hat es am wenigsten stark erwischt, ich hab bis in die Nacht durchgehalten, hab sogar was gegessen (Steffen, der Captain und ich waren die einzigen, die was essen konnten). Aber ich lag fast die ganze Überfahrt in der Kajüte im Bett, denn so richtig wohl war mir auch nicht und es war eher eine beherrschte ständige Übelkeit. Steffen hat sich zwar regelmäßig übergeben, hat das ganze aber mit Humor genommen und war sonst ganz fitt. Der Rest der Crew lag komplett 30 Stunden lang flach ohne Essen und mit ständigem Übergeben.



Bei diesem unheimlich starken Seegang hat dann unser Captain, dem es erstaunlich gut ging, noch das Segel repariert. Eine Meisteleistung. Ich konnte ohne mich festzukrallen noch nicht mal stehen.



Hier noch ein paar Bilder. Steffen nachdem er sich übergeben hatte gings dann auch wieder und er hat so gut wie möglich versucht dem Captain zu helfen. Im Vordergrund einer der Israelis, fix und fertig. Die Israelis, frisch nach drei Jahren Armee hatten zu Beginn noch gespasst, dass sie alles aushalten würden... Am Ende waren sie so fertig, dass sie gemeint haben so einen Segeltrip machen sie nie mehr wieder :-).



Zwischendurch hab auch ich mich auf Deck getraut. Lange hab ichs dort jedoch nie ausgehalten, dann bin ich lieber wieder unter Deck in die Kajüte.



Mitten in der Nacht sind Steffen und ich dann an Deck, um den Sternenhimmel und die fluoreszierenden Algen zu beobachten. Der Captain war an Deck und hat neben dem Autopilot ein Nickerchen gehalten. Uns gings eigentlich so weit ganz gut. Keine Übelkeit, so haben wir uns entschieden mit dem Captain noch ein Tütchen zu rauchen. Nacheinander haben wir alle an der Tüte gezogen um dann alle nacheinander über die Reeling zu kotzen :-). Auch der Captain! Danach wurden die Rollen neu Verteilt: als Captain wurde der Hund Schita ernannt, der sich nun wirklich als einziger während der ganzen Fahrt nicht übergeben hat. Erster Maat war nun Sebastian und zweiter Maat blieb Steffen. Nach unserer nächtlichen Aktion ist dann auch noch der Autopilot ausgefallen. Der Captain konnte ihn im Dunkeln nicht reparieren, also haben Steffen und der Captain in Schichten das Steuer übernommen, so konnte immer einer ein kurzes Nickerchen halten. Das war die Situation, als ich morgens an Deck bin: Der zweite Maat am Steuer und der Capatin hält Wache.


Sebastian hat dann während der Fahrt den Autopilot wieder repariert und so sind wir dann spät Abends nach 30 Stunden auf offener See in Cartagena im Hafen eingelaufen.
Das war unser Segeltrip. Unvergesslich! Wunderschön und auch anstrengend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen