Kaum waren wir auf chilenischer
Seite, war auf einmal alles grün. Wunderschöne dichte Wälder, Seen und Flüsse.
Dass Patagonien auf chilenischer Seite grüner ist, als auf argentinischer
hatten wir zwar schon gehört, aber dass der Wechsel dann so abrupt erfolgt,
hätten wir nicht gedacht. Erst fährt man ewig lang durch die Pampa, dann
überquert man die Grenze und steht auf einmal im Wald.
Als wir nach einigen Stunden auf
die Carretera Austral stießen, die einzige Strasse, die in Chile durch
Patagonien bis in den Süden verläuft, waren wir baff erstaunt. Sie ist
mittlerweile geteert. Zumindest an einige Stellen.
Doch zwischendurch kommen dann auch
wieder Kilometer lange Stücke Dirtroad. Viele davon sind Baustellen, an denen
gesprengt wird usw, um den Ausbau der Straße voranzubringen. Sprengung heißt bei
den Chilenen wörtlich übersetzt übrigens Donnerung ;-). An so einer Baustelle
kann es dann auch mal sein, dass man 1-2 Stunden wartet, bis es weiter geht. So
ist das in Patagonien eben. Dann trinkt man halt noch nen Mate und wartet...
Immerhin scheinen sie nun die
Straße endlich zu asphaltieren. Das ist natürlich gut für die Touristen und
wird auch den Einheimischen insofern helfen, dass dadurch wohl mehr Touristen
nach Patagonien strömen... außerdem, so sagen sie, gehen dann die Autos nicht so schnell
kaputt und man kommt schneller von A nach B. Der Hauptverkehr findet hier bisher
per Schiff statt und das seit jeher auch recht gut... und wird wohl auch so bleiben.
Im ersten Dorf, in La Junta haben
wir übernachtet. Am nächsten Morgen waren wir dann in der öffentlichen
Bücherei. Die ist mit 2 Personen besetzt, hat den ganzen Tag offen, kostenloses
Internet und auch öffentliche Toiletten. Und das alles bezahlt der Staat. Irre!
Bei uns werden die ganzen Steuergelder für sinnlose Kriege, die Rettung von
Banken und für Spionage ausgegeben. Da sieht man mal was möglich wäre, wenn unser
Staat souverän und nicht korrupt wäre! ;-)
Auf der Weiterfahrt kamen wir durch
eine Art Regenwald, durchzogen von Flüssen und umrahmt von Schneebergen. Hier
war es wunderschön und vom Klima her auch etwas milder.
Dann kamen wir an die Küste. Was
hier aussieht, wie ein See, ist in Wirklichkeit das Meer. Die nördlichen Fjorde
von Patagonien.
Patagonien gefällt uns wirklich
sehr gut! Wir müssen auf jeden Fall noch mal herkommen, wenn das Wetter ein
bisschen besser ist. Denn landschaftlich ist es hier wirklich wunder
wunderschön!
Auf dem Weg merkten wir schnell,
dass Bargeld zu bekommen hier nicht so einfach ist. Patagonien ist hier sehr
dünn besiedelt und die Dörfer liegen sehr weit auseinander. Es gab nur eine
einzige Stadt, in der es auf dem Weg einen Bankautomaten gab, doch der hatte
kein Geld. Wir haben von unserem letzten Geld Benzin gekauft und waren froh,
dass unser Sprit, bis Coyhaique gereicht hat. Dort kamen wir nach ca 500 km Carretera Austral mit wunderschönen Aussichten und Landschaften an.
Hier konnten wir bei Cousin und
Cousine von Nicos Mutter aus Antofagasta übernachten. Darüber waren wir auch
sehr froh, denn es war bitterlich kalt. Sie haben ein altes Haus hier gekauft,
weil sie das Stadtleben in Santiago satt haben. Bei der Cousine Edda durften wir
bei den Yogastunden teilnehmen und beim Cousin Erick der in einer Bar arbeitet, haben
wir das Bier von Patagonien „Ariska“ probiert. Schmeckt!
Die Häuser hier sind für die klimatischen Verhältnisse echt krass
gebaut. Die Fenster sind einfach und auch
die Wände sind nicht groß isoliert, überall Löcher und Schlitze. Alle Häuser
werden hier mit Holz beheizt, davon gibt es hier ausreichend. Jedoch führt das
dazu, weil viele Haushalte schlechtes Holz verwenden oder nicht richtig
Feuer machen können, oder aber auch alle möglichen anderen Dinge in ihren Ofen
werfen, dass an kalten Tagen, wenn viel geheizt wird, Coyhaique von einer dicken
Smogschicht eingehüllt ist. Als zum Bespiel vor einigen Wochen der Vulkan Calbuco ausbrach und die ganze Aschewolke nach Bariloche flog, war hier in Coyhaique
die Luft schlechter, als in Bariloche. Manche Einheimische meinen sogar, an den schlimmsten
Tagen wäre der Smog hier mit Städten in China zu vergleichen. Hat eben immer
alles seine Vor- und Nachteile...
Wir hatten auf alle Fälle eine
gute und entspannte Zeit hier, besonders vor dem Ofen!
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