Zunächst muss ich noch einen Fehler aus dem Beitrag davor berichtigen. Ernest Hemingway hat sein berühmtes Buch "Der alte Mann und das Meer" nicht in Cabo Blanco geschrieben, aber er hat sich dort zu diesem Buch inspirieren lassen.
So, nun zum neuen Beitrag. Da Wellentechnisch sowieso nichts los war an der Küste,
haben wir beschlossen nach Cajamarca ins Landesinnere zu fahren. Cajamarca
befindet sich in der Sierra (in den Bergen) und wir haben uns nach so viel
Küstenstaub und Sand mal wieder richtig auf grüne Berge, etwas kühlere und
weniger staubige Luft gefreut.
Auf der Fahrt haben wir endlich mal Cuy (Mehrschweinchen)
ausprobiert. Das wollten wir schon seit Kolumbien probieren, jedoch jedes Mal
wenn wir an einem vorbei kamen, hatten wir gerade keinen Hunger und jedes Mal
wenn wir Hunger hatten, haben wir kein Cuy gefunden. Nun war es soweit: Frittiertes Cuy mit Reis und Kartoffeln:
Schmeckt richtig lecker, auch wenn nicht viel Fleisch dran
ist. Davor gabs eine Standardhühnersuppe, wie es sie hier meistens beim
Tagemenü dazu gibt. Manchmal sind da ganz schön eklige Sachen mit drin in der
Hühnersuppe... die Innereien ess ich ja ganz gerne, aber diese Hühnerfüsse...
da bin ich dann schon froh, dass unser kleiner Papi ja auch froh ist, wenn er
mal was abbekommt.
Unser Papi Chulo spielt jetzt übrigens schon wie ein ganz
großer. Auch mit den großen Hunden und steck auch ganz ordentlich ein :-).
Frech ist er wie Oskar, aber die Straßenköter hier sind echt immer total sozial
und fair zu ihm und lassen sich erstaunlich viel gefallen.
Fährt man von der Küste ins Landesinnere, so geht die Wüste
in grüne Reisfelder über, die wie zu Präinkazeiten mit einem ausgefuchsten
Bewessärungssystem bewirtschaftet werden. Die ersten Berge am Saume der Anden,
sind jedoch grau und karg und sehen auch sehr nach Wüste aus.
Endlich in den Bergen angekommen konnten wir die schönen
Ausblicke genießen. Sehr schön, nach der eintönigen Küstenlandschaft.
Unser erster Stopp sollte die archäologische Stätte Kuntur
Wasi sein. Eine riesige Tempelanlage mitten in den Bergen, die im
Laufe der Zeit wohl von verschiedenen Kulturen genutzt wurde. Erbaut wurde der
Tempel erstmals etwa 1000 vor Christus und dann nach und nach erweitert,
zerstört, umgebaut... wie das halt in der Geschichte so ist. Der Tempel enthält
auch ein unterirdisches Kanalsystem, welches links und rechts vom
Treppenaufgang Wasser die Stufen hinuntergleitet hat.
Gefunden wurden hier auch Steinfiguren, die denen, die wir
in Kolumbien gesehen haben, sehr ählich sehen:
In dem Tempel wurden mehrer Gräber mit reichlich
Grabbeigaben gefunden. Außerdem eine Holzfigur, die angeblich verehrt wurde.
Da es in den Bergen hier jetzt Sommer ist, und die
Regenmonate beginnen, haben wir dann gegen Abend auch ein bisschen Regen
abbekommen. Der lehmige Boden weicht sofort auf und man hat nach kurzester Zeit
mega Lehmbollen an den Schuhen hängen:
Auch Papi hatte ganz lehmige Pfötchen und ist damit ganz
witzig gelaufen :-):
Auf dem Weg weiter Richtung Cajamarca kamen wir an einem
Beerdigungszug vorbei. Total schön, wie die ganzen Leute den Sarg durch die
Hauptverkehrsstrasse tragen und den ganzen Verkehr lahmlegen.
Die Leute hier in den Bergen laufen übrigens noch viel in
traditionellen Klamotten herum. Dazu gehören diese tollen Strohhüte.
Direkt 5 Minuten von Cajamarca entfernt befindet sich das
Örtchen Baños de Inca. Hier hat der letzte Inca, Atahualpa, geweilt, bevor er
von den Spaniern gefasst wurde und in Cajamarca in der Zelle saß. Atahuapla hat
sich versucht mit Gold freizukaufen. Die Spanier sind auf den Deal eingegangen,
haben ihn dann aber trotzdem umgebracht. In
Baños de Inca steht Atahualpa, auch wenn wohl keiner weiß, wie er in Wirklichkeit aussah :-).
Baño de Inca heisst natürlich nicht umsonst Bños... hier
gibt es bis zu 90°C heisse Quellen, die damals schon von den Incas genutzt
wurden. Auch heute befindet sich direkt neben der Ausgrabungsstätte der alten Inca
Anlagen, Wasserbecken. Diese dienen dazu, das Wasser abkühlen zu lassen und einen Pool zum
planschen gibt es auch. Hier sind die Wasserbecken zu sehen. Das Wasser kommt brüh heiss aus
der Erde und kühlt hier dann erstmal ab:
Auch ein kleines Museum ist auf dem Gelände, welches zeigt,
dass die Incas auch sehr sexuell waren. Auch Männer scheinen mit Männern Sex
gehabt zu haben und auch mit Tieren scheint es durchaus gegeben zu haben.
Da sind die Latinos heute schon etwas verklemmter :-),
scheint wohl der katholische Einfluss der Spanier zu sein. Man kann diese Figuren
nämlich nachgebaut auch als Suvernirs kaufen. Diese sind jedoch nicht so
Detailgetreu und es gibt auch nur die Standardstellungen zu kaufen :-).
Am nächsten Tag gings weiter zur nächsten Ausgrabungsstätte.
Noch höher in den Bergen. Cumbe Mayo. Das war wirklich sehr imposant! Ein mehrere Kilometer langes Kanalsystem in einer wunderschönen Berglandschaft.
Das Kanalsystem diente wahrscheinlich dazu, einen Teil des
Fluss aus den Bergen, ins Dorf hinunter zu leiten. Um so das Dorf immer mit
frischem Wasser zu versorgen. Es wir vermutet, dass dieses Kanalsystem von etwa
1000 vor Christus ist. Darauf kommt man, weil in dieser Region Keramiken aus
dieser Zeit gefunden wurden. Ob diese Keramiken jedoch von den Erbauern des
Kanalsystems sind ist sehr fragwürdig. Es kann also sein, dass dieses Kanalsystem wesentlich älter ist. Imposant ist die Konstruktion
selbst. Das Kanalsystem wurde nicht aus perfekten Steinen gebaut, sondern es
wurde in die Felsen hineingschnitten. Aber perfekt! Gerade
Kanten, rechte Winkel und das alles Kilometer lang! Man glaubt die einizge
Möglichkeit wäre, dass diese Menschen das ganze mit einem Stein gebaut haben,
der härter ist, als der Fels in den hineingschnitten wurde. Dieser Stein wurde
in der gesamten Gegend jedocch niemals gefunden und für uns ergibt das alles
keinen Sinn. Wieso sollte man sich die Arbeit machen mit einem Steinwerkzeug so
exakt gerade Kanten in den Fels zu hauen, wenn das doch, um das Wasser von A
nach B zu leiten gar nicht nötig ist. Wir denken, dass es damals wohl eine
Technologie gab, um Stein zu schneiden, oder zu ätzen oder was weiß ich, denn
anders ist das ganze nicht zu erklären. Schaut euch die Fotos selbst an: Glaubt
ihr, das ganze wurde mit Steinwerkzeugen gebaut?
Zum Teil wurden solche rechtwinkligen Zick Zack Verläufe in
den Kanal eingebaut. Eine Theorie ist, dass sie dazu dienten, die Strömungsgeschwinigkeit zu
reduzieren und das Wasser zu reinigen. Denn der Dreck bleibt tatsächlich unten
in den Ecken hängen.
Dieser Viereckige Stein, auf dem Fussabdrücke in 3 versciedenen
Größe zu sehen sind, einmal die eines Kindes, dann die eines Jugendlichen und
die eines Erwachsenen, soll einmal ein ceremeonieller Stein für Rituale gewesen
sein. Was denn auch sonst... Das ist hier auf jeden Fall DIE Standarderklärung,
wenn man nicht weiss, was das ganze einmal war.
Auch Petroglyphen waren immerwieder zu sehen. Zum Teil an den
geraden Kanten des Kanalsystems selbst, aber auch in Höhlen, die in der Nähe
gefunden wurden. Diese Petroglyphen werden derzeit noch entziffert...
Wir warem von diesem Ort total begeistert und wären gerne
noch länger geblieben. Jedoch war es ein bisschen ungemütlich. Immer wieder
Regen und sehr kalt, aber sehr sehr schöne Gegend.
Auch, weil nicht ganz so viel Müll zu sehen war, wie an der Küste. Das ist ein echtes Problem hier in Peru, der Müll. Recycling oder Mülldeponien scheint es nicht zu geben. Wenn es eine Müllabfuhr gibt, dann bringt diese den Müll vor die Stadt und lädt ihn dort irgendwo in de Wüste ab. Der Wind bläst ihn dann durch die Gegend. Oder die Leute schmeissen den Müll einfach vor ihr Haus. Unglaublich... hier ist überall Müll und es ist schwierig einen Stellplatz zu finden, bei dem wir nicht im Müll stehen. Die Peruaner leben im Müll und es scheint sie noch nicht einmal zu stören! Überhaupt... Peru ist im Vergleich zu Ecuador und Kolumbien ein richtiges Drittewelt Land. Manchmal kommt man sich vor wie im Mittelalter. Die Felder werden standardmäßig mit Ochsen bestellt. Traktoren sieht man kaum.
Das konnten wir in Kolumbien z.B. überhaupt nicht beobachten. Selbst hoch oben in den Bergen, haben die Menschen zwar viel von Hand gemacht, aber fürs Pflügen hatten sie Traktoren. In Ecuador hoch oben in den Bergen wird auch mit Ochsen das Feld bestellt, weiter untern, in dichter besiedelten Gegenden, ist dies jedoch nicht üblich.
Auch das Abwassersystem in Peru, wenn vorhanden ist primitivst. Ein offener Kanal, mitten durch die Stadt, der die ganze Brühe ins Meer leitet. Echt krass und da wohnen Menschen direkt an dem Kanal. Es stinkt bestialisch... keine Ahnung wie die das aushalten. Wenn kein Kanalsystem vorhanden ist, wie so oft hier in Peru, dann haben die Leute in der Regel Plumpsklos. Oder sie machen einfach hintern Busch. Manche sogar direkt vor die Haustür. Wir haben Kinder aus der Hautüre raus pinkeln sehen. Auch ist es uns passiert, dass sich Leute und Kinder beim Gespräch mit einer Gruppe einfach umgedreht haben, aber keinen Schritt gegangen sind, um ihre Notdurft zu verrichten. Auf dem Parkplatz in Baños de Inca, als wir gerade auf der einen Seite des Autos gefrühstückt haben, hat doch glatt so ne Alte mit Strohhut dreist auf die andere Seite des Autos gepisst. Dafür hat sie einfach die Beine gespreizt, und ihren Rock leicht angehoben. Unterhose scheint sie nicht getragen zu haben. Klopapier oder so hat sie auch keines benutzt... wischt sich wohl an ihrem Rock dann ab. Wundert mich auf jeden Fall nicht mehr, warum hier manche Leute so nach Pisse stinken... die sind gar nicht alle Inkontinent...
Aber das krasseste war einmal an der Küste. Ein Restaurant direkt am Strand und die Familie wohnte auch dort. Wir durften dort über Nacht stehen und haben uns schon die ganze Zeit gewundert, wo dieser Gestank herkommt. Am nächsten Morgen mussten wie es live miterleben. Der Junge kommt raus und pisst erstmal direkt vor die Tür. Die Mutter geht aufs Klo, um dort in einen Eimer zu pinkeln, den sie dann auch direkt vor dem Haus auskippt. Unglaublich ekelhaft und das in einem Restaurant! Wir waren froh dort nichts gegessen zu haben. Richtig unzivilisiert sind sie hier und es stinkt überall nach Scheisse, Pisse, Aas und Müll. Und das sollen die Nachkommen von hochzivilisierten antiken Kulturen sein? Kaum zu glauben..
Es gibt also auch eine sehr unangenehme Seite von Peru... die wollen wir aber nun erstmal wieder ausblenden und uns den schönen Dingen Perus zuwenden. Denn davon gibt es ja zum Glück auch reichlich.
Auf dem Weg wieder Richtung Küste kamen wir noch in der
kleinen Stadt Magdalena vorbei :-):
Und die letzte Nacht in den Bergen haben wir an einem
wunderschönen Stausee verbracht. Ganz ohne Müll, dafür wurden wir am nächsten Morgen jedoch, beim Frühstück, von
Sandfliegen fast aufgefressen. Tja man kann eben nicht alles haben. Oben in den Bergen ist es kühl und regnerisch. Dafür aber grün und ohne nervige Stechmücken. Weiter untern ist das Klima angenehmer, dafür aber die Landschaft braun und die Stechmücken fressen einen auf.
Der Nächste Stop sollte in Puerto Malabrigo sein, wo es die
berühmte längste Linkswelle der Welt gibt. Der Surfspot heisst Chicama, aber
die Einheimischen wissen nicht warum. Ein bisschen Swell war für die nächsten
Tage auch angesagt, und Steffen war nach der Bergluft schon wieder ganz heiss auf
Salzwasser. Aber davon später mehr...
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